Die Verschwörung
haben?«
»Weiß ich nicht genau. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet.«
»Aber es dürfte auf jeden Fall eine gewisse Zeit dauern, bis man die Aufnahme rekonstruieren kann, oder?«
»Ich hoffe es. Aber wir haben es natürlich nicht mit dem Christlichen Verein Junger Männer zu tun. Die Überwachungsanlage war gesichert. Kann sein, daß das Band sich selbst vernichtet, wenn die Polizei versucht, es mit Gewalt aus dem Gerät zu entfernen. Wenn es so wäre, gäbe ich alle siebenundvierzig Mäuse dafür her, die ich auf der Bank habe. Ich bin ein Mensch, dem seine Intimsphäre wichtig ist. Aber Sie haben mir noch immer nicht gesagt, um was es geht.«
Faith erwiderte nichts, schaute ihn nur an, als hätte er ihr einen unanständigen Vorschlag gemacht.
Lee legte den Kopf schief. »Hören Sie, ich bin der Detektiv, okay? Ich werde die Schlüsse ziehen, und Sie sagen mir, ob ich richtig oder falsch liege, einverstanden?« Da Faith noch immer schwieg, fuhr er fort: »Die Kameras, die ich gesehen habe, befanden sich nur im Wohnzimmer. Der Tisch, die Stühle, die Kaffeemaschine und das andere Zeug standen ebenfalls im Wohnzimmer. Ich bin also in eine Laserschranke oder so was
gelaufen und habe dadurch die Kameras eingeschaltet.«
»Ich nehme an, so könnte es gewesen sein«, sagte Faith.
»Nein, könnte es nicht. Ich kannte nämlich den Zugangscode für die Alarmanlage.«
»Und?«
»Ich habe ihn eingegeben und auf diese Weise das Sicherheitssystem ausgeschaltet. Warum hat der Stolperdraht trotzdem funktioniert? Er war so geschaltet, daß die Kameras sich eingeschaltet haben, obwohl das Sicherheitssystem desaktiviert war. Wer immer die Anlage installiert hat - weshalb sollte er Interesse daran haben, sich selbst zu filmen?«
Faith schaute ihn völlig verwirrt an. »Keine Ahnung. «
»Ganz einfach. Damit man auch Sie filmen kann, ohne daß Sie es wissen. Der abgelegene Ort, die Sicherheit auf CIA-Niveau, die FBI-Leute, die Kameras und die Elektronik - das alles deutet in eine Richtung.« Lee legte eine Pause ein und überlegte, wie er es ausdrücken sollte. »Man hat Sie dorthin gebracht, um Sie zu verhören. Aber vielleicht war man sich nicht sicher, was Ihre Kooperationsbereitschaft betrifft - oder man vermutet, daß jemand versuchen könnte, Sie umzulegen. Also nimmt man die Verhöre auf - für den Fall, daß Sie später irgendwie verlustig gehen.«
Faith musterte ihn mit einem resignierten Lächeln. »Das war verdammt weitsichtig von ihnen, nicht wahr? Ich meine, was das >verlustig gehen< betrifft.«
Lee stand auf, schaute aus dem Fenster und überdachte die Lage. Ihm war gerade etwas sehr Wichtiges eingefallen, auf das er schon viel früher hätte kommen müssen. Auch wenn er die Frau nicht kannte - in Anbetracht dessen, was er ihr nun sagen mußte, fühlte er sich ziemlich beschissen. »Ich habe schlechte Nachrichten für Sie.«
Faith wirkte überrascht. »Was soll das heißen?«
»Sie werden vom FBI verhört. Anscheinend stehen Sie sogar unter Zeugenschutz. Ein FBI-Mann, der Sie beschützt, wird umgelegt, und ich habe möglicherweise den Kerl angeschossen, der ihn getötet hat. Das FBI hat mein Gesicht auf Video.« Er hielt einen Moment inne. »Ich muß Sie ausliefern.«
Faith sprang auf. »Das können Sie nicht machen! Das können Sie nicht! Sie haben doch gesagt, Sie wollen mir helfen!«
»Wenn ich Sie nicht ausliefere, stehen mir einige Jahre an einem Ort bevor, an dem gewisse Typen mit anderen nicht sehr freundlich umspringen. Im besten Fall verliere ich meine Zulassung als Privatdetektiv. Würde ich Sie besser kennen, käme ich mir noch mieser vor, aber wenn ich’s recht überlege, bin ich mir nicht sicher, ob selbst meine Oma all diesen Ärger wert wäre.« Er zog seine Jacke an. »Wer ist für Sie zuständig?«
»Ich kenne den Namen nicht.«
»Haben Sie irgendeine Telefonnummer?«
»Die würde Ihnen nichts nützen. Ich bezweifle, daß er im Moment Anrufe entgegennehmen kann.«
Lee beäugte sie argwöhnisch. »Soll das heißen, der Tote war Ihr einziger Kontaktmann?«
»Genau.« Die Lüge kam Faith über die Lippen, ohne daß sie eine Miene verzog.
»Der Bursche war Ihr Kontaktmann und hat sich nie die Mühe gemacht, Ihnen seinen Namen zu nennen? Das sieht dem FBI aber gar nicht ähnlich.«
»Tut mir leid, mehr weiß ich auch nicht.«
»Wirklich? Nun, dann sage ich Ihnen mal, was ich weiß. Sie waren mindestens dreimal mit einer Frau in dem Cottage. Mit einer großen Brünetten. Haben Sie
Weitere Kostenlose Bücher