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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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die Sache mit den Drogen manipuliert hat.« Wieder einmal erzählte ich die lange Geschichte von Nicola Aguinaldo, von Global und Alex Fisher, die mich gebeten hatte, mir Frenadas Finanzen genauer anzusehen, und von den beiden Berichten, die sich so deutlich unterschieden.
    »Es ist eine Schande«, sagte Vater Lou, »dass man einfach so im Privatleben eines Menschen herumschnüffeln kann.«
    Ich wurde rot und versuchte nicht, mich zu verteidigen.
    Vater Lou starrte mich eine Weile wütend an und sagte dann: »Aber wahrscheinlich war es gar nicht so schlecht, dass Sie den Bericht in seiner ursprünglichen Form gesehen haben. Wie kann es passieren, dass ein Bericht so verändert wird, dass Sie die eine Version bekommen und Ihr Reporterfreund eine andere?«
    »Nun, darüber habe ich mir auch schon meine Gedanken gemacht«, sagte ich. »Das ist einer der Gründe, warum ich zu Ihnen gekommen bin. Man liest immer wieder von Hackern, die mit dem Computer die Sicherheitssysteme der Banken überlisten und Geld auf ihre Konten transferieren; schwierig wird's erst, wenn sie dann versuchen, es abzuheben. Ich könnte mir vorstellen, dass es für einen, der sich auskennt, nicht so schwierig ist, Kontenbestände zu verändern. Aber was passiert, wenn der Kontoinhaber versucht, es abzuheben? Lucian Frenada wird doch sicher von seiner Schwester beerbt. Könnten Sie sie bitten, das Geld abzuheben? Das würde nämlich zeigen, ob es wirklich auf dem Konto ist oder nur ein Phantom.«
    Er dachte über meinen Vorschlag nach, ließ sich Zeit, stellte Fragen, um sicher zu sein, dass Frenadas Schwester keine Schwierigkeiten bekommen würde, wenn sie versuchte, das Geld abzuheben.
    »Gut. Ich werde Ihnen jetzt noch keine definitive Auskunft geben, verspreche Ihnen aber, morgen früh mit Celia darüber zu reden. Und Sie müssen mir versprechen, dass Sie sie nicht belästigen. Sind Sie katholisch? Gibt es irgend etwas, worauf Sie schwören würden?«
    Ich rutschte unruhig auf meinem harten Stuhl herum; meine Mutter, die seinerzeit aus religiösen Gründen aus dem faschistischen Italien geflohen war, hatte nicht gewollt, dass die Religion das Leben ihrer Tochter in der Neuen Welt bestimmte. »Ich geben Ihnen mein Wort. Und das gebe ich nicht leichtfertig.«
    Er brummte etwas. »Nun, dann wird mir das wohl genügen müssen. Und was wollten Sie noch von mir?«
    Ich atmete tief durch und sagte: »Lacey Dowell. Sie weiß etwas über Frenada und seine T-Shirts, warum er diese Mad-Virgin-T-Shirts hergestellt und hinterher so getan hat, als hätte er das nicht gemacht. Aber sie will nicht mit mir reden.«
    »Magdalena. Mit diesem albernen Künstlernamen kann ich einfach nichts anfangen. Glauben Sie, ich kann sie dazu bringen, ihr Geheimnis zu verraten?« Sein voller Mund verzog sich ein wenig, ob belustigt oder verächtlich, konnte ich nicht beurteilen. »Mal sehen, mal sehen. Sie sind ja Detektivin, da wissen Sie sicher, in was für einem schicken Hotel sie wohnt, wenn sie hier in der Stadt ist. In ihr altes Viertel kommt sie jedenfalls bloß noch, wenn sie in Gesellschaft von 'ner ganzen Horde Kameras ist.«

Die Geschichte der Mad Virgin
    Vater Lou verschwand ungefähr zwanzig Minuten lang. Als er zurückkam, erklärte er mir, wenn ich warten könne, werde ich Magdalena mit ziemlicher Sicherheit irgendwann am Abend in der Kirche treffen.
    Unvermittelt fiel mir Morrell ein, der in der Damen Avenue in einem Restaurant auf mich wartete, und bat, einen Anruf tätigen zu dürfen. Vater Lou führte mich in sein Arbeitszimmer, das zwar schäbig war, aber viel einladender als der Raum, in dem wir zuvor gewesen waren. Hier standen Boxtrophäen in Regalen mit alten Papieren. Auf dem Schreibtisch, über dem ein einfaches Holzkreuz hing, lagen Stapel von Finanzberichten und alten Predigten. Er hatte nicht viele Bücher; ich entdeckte eine Sammlung mit Kurzgeschichten von Frank O'Connnor und zu meiner Überraschung auch eine mit welchen von Sandra Cisneros - schließlich müsse man eine Ahnung haben, was die Leute in der Gemeinde interessiert, meinte er, als er meinen Blick merkte.
    Er hatte ein altes schwarzes Telefon mit Wählscheibe, das im Vergleich zum leicht zu handhabenden Tastentelefon ziemlich schwerfällig wirkte. Er lauschte ganz ungeniert, als ich meinen Anruf erledigte - wahrscheinlich wollte er sicher sein, dass ich Frenadas Schwester nicht die Mafia auf den Hals hetzte -, und als er mitbekam, dass ich den Kellner bat, Morrell an den Apparat zu

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