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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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der die Kaution für sie beschaffen konnte, noch mächtige Freunde. Sie war allein gewesen in einem fremden Land und hatte Anweisungen in einer Sprache erhalten, die sie kaum verstand. Aber wenigstens hatte sie in ihrem letzten Brief an ihre Mutter geschrieben, dass... ich setzte mich mit einem Ruck auf. Nicola hatte Abuelita Mercedes mitgeteilt, sie solle sich keine Sorgen machen, weil Senora Ruby sie unter ihre Fittiche genommen habe. Miss Ruby, der mächtige Schutzengel der jungen Gefangenen.
    Ich war wirklich dumm gewesen, mich über meine Inhaftierung in Coolis zu beklagen, denn hier war ich genau am richtigen Ort: mitten im Herzen des Hoheitsgebiets von Carnifice, wo Nicola Aguinaldo das letzte Mal lebend gesehen worden war. Ich drehte mich auf der schmalen Pritsche auf die Seite und schlief ein.
    Kaution? Aber warum denn?
    Als Freeman Carter am Dienstag morgen zu mir kam, war er entsetzt über meine Entscheidung, die Kaution nicht zu zahlen. »Ich gebe ja zu, dass zweitausendfünfhundert unverschämt viel ist. Das liegt nur daran, dass Baladine und Carnifice dahinterstecken. Ich habe den Richter nicht dazu bringen können, den Betrag zu reduzieren. Aber trotzdem gibt es keinerlei Grund, hier drinzubleiben, Vic. Ehrlich gesagt riechst du schrecklich, und du siehst noch schlimmer aus. Das macht einen ziemlich schlechten Eindruck auf die Geschworenen.«
    »Ich werde nicht mehr so schrecklich riechen, wenn du Geld auf mein Gefängniskonto einzahlst und ich mir Seife und Shampoo kaufen kann«, sagte ich. »Außerdem habe ich nicht vor, bis zu meiner Verhandlung hier drinzubleiben - ich möchte nur etwas herausfinden, das mich interessiert.«
    Da ging er in die Luft. »Du zahlst zweihundert Dollar die Stunde dafür, dass ich dir einen Rat gebe, und den ignorierst du dann. Aber ich werde dir trotzdem was sagen: Sich zu, dass du hier rauskommst. Wenn du im Gefängnis bleibst, um mehr über die Missstände in Coolis herauszufinden, wirst du schlimmer auf die Schnauze fallen als je zuvor. Und wenn du hinterher nach mir schreist, damit ich das, was von dir übrigbleibt, wieder zusammenflicke, wird mich das nicht sonderlich glücklich machen.«
    »Freeman, ich behaupte ja gar nicht, dass mein Gehirn im Moment besonders gut funktioniert, denn eingesperrt zu sein, verzerrt die Perspektive. Aber jetzt weiche ich schon seit drei Wochen allen möglichen Geschossen aus, die Carnifice und Global Entertainment auf mich abfeuern. Ich war mir sicher, dass du mich verstehst, wenn du erst das Video siehst, das Morrell dir in meinem Auftrag geschickt hat, das Ding, auf dem man diesen Lemour sieht, wie er nach dem Kokain sucht, das er in meinem Büro versteckt hat. Ausnahmsweise mal habe ich mich nicht selber drum bemüht, mir Feinde zu machen: Diesmal sind sie auf mich zugekommen.«
    Wir saßen in einem besonderen Zimmer für Anwaltsbesuche. Darin befand sich außer zwei Plastikstühlen und einem am Boden festgeschraubten Tisch absolut nichts. Wir mussten auf den Stühlen sitzen bleiben. Wenn nicht, würde der Aufseher, der uns durch eine Glastür beobachtete, mich wieder in meine Zelle bringen. Offiziell war der Raum schalldicht, aber soweit ich wusste, wurde hier alles aufgenommen, was wir sagten.
    Als ich mich am Montag nachmittag in meiner fünfzehnminütigen Telefonzeit mit Freeman unterhalten hatte, hatte ich darauf bestanden, dass er eine Kamera besorgte, mit der er die allmählich verblassenden blauen Flecken von Lemours Angriff auf mich fotografieren konnte. Er hatte zwar ein bisschen protestiert, aber dann doch eine Polaroid mitgebracht. Als er dann meine Prellungen an Armen und Beinen gesehen hatte, war er ziemlich wütend geworden, hatte etliche Aufnahmen gemacht und mir versprochen, eine Beschwerde gegen Lemour zu formulieren. Allerdings verstand er nun noch weniger, warum ich in Coolis bleiben wollte.
    Ich drückte die Handflächen gegeneinander und versuchte, so logisch wie möglich zu argumentieren; »Es hat alles vor drei Wochen begonnen, als ich den Wagen angehalten habe, um Baladines Exkindermädchen zu helfen. Wenn ich nicht herausfinde, warum das so wichtig für ihn und Teddy Trant ist, werden sie mir wahrscheinlich auch außerhalb des Gefängnisses keine Ruhe lassen. Die Antwort liegt hier, zumindest die Antwort darauf, was aus dem Kindermädchen Nicola Aguinaldo geworden ist. Wenn ich ein bisschen Geld auf dem Treuhandkonto und noch ein paar Scheine hätte, um die Wachleute zu bestechen, sollte ich eigentlich in

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