Die Verschwörung
Wahrheit zu hören. Wir sorgen dafür, daß er nicht auf dumme Gedanken kommt, und behalten gleichzeitig das FBI im Auge. Buchanan verläßt heute morgen die Stadt, also sind wir in dieser Hinsicht abgesichert. Falls die FBI-Ermittlungen aber zu sehr in Richtung Buchanan weisen, schenken wir ihm einen frühen Tod - und unseren Berufskollegen sämtliche unerfreuliche Tatsachen darüber, wie er versucht hat, sich Lockhart vom Hals zu schaffen.«
»Und Lockhart?« fragte Winslow.
»Ach, die findet das FBI schon. Das ist etwas, was sie können - auch wenn sie zu sonst nicht viel zu gebrauchen sind.«
»Ich verstehe nicht, wie uns das helfen kann. Wenn Lockhart redet, geht Buchanan unter, und dann wird er uns mit sich reißen.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen«, erwiderte Thornhill. »Wenn das FBI die Frau findet, sind wir dabei, falls wir sie nicht als erste aufstöbern. Und diesmal schießen wir nicht daneben. Wenn Lockhart erledigt ist, kommt Buchanan dran. Und dann können wir uns wieder auf unseren ursprünglichen Plan konzentrieren.«
»Hoffentlich klappt’s.«
»Oh, das klappt schon«, sagte Thornhill mit seinem gewohnten Optimismus. Wenn man in seinem Job lange durchstehen wollte, mußte man einfach positiv denken.
KAPITEL 10
Lee fuhr den Wagen in die Gasse und hielt. Sein Blick schweifte über die Landschaft, über die sich die Dunkelheit senkte. Sie waren mehr als zwei Stunden herumgefahren, bis Lee überzeugt gewesen war, daß niemand sie verfolgte. Dann hatte er von einem Münzfernsprecher aus die Polizei angerufen. Obwohl sie jetzt relativ sicher waren, behielt er weiterhin eine Hand am Griff seiner Pistole, bereit, die SIG ohne Zögern zu ziehen, um ihre Feinde mit einer tödlichen Salve niederzumähen. Das war natürlich nicht ernst gemeint.
Heutzutage konnte man ganze Völkerscharen umbringen, die man nicht einmal sah - mit einer atomar bestückten Rakete, die mehr Grips hatte als ein Mensch. Ob das Gehirn der Opfer, fragte sich Lee, in dieser einen Millisekunde, in der es zu Asche verbrannt wurde, noch den Gedanken formen konnte, daß die Hand Gottes sie niedergestreckt hatte und nicht irgendein gottverdammtes Ding, das der Mensch, dieser Idiot, gebaut hatte. Einen verrückten Augenblick lang suchte er den Himmel nach einer Interkontinentalrakete ab. Und wenn man bedachte, wer an dem ganzen Mist beteiligt war, war diese Vorstellung vielleicht gar nicht so verrückt.
»Was haben Sie der Polizei erzählt?« fragte Faith.
»Das Nötigste. Was passiert ist und wo.«
»Und?«
»Die Dame war zwar skeptisch, hat sich aber bemüht, mich an der Strippe zu halten.«
Faith schaute sich in der Gasse um. »Ist das der sichere Schlupfwinkel, den Sie erwähnt haben?« Sie deutete in die Dunkelheit, auf die versteckten Nischen, die Mülleimer und in die Richtung, in der entfernte Schritte auf dem Asphalt erklangen.
»Nein. Wir lassen den Wagen hier stehen und gehen zu Fuß weiter. Der Schlupfwinkel ist übrigens meine Wohnung.« »Wo sind wir hier?«
»North Arlington. Hier wohnen zwar nur noch Yuppies, aber die Gegend kann trotzdem gefährlich sein, besonders nachts.«
Als sie durch die Gasse gingen und auf die Straße einbogen, hielt sich Faith dicht neben Lee. Die Straße wurde von alten, aber hübschen, gepflegten Reihenhäusern gesäumt.
»Welches gehört Ihnen?«
»Das Große da am Ende der Straße. Der Eigentümer hat sich aufs Altenteil zurückgezogen und wohnt in Florida. Ihm gehören noch ein paar andere Häuser. Ich schaffe ihm hier den Ärger vom Hals, deshalb kommt er mir mit der Miete entgegen.«
Faith wollte aus der Dunkelheit der Gasse, doch Lee hielt sie fest. »Einen Moment noch, ich will erst was nachprüfen.«
Sie krallte die Hand in sein Jackett. »Lassen Sie mich bloß nicht allein hier!«
»Ich will nur nachschauen, ob jemand da ist, der ‘ne Überraschungsparty für uns schmeißen will. Wenn Sie was sehen, das Ihnen nicht geheuer ist, geben Sie einfach Laut, dann bin ich in zwei Sekunden wieder hier.«
Er verschwand, und Faith zog sich wieder in die Gasse zurück. Ihr Herz schlug so laut, daß ihr der verrückte Gedanke kam, jemand würde gleich ein Fenster aufreißen und ihr einen Schuh an den Kopf werfen. Als sie schon glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, kam Lee zurück.
»Okay. Sieht aus, als wäre die Luft rein. Gehen wir.«
Die Eingangstür war abgeschlossen. Lee öffnete sie mit seinem Schlüssel. Faith bemerkte eine Videokamera, die über ihrem Kopf
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