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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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verbracht hatte, wußte er, daß seine Einschätzung zutreffend gewesen war: Faith machte ihre Hausaufgaben, arbeitete unermüdlich, lernte, um was es ging und was nötig war, um ihren Job zu tun, und wußte, was erforderlich war, daß jeder sich als Sieger fühlte. Wer in dieser Stadt Leute vor den Kopf stieß, überlebte nicht. Früher oder später benötigte man die Hilfe aller, und Erinnerungen reichten in der Hauptstadt außergewöhnlich weit zurück. Hartnäckig wie eine Wölfin hatte Faith an zahlreichen Fronten Niederlage um Niederlage eingesteckt, hatte aber unverdrossen weitergemacht, bis zum Sieg. Nie war Buchanan einem Menschen wie Faith begegnet. In den fünfzehn Jahren ihrer Zusammenarbeit hatten sie mehr miteinander erlebt als ein Ehepaar in einem ganzen Leben. Sie war alles, was er an Familie hatte. Die altkluge Tochter, die er nie haben würde. Und jetzt? Wie sollte er seine Kleine nun beschützen?
    Als der Regen über das Dach rauschte und der Wind seine seltsamen Laute auf den alten Ziegeln seines Altstadtkamins orgelte, vergaß Buchanan den Wagen, den Flug und das Dilemma, das ihm hervorstand. Im sanften Licht des leise knisternden Feuers starrte er unverwandt auf das Gemälde. Doch es war eindeutig nicht das Werk des großen Meisters, das ihn derart in den Bann schlug.
    Faith hatte ihn nicht verraten. Nichts von dem, das Thornhill je erzählen würde, konnte ihn von diesem Glauben abbringen. Aber nun stand sie Thornhill im Weg - und das bedeutete, daß sie in größter Gefahr war.
    »Lauf, Faith, lauf, so schnell du kannst«, sagte er mit unterdrückter Stimme - und mit aller Qual eines verzweifelten Vaters, der weiß, daß der Tod sein Kind verfolgt. Angesichts der beschützenden Mutter auf dem Gemälde fühlte er sich noch machtloser.

KAPITEL 12
    Brooke Reynolds saß in einem angemieteten Büroraum, etwa zehn Querstraßen vom FBI-Hauptquartier in Washington entfernt. Manchmal mietete die Bundespolizei für Agenten, die mit heiklen Untersuchungen beschäftigt waren, Außenbüros an, damit zufällig mitgehörte Gespräche in der Cafeteria oder auf dem Gang keine katastrophalen Auswirkungen hatten. Praktisch alles, was das Dezernat zur Bekämpfung öffentlicher Korruption tat, war heikler Natur. Denn die üblichen Zielpersonen des Dezernats waren keine maskentragenden und revolverschwingenden Bankräuber, sondern oftmals Menschen, die in den Schlagzeilen erwähnt oder in den Fernsehnachrichten interviewt wurden.
    Brooke beugte sich vor, streifte die Halbschuhe ab und rieb ihre schmerzenden Füße an den Beinen ihres Stuhls. Alles an ihr war verspannt und schmerzte. Ihre Nebenhöhlen waren fast zu, ihre Haut fiebrig, ihre Kehle kratzig. Aber immerhin lebte sie noch. Im Gegensatz zu Ken Newman. Sie war zu Kens Frau gefahren, nachdem sie sich vorher telefonisch angemeldet hatte; sie müsse mit ihr sprechen, hatte sie gesagt. Sie hatte zwar keine Gründe genannt, doch Anne Newman hatte sofort gewußt, daß ihr Mann tot war. Sie hatte es am Tonfall der wenigen Worte erkannt, die Brooke über die Lippen brachte.
    Normalerweise hätte ein Vorgesetzter sie zum Haus der Witwe begleitet, um zu zeigen, daß das FBI sich um alles kümmerte, wenn es einen der seinen verlor. Doch Brooke Reynolds hatte nicht darauf gewartet, daß sich ein Freiwilliger fand, der mit ihr fuhr. Sie trug die Verantwortung für Ken, und dazu gehörte auch, daß sie seiner Familie mitteilte, daß er tot war.
    Als sie das Haus der Newmans betreten hatte, war sie gleich zur Sache gekommen, da sie sich sagte, daß ein langatmiger Monolog den sichtbaren Schmerz Anne Newmans nur unnötig verlängert hätte. Doch das Mitgefühl und die Anteilnahme in ihren Worten waren nicht zu knapp und zutiefst aufrichtig gewesen. Sie hatte Anne in die Arme genommen, hatte sie nach bestem Gewissen getröstet und war schließlich selbst in Tränen ausgebrochen. Anne hatte kaum Fragen gestellt, was die näheren Umstände betraf; weitaus weniger als Reynolds selbst, wären die Rollen vertauscht gewesen.
    Man würde Anne erlauben, ihren toten Mann noch einmal zu sehen. Dann würde der Chefpathologe eine Autopsie vornehmen. Connie und Reynolds würden gemeinsam mit Vertretern der Virginia State Police und der Staatsanwaltschaft, die alle unter strengster Geheimhaltungspflicht standen, daran teilnehmen.
    Sie würden auf Anne Newman zählen müssen, daß sie ihnen half, aufgebrachte und verzweifelte Familienangehörige zu beschwichtigen. Es war ein potentiell

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