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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Serow hatte jedoch schon vor langer Zeit gelernt, daß die kinetische Energie sich vervierfachte , wenn man die Geschwindigkeit der Kugel verdoppelte. Und seine Waffe und ihre Munition standen in Sachen Geschwindigkeit ganz weit oben. Ja, es war wunderschön.
    Allerdings konnte die Kugel ihres Stahlmantels wegen einen Menschen leicht durchschlagen und den töten, der hinter ihm stand - ein bei Soldaten, die in die Schlacht zogen, nicht unbeliebtes Phänomen. Auch Killern, die es auf zwei Opfer abgesehen hatten, wußten diesen Effekt zu schätzen. Falls aber doch eine zweite Kugel nötig war, um die Frau zu erledigen - sei’s drum. Munition war relativ billig. Und Menschen eben auch.
    Serow holte kurz Luft, verharrte absolut regungslos und drückte leicht auf den Abzug.
    »O Gott!« rief Lee, als er sah, daß der Körper des Mannes zuckte und mit Wucht gegen die Frau geschleudert wurde. Die beiden stürzten zu Boden, als wären sie aneinandergekettet.
    Lee rannte instinktiv aus dem Waldstück hervor, um der Frau zu helfen - als eine Kugel den Baum genau neben seinem Kopf traf. Sofort ließ Lee sich zu Boden fallen und kroch in Deckung. Schon schlug die nächste Kugel in seiner Nähe ein. Er lag auf dem Rücken und zitterte so heftig, daß er sich kaum auf das verdammte Fernrohr konzentrieren konnte; dennoch suchte er die Gegend ab, aus der die Schüsse seiner Meinung nach gekommen waren.
    Wieder schlug ein Geschoß dicht neben ihm ein und schleuderte ihm Dreck ins Gesicht, der ihm in den Augen brannte. Wer immer sich da draußen versteckte, wußte, was er tat, und war gut genug bewaffnet, um einen Dinosaurier zu erledigen. Lee bemerkte, daß der Schütze sich immer besser auf ihn einschoß.
    Daß der Mann einen Schalldämpfer benützte, erkannte Lee am Klang der Schüsse: Sie hörten sich an, als würde jemand mit der flachen Hand an eine Mauer klatschen. Zack. Zack. Zack. Wie platzende Luftballons auf einem Kinderfest und nicht wie kleine, kegelförmige Metallstücke, die mit einer Million Mach flogen, um einen Privatschnüffler umzunieten.
    Abgesehen von der Hand, die das Fernrohr hielt, bemühte er sich, kein Glied zu rühren, nicht mal zu atmen. Einen schrecklichen Augenblick lang sah er den roten Streifen eines Laserpfeils wie eine neugierige Schlange neben seinem Bein aufblitzen, dann war er wieder verschwunden. Er hatte nicht viel Zeit. Wenn er hierblieb, war er ein toter Mann.
    Lee legte das Schießeisen auf seinen Brustkorb, streckte die Finger aus und tastete einen Moment vorsichtig über den Boden, bis seine Hand sich um einen Stein schloß. Blitzschnell drehte Lee das Handgelenk, warf den Stein etwa anderthalb Meter weit, traf einen Baumstamm und wartete. Wenige Sekunden später schlug an der gleichen Stelle eine Kugel ein.
    Als das sauerstoffarme, überheiße Gas, das aus dem Gewehrlauf jagte, mit der Außenluft zusammenstieß, schoß Lee sich mit dem Infrarot-Suchgerät sofort auf die Wärme des letzten Mündungsblitzes ein. Der schlichte physikalische Vorgang hatte schon viele Soldaten das Leben gekostet, da er ihre Position verriet. Lee konnte nur auf das gleiche Ergebnis hoffen.
    Er nützte den Mündungsblitz, um das thermische Bild des Mannes anzuvisieren, der sich in der Deckung des Waldes befand. Der Schütze war nicht sehr weit entfernt, durchaus in Reichweite von Lees SIG. Da ihm klar war, daß er vermutlich nur einen Versuch hatte, nahm Lee langsam die Waffe, hob den Arm und versuchte, freies Schußfeld zu finden. Er richtete den Blick durchs Fernrohr auf sein Ziel, entsicherte die Waffe, sprach ein leises Gebet und feuerte acht Schuß aus dem fünfzehnschüssigen Magazin ab. Sie waren alle mehr oder weniger in die gleiche Richtung gezielt, um die Chance eines Treffers zu erhöhen. Die Pistolenschüsse waren viel lauter als die schallgedämpften Detonationen des Gewehrs. Das Trappel von Hufen und das Knacken von Zweigen verriet, daß das Wild angesichts des Schußwechsels die Flucht ergriff.
    Eine Kugel Lees fand auf wundersame Weise ihr Ziel - hauptsächlich deshalb, weil Serow genau in den Weg des Geschosses trat, als er den Versuch machen wollte, näher an sein Ziel heranzukommen. Der Russe ächzte auf, als die Kugel in seinen linken Unterarm schlug. Den Bruchteil einer Sekunde lang spürte er einen Stich - dann kam auch schon das dumpfe Pulsieren, als die Kugel durch Gewebe und Venen drang, den Oberarmknochen zerschmetterte und schließlich im Schlüsselbein steckenblieb. Serows linker Arm

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