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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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durch Verwackeln oder Vibrationen der Kamera zu Verzerrungen kam, war wesentlich geringer. Lee schraubte ein 600-mm-Teleobjektiv auf und klappte das dreibeinige Stativ auseinander.
    Er spähte zwischen den Ästen wilder Hornsträucher hindurch und konzentrierte sich auf die Rückseite des Cottage. Vereinzelte Wolken trieben am Mond vorbei und machten die Finsternis um ihn herum noch tiefer. Lee schoß mehrere Fotos; dann verstaute er die Kamera.
    Er starrte wieder zum Haus, doch es war zu weit weg. Von seinem Standort aus konnte er nicht erkennen, ob es bewohnt war oder nicht. Zwar brannte nirgends ein Licht, aber vielleicht gab es in dem Gebäude Räumlichkeiten, die man von hier aus nicht überschauen konnte. Außerdem konnte er von hier die Vorderseite nicht sehen. Möglicherweise war dort ein Fahrzeug geparkt. Bei seinen früheren Märschen zu diesem Haus hatte Lee auf den Verkehr und die Fußspuren geachtet. Viel war allerdings nicht zu sehen gewesen. Offenbar fuhren nur wenige Autos diese Straße hinunter, und Spaziergänger oder Jogger gab es überhaupt nicht. Sämtliche Wagen, die Lee beobachtet hatte, hatten hier umgedreht. Die Fahrer hatten offenbar eine falsche Abbiegung genommen. Alle bis auf eines.
    Lee blickte zum Himmel. Der Wind hatte sich gelegt. Er schätzte grob, daß die Wolken den Mond noch einige Minuten verdecken würden. Er schulterte den Rucksack, verharrte einen Moment mit angespannten Muskeln, als wollte er seine ganze Kraft mobilisieren, und glitt dann zwischen den Sträucher hervor.
    Lee bewegte sich geräuschlos voran, bis er eine Stelle erreichte, wo eine Reihe überwucherter Büsche ihm Deckung bot. Von hier aus konnte er Vorder- und Rückseite des Hauses im Auge behalten. Während er beobachtete, hellten die Schatten sich auf, als der Mond wieder hinter den Wolken zum Vorschein kam - ein leuchtendes Gesicht, das Lee müßig zu beobachten und sich zu fragen schien, was er dort trieb.
    Wenngleich die Gegend ziemlich einsam war, war die Innenstadt Washingtons nur vierzig Autominuten entfernt, was dieses Haus in vieler Hinsicht sehr praktisch machte. Lee hatte Erkundigungen über den Besitzer eingezogen und festgestellt, daß er sauber war. Dem Mieter jedoch kam man nicht so leicht auf die Spur.
    Lee zog ein Gerät hervor, das wie ein Kassettenrecorder aussah, jedoch ein batteriebetriebener Türschloßknacker war. Dann folgte ein Etui mit Reißverschluß. Lee öffnete es, tastete die darin befindlichen Dietriche ab und suchte den heraus, den er benötigte. Mit einem Imbusschlüssel schraubte er den Dietrich am Gerät fest. Seine Finger bewegten sich schnell und sicher, auch dann noch, als wieder eine Wolkenbank über ihm hinwegzog und die Dunkelheit erneut tiefer wurde. Lee hatte diese Werkzeuge schon so oft benützt, daß jeder Handgriff auch mit verbundenen Augen gesessen hätte.
    Er hatte sich die Schlösser des Hauses schon bei Tageslicht mit einem Hochleistungs-Feldstecher angeschaut und eine seltsame Entdeckung gemacht. An den Außentüren befanden sich Riegelschlösser. An den Fenstern im ersten und zweiten Stock waren Rahmenschlösser angebracht. Und sämtliche Schlösser und Beschlagteile sahen nagelneu aus. Nagelneue Schlösser an einem verfallenden Mietshaus am Arsch der Welt.
    Als er darüber nachdachte, wurde er so nervös, daß ihm trotz des kühlen Wetters Schweißperlen auf die Stirn traten. Seine Hand legte sich kurz auf die Neun-Millimeter im Gürtelhalfter. Das Metall der Waffe hatte eine beruhigende Wirkung. Lee zog die Pistole hervor und machte sie feuerbereit, indem er den Sicherungshebel löste, den Hammer spannte, so daß eine Kugel in die Zündkammer transportiert wurde, und den Hebel wieder vorlegte.
    Daß die Bruchbude sogar über ein elektronisches Sicherheitssystem verfügte, war der größte Hammer. Ein kluger Mann hätte sein Einbruchwerkzeug eingepackt und wäre nach Hause gefahren, um seinem Auftraggeber zu melden, daß nichts zu machen war. Aber Lee war stolz auf seinen Beruf. Er wollte auch diesen Auftrag zu Ende bringen - oder wenigstens so lange fortführen, bis etwas passierte, daß er es sich anders überlegte. Und wenn es sein mußte, konnte Lee sehr schnell laufen.
    Ins Haus einzudringen war eigentlich nicht besonders schwierig, insbesondere deshalb nicht, weil Lee den Zahlencode der Alarmanlage kannte. Lee hatte sich den Code bei seinem dritten Besuch an diesem Haus beschafft, als die beiden Leute hier erschienen waren. Lee hatte längst gewußt,

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