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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Stimme höre, bestätigt sich mein Eindruck von vorhin. Er ist müde, wahrscheinlich machen seine Verletzungen ihm zu schaffen. Ich bin sicher, Quirin bemerkt es ebenfalls.
    »Ist das so? Ich dachte, Aureljo wollte in eine der Sphären zurückkehren«, entgegnet Sandor scharf. »Und von Ria wissen wir, dass es sie ins Freie hinauszieht und dass sie diesem Drang nachgibt. Irgendjemand wird sie eines Tages fangen – Sentinel, Feindclans oder unsere eigenen Leute – und dann wird sie erzählen, was sie weiß, so wie alle.«
    Er sieht mich nicht an, während er spricht, aber mir ist klar, dass er an gestern denkt, an den Morgen des Dornenrituals. Ich frage mich, ob die Schrammen an seinem Körper noch schmerzen.
    »Ria war mit meiner Erlaubnis draußen«, erklärt Quirin umgehend. »Sie ist wissbegierig, das stimmt. Aber sie hält sich an unsere Vereinbarungen.«
    Die Diskussion findet ein Ende, indem Vilem mit der flachen Hand auf den Tisch schlägt. In letzter Konsequenz zählt hauptsächlich die Meinung des Fürsten und ihn stört unsere Anwesenheit offenbar nicht. Er wendet sich an Quirin. »Die Sentinel-Trupps werden wieder mehr. Wir sichten sie nun schon beinahe jeden Tag. Sie bleiben meistens auf Distanz und greifen nicht an, aber sie behalten uns im Auge. Letztens haben sie versucht, einige von uns auszufragen.« Vilems rechte Hand ballt sich zur Faust und entspannt sich wieder. »Nicht die Krieger, aber die Sammler und Hirten. Sie fragen nach den Lieblingen, natürlich, und da der ganze Clan überzeugt ist, dass sie fortgezogen sind, erfahren sie nichts, das uns in Gefahr bringen könnte. Trotzdem gehen sie nicht fort, sondern werden immer mehr.«
    Es sind nicht wir, um die Vilem sich sorgt, so viel ist klar. Wenn es nach ihm ginge, wären wir längst wieder in der Gewalt der Sphären und damit wohl tot. Für die Dornen hätte das nichts als Vorteile – die freundliche Geste gegenüber dem Sphärenbund hätte sich sicher bezahlt gemacht. Doch Quirin hat uns für sich beansprucht und damit hat uns auch Vilem am Hals.
    »Fiore hat mir schon davon erzählt.« Quirin scheint weder beeindruckt noch beunruhigt zu sein. »Es sind rote, nicht wahr? Nur leicht bewaffnet und sie nähern sich offen, wenn man überhaupt von Nähern sprechen kann. Fiore sagt, sie kommen kaum auf zehn Schritte heran. Wir müssen nicht mit einem Angriff rechnen, denke ich.«
    »Noch nicht.« Sandors Miene ist unbewegt und seine Stimme leise. »Wir wissen nicht, was sie tun werden, wenn ihre Suche nach den fünf Lieblingen erfolglos bleibt. Die Spur endet bei uns, daran ist nicht zu rütteln.«
    Quirin schlägt seine Beine übereinander. »Was willst du mir vorschlagen? Dass ich sie ausliefern soll? Oder vertreiben und darauf vertrauen, dass sie über die Runden kommen werden?«
    Ich glaube, Sandors Blick auf mir zu spüren, bin mir aber nicht sicher. Er sitzt im Halbschatten und seine Augen sind so dunkel wie sein Haar.
    »Nein. Aber ich möchte über eure Pläne informiert sein. Mich interessiert zum Beispiel, was der Junge dort vor uns versteckt?« Er deutet auf Dantorian, der die zusammengerollte Skizze der Sphäre hinter seinem Rücken verborgen hat.
    »Das ist nichts, was den Clan gefährden könnte«, entgegnet Quirin seelenruhig.
    »Dann zeigt es uns. Oder nein, lasst mich zuerst raten: Ihr wollt euch immer noch in die nächstgelegene Sphäre schleichen, nicht wahr? Nach Vienna 2.« Mit einem Ruck schiebt Sandor seinen Hocker zurück, springt auf und ist so schnell bei Dantorian, dass der kaum Zeit hat, zurückzuweichen. »Und das soll uns nicht in Gefahr bringen? Jeder Dummkopf weiß, dass ein solcher Plan nicht in einem Keller geschmiedet werden kann. Ihr werdet hinausmüssen, die Strecke erkunden, die tatsächliche Umgebung sondieren …« Er lacht auf, streicht sich das Haar aus der Stirn. »Ihr müsst Verbündete suchen, Kontakte knüpfen. Das soll nicht riskant sein?«
    Nun nimmt er Quirin ins Visier, der nicht beeindruckt wirkt. Er hat lediglich den Kopf schief gelegt und bietet das Bild eines Mannes, der mit aller Aufmerksamkeit zuhört.
    Erinnert er sich nicht mehr daran, dass Aureljo noch vor zehn Minuten davon gesprochen hat, Kontakt mit einem Grenzgänger aufzunehmen? Macht er sich keine Sorgen, dass wir auffliegen könnten?
    »Heute Mittag«, fährt Sandor fort, »ist über den Sammlern ein Haus eingestürzt. Andris schwört, dass er gestern noch alle Stützen geprüft hat und das Gebäude sicher war. Trotzdem sind

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