Die Verschwörung
sagen.«
»In meinem Fall frage ich mich das . Ich arbeite nämlich lange, hab’ keine festen Bürostunden. Ich weiß nur, daß meine Kinder zu mir gehören.«
»Du hast Jura studiert, sagst du?«
»Ja. In Georgetown.«
»Anwälte verdienen gutes Geld. Und der Beruf ist nicht annähernd so gefährlich wie der eines FBI-Agenten.«
»Wahrscheinlich nicht.« Brooke spürte allmählich, wohin das Gespräch führte.
»Vielleicht denkst auch du mal über einen Berufswechsel nach. Da draußen gibt es zu viele Irre. Und sie haben zu viele Kanonen. Als Ken beim FBI anfing, gab’s noch keine Kinder, die kaum laufen können, aber mit Maschinenpistolen herumfuchteln und Menschen abknallen wie in einem blöden Zeichentrickfilm.«
Brooke wußte nichts darauf zu antworten. Sie stand nur da, Kens Notizbuch in der Hand, und dachte an ihre Kinder.
»Ich bring’ dir den Kaffee.«
Anne machte die Tür hinter sich zu, und Brooke ließ sich in den nächstbesten Sessel sinken. Sie hatte eine plötzliche Vision, wie sie steif und leblos in einen schwarzen Sack geschoben wurde, während die Handleserin ihren entsetzten Kindern die schlimme Nachricht überbrachte. Ich hab ’s eurer Mutter ja gesagt! Scheißdreck. Brooke schüttelte die Vorstellung ab und schlug den Ordner auf. Anne kam mit dem Kaffee, ließ sie aber sofort wieder allein. Mit neuer Energie machte sich Brooke an die Sichtung der Unterlagen. Und was sie fand, beunruhigte sie zutiefst.
Ken Newman hatte mindestens in den letzten drei Jahren Bares auf sein Girokonto eingezahlt. Es waren kleine Summen gewesen - hundert Dollar hier, fünfzig da -, und zwar ohne System. Brooke zog die Liste hervor, die Sobel ihr gegeben hatte, und schaute sich die Daten jener Tage an, da Ken am Schließfach gewesen war. Die meisten stimmten mit den Tagen überein, an denen er Bargeld aufsein Konto eingezahlt hatte. Ken war offenbar zum Fach gegangen, hatte neues Bargeld dazugelegt, einige der alten Scheine herausgenommen und sie aufs Familienkonto eingezahlt - vermutlich bei einer anderen Bank; er konnte ja schlecht als Frank Andrews Bargeld aus seinem Safe holen und es bei der gleichen Bankfiliale als Ken Newman wieder einzahlen.
Alles zusammen ergab zwar eine beträchtliche Summe, aber noch lange kein Vermögen. Die Gesamtsumme des Geldes auf Kens Girokonto war nie sehr hoch gewesen, weil er ständig Schecks ausgeschrieben hatte, die sein Guthaben schrumpfen ließen. Sein FBI-Gehalt wurde direkt überwiesen, wie Brooke feststellte. Zudem waren zahlreiche Schecks auf eine Börsenmaklerfirma ausgestellt worden. Sie fand die Unterlagen in einer anderen Schublade und zog den raschen Schluß, daß Newman zwar kein reicher Mann gewesen war, aber ein hübsches Portefeuille angehäuft hatte. Die Unterlagen zeigten, daß er es gewissenhaft weiter ausgebaut hatte. Da der Haussemarkt noch immer florierte, waren seine Investitionen beträchtlich angewachsen.
Abgesehen von den Bareinzahlungen bekam Brooke nichts allzu Ungewöhnliches zu sehen. Ken hatte Geld gespart und es gut angelegt. Er war zwar nicht reich, aber es ging ihm gut. Die Dividenden des Investmentkontos waren ebenfalls auf sein Girokonto geflossen und machten das Bild seines wahren Einkommens noch unübersichtlicher. Es würde schwierig sein, den Schluß zu ziehen, daß an Ken Normans Finanzen irgend etwas mysteriös war - es sei denn, man schaute sie sich wirklich ganz genau an. Und wenn man nichts über das Bargeld im Schließfach wußte, konnte die Geldmenge, um die es ging, eine eingehende Untersuchung kaum rechtfertigen.
Das Verwirrende war die Bargeldsumme im Schließfach. Warum bewahrte jemand soviel Geld in einer Kiste auf, in der es keine Zinsen brachte? Ebenso wie das Bargeld verwirrte Brooke etwas, das sie nicht fand. Als Anne kam, um nach ihr zu schauen, fragte sie danach.
»Ich finde keine Unterlagen über Hypothekenzahlungen oder Zahlungen per Kreditkarte.«
»Wir zahlen keine Hypothek. Das heißt, nicht mehr. Wir hätten dreißig Jahre lang zahlen müssen, aber dann hat Ken die ganze Schuld auf einen Schlag getilgt.«
»Wann war das?«
»Ich glaube, vor drei oder vier Jahren.«
»Was ist mit Kreditkarten?«
»Ken hielt nichts von Kreditkarten. Wir haben alles bar bezahlt. Haushaltsgeräte, Kleider, sogar Autos. Wir haben nie Neuwagen gekauft, nur gebrauchte.«
»Ganz schön clever. Da habt ihr Unsummen an Finanzierungsgebühren gespart.«
»Wie gesagt, mit Geld kannte Ken sich aus.«
»Hätte ich das
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