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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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quadratischen Haustürfenster mit Pappdeckeln abgedichtet worden waren. Verrückt. Lee nahm den Fotoapparat hervor und machte ein paar Aufnahmen.
    Da er die Suche so schnell wie möglich abschließen wollte, eilte er die Treppe hinauf in den ersten Stock. Vorsichtig öffnete er die Tür zum ersten Schlafzimmer, spähte hindurch und sah ein kleines, gemachtes Bett. Ein schimmeliger Geruch schlug ihm entgegen. In diesem Zimmer waren auch die Wände noch nicht fertig: Lee drückte eine Hand gegen die rauhen Planken und spürte sofort den Luftzug, der von draußen durch die Risse drang. Für einen Augenblick war er erstaunt, als er einen dünnen Lichtstrahl sah, der vom höchsten Punkt der Wand ins Zimmer fiel. Dann wurde ihm klar, daß es der Mondschein war. Er fiel durch einen Spalt an der Stelle, an der Wand und Dach aufeinanderstießen.
    Vorsichtig öffnete Lee die Tür des Einbauschranks. Sie stieß ein protestierendes Quietschen aus, daß Lee vor Schreck der Atem stockte. Keine Kleider, nicht mal ein Kleiderbügel. Lee schüttelte den Kopf und ging in das angrenzende Bad. Hier gab es eine modernere, abgehängte Decke, einen Linoleumboden mit Kieselmuster und Wände aus Dämmplatten mit abblätternden geblümten Tapeten. Die Dusche war ein Kasten aus Fiberglas. Doch es gab weder Handtücher noch Toilettenpapier oder Seife. Mit Duschen war es also nichts, nicht mal mit Frischmachen.
    Lee ging in das nächste, nebenan liegende Schlafzimmer. Hier war der Schimmelgeruch so intensiv, daß Lee sich beinahe die Nase zuhalten mußte. Der Schrank war ebenfalls leer.
    Irgendwie paßte alles nicht zusammen. Lee stand in einer Pfütze aus Mondlicht, das durchs Fenster fiel, und spürte, wie der Luftzug seinen Nacken kitzelte - der Hauch kam durch Risse und Spalten in den Wänden. Lee schüttelte den Kopf. Was trieb Faith Lockhart hier? Lee hatte vermutet, daß sie dieses Haus als eine Art Liebesnest nutzte, auch wenn er sie hier nur mit einer hochgewachsenen Frau gesehen hatte. Man weiß ja nie, wo die Vorlieben mancher Leute liegen. Aber in dieser verfallenen, muffigen Bruchbude konnten sie es unmöglich miteinander getrieben haben.
    Lee ging wieder nach unten, durchquerte den Flur und betrat den zweiten Raum, den er für das Wohnzimmer hielt. Auch hier waren die Fenster vernagelt. An einer Wand stand ein Bücherregal ohne Bücher. Wie in der Küche war auch hier die Decke noch nicht fertig. Als Lee den Strahl der Taschenlampe nach oben richtete, sah er kurze Holzstücke, die x-förmig zwischen den Deckenbalken festgenagelt waren und eine Art Gitter bildeten. Ihr Holz unterschied sich deutlich von dem älteren des Gebälks: Es war heller und hatte eine andere Maserung. Waren es Zusatzstützen? Wozu dienten sie?
    Lee schüttelte den Kopf wie jemand, der sich seinem Schicksal ergibt. Nun mußte er sich auch noch darum sorgen, daß ihm jeden Moment die erste Etage auf den Kopf stürzen konnte. Er stellte sich vor, was die Presse schreiben würde. Die Schlagzeile wurde vermutlich lauten:
    GLÜCKLOSER PRIVATDETEKTIV VON DUSCHKABINE ERSCHLAGEN, und darunter:
    DIE STEINREICHE WITWE: »KEIN KOMMENTAR.«
    Als Lee in die Runde leuchtete, erstarrte er. In einer Wand befand sich eine Tür. Höchstwahrscheinlich ein Einbauschrank. Daran war nichts ungewöhnlich, sah man davon ab, daß die Tür mit einem Schloß versehen war. Lee ging hinüber, betrachtete sie eingehend und musterte den kleinen Haufen Sägemehl, der genau unter dem Schloß am Boden lag. Offensichtlich war es übriggeblieben, als jemand die Löcher für das Schloß in die Holztür gebohrt hatte. Ein Schloß mit Feststeller. Ein Sicherheitsschloß, das man erst kürzlich an einer Schranktür befestigt hatte - in einem Haus am Arsch der Welt. Was konnte hier so wertvoll sein, daß man diese Mühe auf sich nahm?
    »Verdammt«, fluchte Lee noch einmal. Er wollte verschwinden, konnte den Blick aber nicht von dem Türschloß nehmen. Wenn Lee Adams überhaupt einen Fehler hatte - und in seiner Branche konnte man es kaum als Fehler bezeichnen, im Gegenteil -, dann war es Neugier. Geheimnisse zogen ihn an, und Menschen, die irgend etwas vor ihm verbergen wollten, machten ihn wild. Als bodenständiger Bursche, der fest davon überzeugt war, daß reiche Mächte die Erde beherrschten und normalen Menschen wie ihm nur Ärger machten, glaubte Lee aus tiefster Seele an die Notwendigkeit, diese Mächte bloßstellen zu müssen. Und um dies in die Tat umzusetzen, klemmte er sich nun die

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