Die Verschwörung
Abgang schon vorbereitet.«
»Wenn ich abtrete, werden nicht mal Ihre Spionagesatelliten meine Fährte aufstöbern können.«
»Zuversicht ist eine feine Sache. Nur ist sie manchmal fehl am Platze.«
»Mehr wollten Sie mir nicht sagen? Daß ich mich auf meinen Abgang vorbereiten soll? Ich bin schon darauf vorbereitet, seit ich Ihnen das erste Mal begegnet bin.«
Thornhill erhob sich. »Sie konzentrieren sich auf Senator Milstead. Besorgen Sie uns gutes und ergiebiges Material. Bringen Sie Milstead dazu, daß er darüber redet, was er nach der Pensionierung an Einkünften hat und über die nominellen
Aufgaben, die er dafür zu erfüllen hat. Je mehr Einzelheiten, desto besser.«
»Es wärmt mir das Herz, wenn ich sehe, wieviel Spaß diese Geschichte Ihnen macht. Wahrscheinlich noch viel mehr Spaß als damals die Sache in der Schweinebucht.«
»Das war vor meiner Zeit.«
»Tja, ich wette, auch Sie haben irgendwo Ihre Duftnote hinterlassen.«
Thornhill wirkte für eine Sekunde aufgebracht; dann kehrte seine Gelassenheit wieder. »Sie würden einen guten Pokerspieler abgeben, Danny. Aber vergessen Sie bitte nicht, daß ein Bluff auch dann einer bleibt, wenn man nichts von Wert in der Hand hat.« Er zog seinen Trenchcoat über. »Machen Sie sich keine Umstände, ich finde schon allein hinaus.«
Dann war er auch schon fort. Es schien, als könne Thornhill so plötzlich auftauchen und verschwinden wie ein Schatten. Buchanan lehnte sich im Sessel zurück und atmete tief ein und aus. Seine Hände bebten. Er drückte sie fest auf die Tischplatte, bis das Zittern nachließ.
Thornhill war wie ein explodierender Torpedo in Buchanans Leben aufgetaucht. Im Grunde, war er, Buchanan, Thornhills Lakai geworden und spionierte nun jene Leute aus, die er seit Jahren mit seinem eigenen Geld bestach. Nun sammelte er Material für dieses Scheusal, der es für Erpressungen benützte. Und Buchanan war hilflos und konnte ihn nicht daran hindern.
Ironischerweise hatten der Schwund seines Vermögens und seine jetzige Tätigkeit im Dienst eines anderen Mannes Buchanan genau dorthin zurückgebracht, woher er einst gekommen war. Er war an der berühmten Philadelphia Main Line aufgewachsen und hatte auf einem der prächtigsten Landsitze dieser Gegend gelebt. Wie dicke graue Pinselstriche hatten Mauern aus Feldstein eine gewaltige, makellose Rasenfläche umgrenzt, auf der eine riesige Villa von fast viertausend Quadratmetern Wohnfläche mit breiten, überdachten Veranden gestanden hatte - eine Villa mit mehr Schlafzimmern als ein Studentenwohnheim und üppig ausgestatteten Bädern mit teuren Fliesen und vergoldeten Wasserhähnen. Sogar über der einzeln stehenden Vierfachgarage hatte sich eine Wohnung befunden.
Es war die Welt der blaublütigen Amerikaner gewesen, in der ein verhätscheltes Dasein und zerstörte Erwartungen nebeneinander existierten. Buchanan hatte dieses verzwickte Universum zwar aus einer vertraulichen Perspektive beobachtet, jedoch nicht zu seinen privilegierten Bewohnern gehört. Seine Familie hatte die Chauffeure, Hausmädchen, Gärtner, Hausmeister, Kindermädchen und Köchinnen der Blaublütigen gestellt. Nachdem die Buchanans die Kälte des kanadischen Grenzlandes überstanden hatten, waren sie scharenweise in den Süden ausgewandert, wo das Klima angenehmer war und die Arbeit keine Äxte, Flinten und Angelhaken erforderte. In Kanada hatten sie fischen und jagen müssen, um sich ernähren zu können, und Bäume fällen, um es warm zu haben, hatten aber hilflos zuschauen müssen, wenn die Natur ihre Reihen dezimierte - ein Prozeß, der die Überlebenden freilich stark und ihre Nachkommen noch stärker gemacht hatte. Danny Buchanan war vielleicht der Stärkste von allen.
Der junge Danny hatte den Rasen gegossen, den Swimmingpool gereinigt, den Tennisplatz gefegt, hatte gestrichen, Blumen gepflückt, Gemüse geerntet und auf angemessen respektvolle Weise mit den Kindern gespielt. Als er älter wurde, hatte er in der Abgeschiedenheit labyrinthartiger Blumengärten seine ersten sexuellen Erfahrungen mit der jüngeren Generation der verzogenen Reichen gesammelt, hatte mit ihnen zusammen geraucht und Alkohol getrunken. Als zwei dieser jungen Reichen zu Grabe getragen wurden, war Danny sogar einer der Sargträger gewesen und hatte aufrichtig geweint. Die Verstorbenen hatten ihr privilegiertes Leben weggeworfen, hatten zuviel Whisky mit hochgezüchteten Sportwagen kombiniert, zu hohe Geschwindigkeit mit zu beschränkten
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