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Die Verschworenen

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Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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der von dort kommt. Die Sphäre ist sehr weit weg von hier, es würde mich wundern, wenn sie intensive Kontakte mit Vienna 2 pflegen würde.
    Vielleicht sind die drei Sentinel nur auf der Durchreise? Kommen aus einer der südlicheren Sphären und fahren weiter nach Norden? Dann werden sie wohl morgen oder übermorgen wieder aufbrechen.
    Das kommt mir am wahrscheinlichsten vor. Ich schließe die Augen. Sie werden Vienna 2 verlassen und keinen weiteren Gedanken an das ungeschickte Mädchen vom Bringdienst verschwenden.

27
    »Kuppel 3c, Raum 14, du kennst ja den Weg.«
    Gelunda klingt missmutig, was ich ihr nicht verdenken kann. Die letzten fünf Minuten habe ich mit dem Versuch zugebracht, sie davon zu überzeugen, dass es besser wäre, jemand anderes zu schicken. Mir ist klar geworden, dass ich mich geirrt habe: Die drei Farblosen sind immer noch hier – es ist der gleiche Raum, aus dem der Auftrag kommt, und die Bestellung entspricht haargenau der letzten.
    In meiner neuen Rolle als einfache Arbeiterin kann ich nicht einmal Gelunda gegenüber meine Überzeugungstechniken in vol- lem Maß anwenden, ohne verdächtig zu wirken. Es ist besser, mich geschlagen zu geben, als meine Tarnung zu gefährden.
    Sie sind noch da, pocht es in meinem Kopf, während ich das Tablett nach 3c transportiere. Und offenbar sind sie so beschäftigt, dass sie zum Essen nicht in die Kantine kommen, sondern es lieber an dem kleinen Tisch einnehmen.
    Raum 14. Ich kann kaum schlucken. Was, wenn die Bestellung nur ein Vorwand ist? Um mich noch einmal in Augenschein nehmen zu können?
    Ich schiebe den Gedanken beiseite und drücke den Schalter der Sprechanlage. »Bringdienst ist da!«
    Die Tür öffnet sich, ich trete ein.
    Keine Frage, es sind dieselben drei Männer wie beim letzten Mal und mir ist sofort klar, dass ich in ihren Plänen überhaupt keine Rolle spiele. Diesmal beachtet mich niemand von ihnen, sie stehen zu dritt vor dem Whiteboard, das einen großen Teil der rechten Wand einnimmt.
    »Auf den Tisch«, sagt einer von ihnen.
    Es ist nicht der Silberhaarige; der hält einen Stift in der Hand und streicht gerade etwas durch, das auf dem Board geschrieben steht. Einen Namen. Ich spüre, wie sich die Härchen auf meinen Unterarmen aufstellen.
    Senguin.
    Das ist mit Sicherheit ein Vitro-Name, eine Kombination. Seneca und Gaugin, eventuell. Ich kenne den- oder diejenige nicht, trotzdem verengt sich meine Kehle. Es kann nichts Gutes bedeuten, wenn ein Exekutor deinen Namen ausstreicht.
    Der eine schnelle Blick muss genügen, ich konzentriere mich wieder auf meine Aufgabe und platziere das Tablett in der Mitte des Tisches. Meine linke Hand streift die rote Plastikhülle eines Dossiers. Vielleicht ist es das gleiche wie gestern, vielleicht ein anderes. Es liegt mit der Beschriftung nach unten – ich müsste es umdrehen.
    Was völliger Wahnsinn wäre.
    Die drei Männer unterhalten sich gedämpft, ich verstehe nur einzelne Worte: zu langsam, riskant, verantwortlich. Nichts, woraus ich ein tragfähiges Gerüst für eine neue Theorie zimmern könnte.
    Ich rücke das Tablett gerade. Jetzt ist der Zeitpunkt, um wieder zu verschwinden. Davonzuhuschen, als wäre ich nie hier gewesen. Aber ein Blatt in dem Dossier liegt schräg, ein Stück ragt keilförmig zwischen den roten Deckeln hervor. Die rechte obere Ecke trägt ein vertrautes Zeichen, das dieses Blatt als Dokument von oberster Stelle kennzeichnet: den Stempel der Präsidentschaftskanzlei.
    Ich versuche, lautlos zu atmen. Sehr wahrscheinlich würde dieses Papier erklären, was die Exekutoren hier tun und hinter wem sie her sind. Wenn ich es lesen könnte … Doch ich kann nur einzelne Worte erkennen und eigentlich sollte ich schon wieder aus der Tür sein.
    Ich gehe das Risiko ein. Gebe mir fünf Sekunden, um die sichtbaren Satzfetzen abzuspeichern.
    t höchster Dringlichkeit.
    ksicht auf persönliche
    ion, finden, sind sie
    Bundes. Die Gefahr
    Alter, in dem
    Person, die
    ner werden
    Bericht,
    jekt
    ung.
    Einprägen. Schnell. Dann in normalem Tempo aus dem Zimmer gehen, die Tür leise schließen und rennen, währenddessen die Worte im Kopf behalten und ein Stück Neupapier finden, Neupapier und einen Stift, um alles aufzuschreiben, solange es noch scharf und klar im Gedächtnis ist.
    Ich trage den Zettel zusammengefaltet in der hinteren Tasche meiner Arbeitshose und kämpfe den ganzen Abend lang mit der Versuchung, ihn herauszuholen und zu lesen, wieder und wieder, bis das Geschriebene

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