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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Koje und erlaube dem Schlaf endlich, mein Bewusstsein auszulöschen.

26
    Der nächste Tag beginnt früh und laut – jeweils eine Arbeiterin ist für das Wecken in fünfzehn Zimmern zuständig und dafür mit einer misstönenden Glocke ausgerüstet.
    Die Luft im Raum ist dick wie Suppe. Offenbar funktioniert das Belüftungssystem hier nicht so, wie es sollte. Trotzdem fühle ich mich frisch, ich habe traumlos und wie betäubt geschlafen, den Anforderungen des heutigen Tages werde ich gewachsen sein.
    Gegen elf Uhr vormittags setzt Gelunda mich erstmals für den Bringdienst ein. Das Tablett ist grün und soll nach Kuppel 2c, Raum 18. Ich trage meine Last, so professionell es mir möglich ist, aus der Kantine.
    Der Empfänger ist ein Klimabeobachter mittleren Alters, der gerade Temperaturskalen vergleicht und mir ein flüchtiges Lächeln schenkt, als ich das Tablett vor ihm abstelle.
    Eine zweite Tour führt mich zu den Zuchtspezialisten in die Agrarkuppel. Ich halte vergeblich nach Dantorian Ausschau, aber die Kuppel ist groß und die Arbeiter knien über die Setzlinge gebeugt, die sie pflanzen. Keiner blickt auf.
    »Besser«, sagt Gelunda, nachdem ich sowohl den Mittags- als auch den Abenddienst ohne Pannen überstanden habe. »Du musst aber schneller werden. Hier geht es nicht so gemütlich zu wie in … Wo warst du zuletzt?«
    »Sphäre Konstanz.«
    »Aha. Na, dort kennt man offensichtlich kein vernünftiges Arbeitstempo.«
    Nach dem Dienst treffe ich mich wie gestern mit Aureljo auf der Bank in Kuppel 7b. Wir haben beide nichts Großartiges zu berichten, sind einfach nur froh, wieder einen Tag unerkannt überstanden zu haben.
    Es wird ein kleines Ritual. Nach getaner Arbeit und einem anstrengenden Tag, an dem wir mit den ungewohnten Anforderungen einer angeblich anspruchslosen Beschäftigung gekämpft haben, treffen wir uns auf der Pilzbank, wie Aureljo sie nennt. Zweimal ist auch Dantorian dabei, um mich zu sehen. Er und Aureljo haben mehr Kontakt – ihre Quartiere liegen in der gleichen Kuppel und sie haben begonnen, die dort befindliche Körpertrainingsstation gemeinsam zu besuchen. Unser Treffpunkt ist gut gewählt: kaum einsehbar, aber falls uns doch jemand entdeckt, wird er sich kaum etwas dabei denken. Die Bänke, die überall in den Kuppeln aufgestellt sind, scheinen bei den Arbeitern der Sphäre beliebt zu sein; auf vielen sitzen Pärchen, lachende Gruppen und manchmal auch Würfelspieler.
    »Heute habe ich vier Stunden am Stück in Kuppel 8 gehangen, um Fehler im Hermetoplast auszubessern«, erzählt Aureljo an einem der nächsten Tage. Er hat Schmerzen in der Leiste, dort, wo die Gurte eingeschnitten haben. Immerhin ist er schwindelfrei, die größeren Kuppeln sind bis zu fünfzehn Meter hoch.
    »Unangenehm, aber das ist egal. Dafür ist der Blick, den man von oben hat, wirklich außergewöhnlich. Und wenn man in einer tieferen Kuppelregion beschäftigt ist, bekommt man eine Menge mit.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel das Gespräch zwischen zwei Sentineln, die Platz schaffen sollen für das erste große Außenbeet, das im nächsten Monat angelegt wird.«
    »Platz schaffen?« Ich brauche einen Moment, dann dämmert es mir. »Oh. Sie sollen einen Clan von dort vertreiben, stimmt’s? Weißt du, welchen?«
    »Nicht Schwarzdorn, falls du das befürchtest. Steinscharrer hat der Sentinel sie genannt. Man versteht jedes Wort da oben, die Akustik ist unglaublich. Ein Faktor, den ich mir zunutze machen werde –«
    »Du willst aber nicht warten«, unterbreche ich ihn, »bis eines Tages zufällig jemand unter dir spazieren geht und dabei etwas Wichtiges von sich gibt, oder?«
    »Nein.« Er sieht mich an, seine Stirn ist gerunzelt. »Aber ich lote alle unsere Möglichkeiten aus, und das ist eine davon.«
    Das Gespräch beschäftigt mich bis kurz vor dem Einschlafen. Bisher haben wir uns hauptsächlich darum bemüht, nicht aufzufliegen. Das ist uns immerhin gelungen, mehr aber auch nicht. Egal, was Aureljo sagt, von unserem Ziel sind wir meilenweit entfernt und ich weiß nicht, welche Schritte wir machen könnten, um ihm näher zu kommen.
    »Kuppel 3c, Raum 14. Nicht trödeln, die sind ungeduldig dort.«
    Das Tablett ist blau, der Empfänger ist also ein Sentinel und mein Ziel vermutlich die Zentrale, die sich in 3c befindet. Ich suche den richtigen Balancepunkt für das Tablett, das unerfreulich voll ist, und mache mich auf den Weg.
    Nicht nach unten sehen. Und nicht nervös sein. Sentinel erhalten ein

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