Die Verschwörung
der führende Politstratege der Pharmakonzerne gewesen, deren Medikamente die Mütter gleich zusammen mit ihren Kindern ins Jenseits befördert hatten. Er war als leidenschaftlicher Fürsprecher der Rüstungsproduzenten hervorgetreten, denen es völlig egal war, ob ihre Waffen sicher waren. Dann hatte Buchanan hinter den Kulissen die Fäden für die Automobilindustrie gezogen, die lieber vor Gericht gegangen war als einzugestehen, daß die Sicherheitseinrichtungen in ihren Fahrzeugen nicht dem Standard entsprachen. Und schließlich, bei seinem allergrößten Coup, hatte Buchanan die Tabakindustrie in einem blutigen Krieg an allen Fronten angeführt. Damals hatte Washington es sich nicht leisten können, Buchanan oder seine Klienten zu ignorieren. Und er hatte ein Riesenvermögen zusammengerafft.
Viele der Strategien, die Danny Buchanan damals ausgeheckt hatte, waren inzwischen Allgemeingut und wurden auch bei den derzeitigen Gesetzesmanipulationen benützt. Vor Jahren hatte Buchanan von »seinen« Abgeordnete Gesetzesvorlagen lancieren lassen, die von vornherein zum Scheitern verurteilt waren, um auf diese Weise die Basis für spätere Veränderungen zu unterminieren. Heute wurde diese Taktik im Kongreß ständig angewandt. Nichts haßten Buchanans Klienten so sehr wie Veränderungen. Ständig hatte er seinen Rücken gegen diejenigen decken müssen, die ihm etwas anzuhängen versuchten, da sie das wollten, was Buchanans Klienten nicht wollten. Mehr als einmal hatte er politische Katastrophen abgewendet, indem er die Büros der Abgeordneten mit Briefen und Informationsmaterial überflutet hatte - und mit kaum verschleierten Drohungen, ihnen die finanzielle Unterstützung zu streichen. »Mein Klient wird Ihre Wiederwahl unterstützen, Herr Senator, weil wir wissen, daß Sie für uns da sind. Ach, übrigens, der Spendenscheck ist schon auf Ihrem Wahlkampfkonto.« Wie oft hatte er diese Worte schon gesagt?
Seltsamerweise hatte gerade der Lobbyismus im Dienste der Mächtigen vor zehn Jahren zu einer dramatischen Veränderung in Buchanans Leben geführt. Ursprünglich hatte er zuerst seine Karriere aufbauen und sich dann mit einer Frau zur Ruhe setzen und eine Familie gründen wollen. Um sich noch einmal die Welt anzuschauen, bevor er sich diesem letzteren Vorhaben widmete, war er mit einem 60 000 Dollar teuren Range Rover auf einer Fotosafari durch Westafrika gefahren, hatte dort aber nicht nur wunderschöne Wildtiere gesehen, sondern auch Schmutz, Elend und menschliches Leid, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Bei einer Reise in eine abgelegene Gegend im Sudan war er Zeuge eines Massenbegräbnisses von Kindern gewesen. Man hatte ihm erzählt, eine Epidemie habe sich im Dorf ausgebreitet: eine jener verheerenden Krankheiten, die das Gebiet immer wieder befielen und Alte und Junge dahinraffte. Auf Buchanans Frage nach der Krankheit hatte man ihm geantwortet, es wäre »etwas ähnliches wie die Masern«.
Auf einer anderen Reise hatte er in einem chinesischen Hafen beim Entladen von Milliarden amerikanischer Zigaretten zugeschaut, die von Menschen geraucht wurden, die ihr Leben aufgrund der verheerenden Luftverpestung ohnehin schon hinter Atemmasken verbrachten. Er hatte gesehen, wie man Mittel zur Empfängnisverhütung, die in den Vereinigten Staaten verboten waren, an Hunderttausende von Menschen in Südamerika verschleuderte - mit Gebrauchsanweisungen in englischer Sprache. In Mexico City hatte er Hütten neben Wolkenkratzern gesehen, in Rußland Verhungernde neben verbrecherischen Kapitalisten. Obwohl es ihm nie gelungen war, Nordkorea zu bereisen, wußte er, daß dieses Land ein legalisierter Gangsterstaat war, in dem in den vergangenen fünf Jahren schätzungsweise zehn Prozent der Bevölkerung verhungert war. Jedes Land konnte Buchanan eine neue, schreckliche Geschichte erzählen.
Nach zwei Jahren »Pilgerfahrt« hatte sich Buchanans Interesse an der Ehe und der eigenen Familie in Nichts aufgelöst. Alle sterbenden Kinder, die er gesehen hatte, waren seine Kinder geworden. Seine Familie. Auch wenn auf der ganzen Welt weiterhin frische Gräber für Millionen Junge, Alte und Hungernde ausgehoben wurden - diese Menschen sollten nicht mehr kampflos krepieren. Und Buchanan wollte den Krieg für sie führen. Er hatte alles für sie gegeben, mehr noch, als die Tabak-, Chemie- und Waffenkonzerne von ihm bekommen hatten. Noch heute erinnerte er sich genau daran, wann und wo ihm dies alles bewußt geworden war: beim
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