Die Verschwörung
müssen hin und wieder jemanden umlegen.«
»Sprechen Sie aus Erfahrung?« Faith rutschte ein Stück näher an die Wagentür heran.
Lee betätigte die Zentralverriegelung. »Jetzt stürzen Sie sich bloß nicht aus dem Wagen. Ich möchte nur wissen, was los ist. Fangen Sie doch mal bei dem Toten an.«
Faith musterte Lee. Es war alles ein bißchen zu schnell gegangen. Als sie schließlich etwas erwiderte, war ihr Stimme schwach und dünn. »Haben Sie was dagegen, wenn wir einfach herumfahren, so daß ich eine Zeitlang hier sitzen und nachdenken kann?« Sie faltete die Hände und fügte heiser hinzu: »Ich habe noch nie jemanden sterben sehen. Ich bin noch nie fast ...« Ihre Stimme wurde immer schriller, und sie begann zu zittern. »Halten Sie bitte. Um Himmels willen, halten Sie an! Mir wird schlecht.«
Lee hielt den Wagen am Straßenrand und drückte den Knopf, der die Tür öffnete. Faith stieß die Tür auf, beugte sich hinaus und übergab sich.
Er streckte eine Hand aus, legte sie auf Faiths Schulter und drückte sie, bis ihr Zittern aufhörte. Dann sagte er mit bedächtiger, fester Stimme: »Gleich geht es Ihnen besser.« Er wartete, bis sie sich wieder hinsetzte und die Tür schloß. »Zuerst müssen wir den Wagen loswerden. Meiner steht hinter dem Waldstück. Wir brauchen nur ein paar Minuten bis dorthin. Ich kenne einen Ort, an dem Sie sicher sind. Okay?«
»Okay«, brachte Faith mühsam hervor.
KAPITEL 7
Knapp zwanzig Minuten später fuhr eine Limousine in die Einfahrt des Cottage, und ein Mann und eine Frau stiegen aus. Das Licht der Scheinwerfer spiegelte sich auf dem Metall ihrer Waffen. Die Frau näherte sich dem Toten, kniete sich neben ihn und schaute ihn an. Wäre sie nicht sehr gut mit Ken Newman bekannt gewesen, hätte sie ihn vermutlich nicht erkannt. Sie hatte schon mehr als eine Leiche gesehen, spürte aber trotzdem, wie ihr der Mageninhalt hochkam. Rasch stand sie auf und wandte sich ab. Sie und der Mann durchsuchten gründlich das Cottage, warfen einen aufmerksamen Blick auf den Waldrand und kehrten dann zu der Leiche zurück.
Der große Mann mit der tonnenförmigen Brust blickte auf den Toten hinunter und stieß einen Fluch aus. Howard Constantinople, von seinen Freunden »Connie« genannt, war ein altgedienter FBI-Agent und hatte in seinen langen Dienstjahren schon sehr viel gesehen. Doch heute abend befand er sich auf einem Territorium, das sogar ihm neu war. Ken Newman war ein guter Freund von ihm gewesen. Es sah aus, als würde Connie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
Die Frau, die neben ihm stand, war eins zweiundachtzig groß und somit keinen Zentimeter kleiner als ihr Begleiter. Ihr brünettes Haar war extrem kurz geschnitten, ihr Gesicht war lang, schmal und hatte einen intelligenten Ausdruck. Sie trug einen schicken Hosenanzug. Die Jahre und der Streß ihres Berufs hatten feine Fältchen um ihren Mund Und ihre traurigen dunklen Augen gegraben. Ihre Augen suchten das umliegende Gelände mit dem erfahrenen Blick eines Menschen ab, der nicht nur an das Observieren gewöhnt war, sondern aus dem Gesehenen auch die richtigen Schlüsse ziehen konnte. Ihre Miene ließ deutlich erkennen, daß ihr Inneres von Zorn und Trauer aufgewühlt war.
Brooke Reynolds war neununddreißig Jahre alt, und wenn sie es darauf anlegte, konnte sie mit ihrem aparten Gesicht und ihrem schlanken Körper durchaus die Aufmerksamkeit der Männerwelt erregen. Doch da sie sich mitten in einem häßlichen Scheidungsprozeß befand, der ihren beiden kleinen Kindern bisher ein heilloses Chaos beschert hatte, bezweifelte sie, je wieder eine feste Beziehung zu einem Mann eingehen zu wollen.
Ihr Vater, ein eingefleischter Baseball-Fan, hatte sie trotz der Einwände der Mutter auf den Namen Brooklyn Dodgers Reynolds taufen lassen. Brookes alter Herr hatte es nie verwunden, daß seine heißgeliebte Mannschaft eines Tages nach Kalifornien abgewandert war. Von diesem Tag an hatte ihre Mutter darauf bestanden, sie Brooke zu nennen.
»Mein Gott«, sagte sie schließlich, ohne den Blick von dem toten Kollegen zu nehmen.
Connie schaute sie an. »Was machen wir jetzt?«
Brooke schüttelte das Netz der Verzweiflung ab, das sich über sie gelegt hatte. Nun war rasches und methodisches Handeln angesagt. »Hier wurde ein Verbrechen begangen, Connie. Wir haben keine große Wahl.«
»Die örtlichen Bullen?«
»Das hier ist ein AFO«, erwiderte Reynold, was nichts anderes hieß als >Angriff auf einen Bundesbeamtenc,
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