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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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abzuwischen.
    Auch Lee spürte ein Brennen in den Augen. Es fehlte nicht mehr viel. »Hättest du es doch getan!«
    »Du warst betrunken. Ich sage nicht, daß dies eine Entschuldigung dafür ist, was du getan hast, aber ich weiß, daß du es nicht getan hättest, wärst du nüchtern gewesen. Außerdem hast du aufgehört. Ich habe mir daher gesagt, daß du niemals so tief sinken würdest. Wäre ich mir der Sache nicht ganz sicher, hätte ich dich mit deiner Pistole erschossen, als du bewußtlos warst.« Sie hielt inne, schien nach den passenden Worten zu suchen. »Aber vielleicht war das, was ich dir angetan habe, schlimmer als das, was du mir gestern abend hättest antun können.« Sie schob ihren Teller beiseite und schaute aus dem Fenster. Es schien ein wunderschöner Tag zu werden.
    Als sie weitersprach, besaßen ihre Worte einen wehmütigen Tonfall, der seltsamerweise hoffnungsvoll und bedrückt zugleich war. »Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich meine ganze Zukunft vorgeplant. Ich wollte Krankenschwester werden. Dann Ärztin. Außerdem wollte ich heiraten und zehn Kinder haben. Dr. Faith Lockhart sollte tagsüber Leben retten und dann zu einem wunderbaren Mann nach Hause zurückkehren, der sie liebt, und eine wunderbare Mutter ihrer perfekten Kinder sein. Nachdem ich all die Jahre mit meinem Vater herumgezogen war, wollte ich nur ein Heim, wo ich den Rest meines Lebens verbringen würde. Meine Kinder sollten immer und ewig wissen, wo sie mich finden. Als ich acht Jahre alt war, kam es mir so einfach vor, so ... machbar.« Sie nahm ihre Serviette und tupfte sich die Augen ab, als hätte sie die Feuchtigkeit auf ihren Wangen gerade erst bemerkt.
    Sie schaute wieder zu Lee auf. »Doch jetzt führe ich ein anderes Leben.« Ihr Blick schweifte durch das hübsch eingerichtete Zimmer. »Ich habe es eigentlich nicht schlecht getroffen. Ich habe ‘ne Menge Geld verdient. Worüber beschwere ich mich also? Es ist doch der amerikanische Traum, oder? Geld? Macht? Besitz? Ich habe sogar etwas Gutes getan, wenn auch auf illegale Weise. Aber dann mußte ich alles kaputtmachen. Die besten Absichten, nur mit der Ausführung ging es schief. Genau wie bei meinem Vater. Du hast recht. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.« Wieder hielt sie inne, spielte mit ihrem Besteck, hielt Gabel und Messer senkrecht aneinander.
    »Ich möchte nicht, daß du gehst.« Dann stand sie auf, durchquerte das Zimmer und stieg die Treppe hinauf.
    Lee hörte, daß sie die Schlafzimmertür zuschlug.
    Er atmete tief ein, stand ebenfalls auf und stellte überrascht fest, daß seine Knie zitterten. Er wußte, daß es nicht am Dauerlauf lag. Er duschte, zog sich um und ging wieder nach unten. Faiths Tür war noch geschlossen, und er hatte nicht die Absicht, sie zu stören, was sie auch tun mochte. Um seine Nerven zu beruhigen, beschloß er, eine Stunde mit der weltlichen Aufgabe zu verbringen, seine Waffe zu reinigen. Salz und Wasser waren das reinste Gift für Waffenstahl, und automatische Pistolen waren ohnehin sehr anfällig. Und wenn die Munition nicht von hoher Qualität war, konnte man sich darauf verlassen, daß es zu Ladehemmungen kam - und ein bißchen Sand konnte die gleiche Fehlfunktion hervorrufen. Zudem konnte man eine Ladehemmung bei einer Pistole nicht so einfach beheben wie bei einem Revolver, indem man den Abzug betätigte und eine neue Waffenkammer reinklickte. Bis man die Knarre gerichtet hatte, war man tot. Und so wie es mit seinem bisherigen Glück aussah, würde das genau in dem Moment passieren, wenn er das Ding abfeuern mußte. Auf der Habenseite jedoch hatten 9-mm–Parabellum-Geschosse, wenn sie von einer schweren Smith & Wesson abgefeuert wurden, eine verheerende Durchschlagskraft. Was immer sie trafen, hielten sie auf, sofern es lebte und atmete. Lee hoffte inständig, die Waffe nicht einsetzen zu müssen. Denn wenn er sie benützte, bedeutete es aller Wahrscheinlichkeit nach, daß jemand auf ihn schoß.
    Er lud das fünfzehnschüssige Magazin nach, schob es in den Griff und beförderte eine Patrone in die Kammer. Dann legte er den Sicherungshebel um und steckte die Waffe ins Halfter. Er fragte sich, ob er mit der Honda in den Ort fahren und sich im Laden eine Zeitung kaufen sollte; dann aber wurde ihm klar, daß er weder die Kraft noch das Verlangen hatte, sich einer dermaßen schlichten Aufgabe anzunehmen. Außerdem wollte er Faith nicht allein im Haus lassen. Wenn sie herunterkam, wollte er hier sein.
    Als er zur

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