Die Verschwörung
Taschenlampe unter die Achselhöhle, schob die Waffe ins Halfter und zückte seinen elektrischen Türschloßknacker. Seine Finger arbeiteten flink, als er einen neuen Dietrich in das Gerät schob; dann holte er tief Luft, steckte den Dietrich ins Schloß und aktivierte das Gerät.
Als der Riegel zurückglitt, atmete Lee erneut tief durch, zückte die Pistole, richtete sie auf die Tür und drückte die Klinke herunter. Eigentlich glaubte er nicht, daß jemand sich in dem Schrank eingeschlossen hatte und ihm nun ins Gesicht springen würde; andererseits hatte er schon seltsamere Dinge gesehen. Vielleicht hielt sich doch jemand hinter der Tür auf.
Als Lee sah, was der Schrank enthielt, wünschte er sich beinahe, jemand hätte ihm aufgelauert. Dann wären seine Probleme einfacher gewesen. Er fluchte mit zusammengebissenen Zähnen, steckte die Pistole weg und machte, daß er davonkam.
Aus dem Schrankinneren fiel der Schein der blinkenden roten Lichter aus der Apparatur verschiedener elektronischer Geräte durch die offene Tür.
Lee stürmte ins andere Zimmer, leuchtete mit gleichmäßigen Bewegungen die Wände ab. Dann sah er es. In die Wand neben der Zierleiste war ein Kameraobjektiv eingelassen. Wahrscheinlich eine nadeldünne Linse, die speziell für verdeckte Überwachungen entwickelt worden war. Bei der erbärmlichen Beleuchtung war sie unmöglich zu sehen, doch der Strahl der Taschenlampe brachte sie zum Aufblinken. Als Lee den Lichtkegel im Kreis bewegte, entdeckte er drei weitere Objektive.
Gütiger Himmel! Das Geräusch, das er vor einiger Zeit gehört hatte, hatte vermutlich irgendein Gerät eingeschaltet, das die Kameras steuerte. Lee eilte zum Wohnzimmerschrank zurück und ließ die Taschenlampe vor dem Videorecorder aufleuchten.
Wo war der Auswurfschalter, verdammt? Lee entdeckte ihn schließlich und betätigte ihn, doch nichts geschah. Er drückte den Schalter mehrmals. Dann betätigte er die anderen. Nichts. Schließlich fiel sein Blick auf das zweite kleine Infrarotportal an der Vorderseite des Gerätes, und er hatte seine Antwort. Der Recorder wurde ferngesteuert. Man hatte die Schaltungen überbrückt.
Lee gefror das Blut in den Adern, als er daran dachte, welche Weiterungen sich hinter dieser Sache auftaten. Er fragte sich, ob er eine Kugel in die Kiste jagen sollte, damit sie das kostbare Videoband ausspuckte. Aber er hatte keine Ahnung, ob das verfluchte Ding gepanzert war und er sich womöglich einen Querschläger einfing. Angenommen, die Anlage war mit einer Echtzeit-Satellitenverbindung ausgerüstet, und das Band diente nur als Sicherheitskopie? Gab es hier etwa auch eine Kamera? Vielleicht beobachtete man ihn in diesem Augenblick. Eine lächerliche Sekunde lang war er versucht, den möglichen Beobachtern wenigstens die Zunge herauszustrecken.
Lee wollte erneut die Flucht ergreifen, als ihm plötzlich eine Idee kam. Er schob die Hand in den Rucksack. Seine sonst so ruhigen Finger zitterten nun leicht und schlossen sich krampfhaft um den kleinen Behälter. Lee zog ihn hervor und kämpfte eine Sekunde mit dem Deckel; dann gelang es ihm, den kleinen, aber starken Magneten herauszunehmen.
Magneten waren ein beliebtes Einbruchwerkzeug, denn sie eigneten sich ideal dazu, Fensterbolzen aufzuspüren und freizubekommen, wenn man sich erst durchs Glas geschnitten hatte. Anderenfalls konnten diese Bolzen den geschicktesten Einbrecher schachmatt setzen. Nun aber sollte der Magnet die umgekehrte Rolle spielen: Er sollte Lee nicht beim Einbrechen helfen, sondern ihn bei seinem hoffentlich spurlosen, unsichtbaren Abgang unterstützen.
Lee nahm den Magneten in die Hand, ließ ihn über die Vorderseite des Videorecorders und dann über dessen Oberseite gleiten - so oft, wie er es in der einen Minute konnte, die er sich erlaubte, bevor er um sein Leben laufen wollte. Er betete darum, daß die Magnetfelder die Bilder auf dem Band löschten. Die Bilder von ihm.
Als die Minute um war, warf Lee den Magneten in den Rucksack zurück, wirbelte herum und rannte zur Tür. Nur Gott wußte, wer vielleicht schon auf dem Weg hierher war. Plötzlich stockte sein Schritt. Sollte er noch einmal zum Schrank zurück, den verdammten Recorder herausreißen und mitnehmen? Doch das nächste Geräusch, das er hörte, ließ ihn diesen Gedanken vergessen.
Ein Auto näherte sich.
»Verdammte Scheiße!« zischte Lee. Faith Lockhart und ihre Begleiterin? Sie waren doch nur jeden zweiten Tag hier aufgekreuzt! Man konnte sich aber
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