Die verschwundene Frau
wenn er das öfter mache, könnten die Hunde über Nacht bleiben. Erst ein paar Sekunden später bot er auch Mr. Contreras ein Bett an.
Dann stapfte er in Richtung seines Zimmers davon und überließ es mir, das Bett für Mr. Contreras zu richten. Als wir einander gute Nacht sagten, reichte dieser mir eine Papiertüte. »Die habe ich seit dem Tag Ihrer Festnahme für Sie aufbewahrt, Schätzchen. Ich hab' mir gedacht, vielleicht brauchen Sie sie jetzt.«
Es war meine Smith & Wesson. Sie hatte sich in der Handtasche befunden, die ich Mr. Contreras am Tag meiner Festnahme durch Lemour zugeworfen hatte.
M ilitante Kirche
Mitch fing eine weitere Ratte und bellte vor Freude. »Guter Junge«, murmelte ich. »Aber jetzt sei still und lass mich schlafen.«
Ich streckte die Hand nach ihm aus, um ihn zu streicheln, und wachte auf, als ich wieder sein Bellen hörte. Ich zog meine Jeans an und nahm die Smith & Wesson in die Hand.
Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, mich im Dunkeln im Pfarrhaus zurechtzufinden, und folgte einfach dem Bellen von Mitch. Er und Peppy versuchten, von der Pfarrhausseite aus in die Kirche zu gelangen. Als sie mich hörten, kamen sie angerannt und sprangen an mir hoch, damit ich die Tür zur Kirche für sie öffnete.
Peppy, die an der Tür kratzte, machte nur leise ungeduldige Geräusche, aber Mitch konnte ich nicht genug beruhigen, um zu hören, was in der Kirche los war. Schließlich hielt ich ihm mit der linken Hand die Schnauze zu, aber er wehrte sich so heftig, dass ich immer noch nichts hören konnte. Ich versuchte mir gerade vorzustellen, wie ich am besten zum anderen Ende der Kirche gelangen könnte, als Vater Lou hinter mir auftauchte.
»Glauben Sie, der Mann, den Sie suchen, ist da drin?«
»Ich weiß es nicht. Brechen hier oft Leute in der Nacht ein?« flüsterte ich zurück.
»Die meisten trauen sich nicht. Natürlich könnte ich in so einem Fall die Polizei rufen, aber die brauchen normalerweise eine Stunde, bis sie hier auftauchen. Halten Sie die Hunde fest. Ich mache jetzt die Tür zur Kirche auf, und ich möchte sehen, was da drüben los ist, ohne dass die beiden im Altarraum herumrennen.«
Er öffnete die drei massiven Schlösser der Kirchentür und ging hinein. Mitch zerrte jammernd an der Leine, und sogar Peppy wollt e dem Priester nach. Ich zählte bis hundert und wollte noch bis einhundertfünfzig weitermachen, als Vater Lou wieder zurückkam.
»Ich habe das Gefühl, dass sie durch die Schule reinkommen. Die Fenster im dritten Stock sind nicht vergittert - irgendwie sind sie wohl die Wand hochgeklettert. Ich geh' raus und brülle sie an, damit sie wieder runterkommen.«
»Nein!« Ich ließ Mitch los. Er rannte in die Küche und sofort zu der Tür, die das Mittelschiff mit der Schule verband. »Wenn das Baladine ist, hat er möglicherweise draußen jemanden postiert, der alle aufhält, die aus dem Gebäude wollen. Wenn er's durch die Schule versucht, erhofft er sich wahrscheinlich einen Überraschungsangriff, aber es könnte auch eine Finte sein, um uns -mich - hinauszulocken.«
Da wir immer noch in der Dunkelheit standen, spürte ich das finstere Gesicht des Priesters eher als dass ich es sah. »Alte Kohlenschächte verbinden Kirche, Schule und Pfarrhaus über die Krypta. Ich halte sie verschlossen, damit die Kinder da unten keinen Unsinn treiben. Aber ich kann mich über den Keller von hinten an die Schule anschleichen. Ich finde mich im Dunkeln zurecht und Sie nicht, also bleiben Sie hier. Ich möchte keine Schießerei in der Kirche; tun Sie Ihr Bestes, wenn die es doch schaffen, hier reinzukommen. Ich rufe unterwegs die Polizei; hoffentlich ist die hier, bevor wir alle tot sind.«
Stillschweigend einigten wir uns darauf, Mr. Contreras schlafen zu lassen. Vater Lou ging den Flur zur Küche hinunter, und ich begab mich in die Kirche. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber jedenfalls noch zu früh, als dass Helligkeit durch die schmutzigen Ostfenster der Kirche hereingedrungen wäre. Das einzige Licht stammte von der roten Altarlampe. Ich tastete mich zum Altarraum vor und versuchte mich an der Lampe und am Gebell von Mitch zu orientieren, das von der Tür zur Schule herüberkam.
Dann stieß ich gegen Peppy und hätte vor Schreck fast aufgeschrien. Sie wedelte mit dem Schwanz. Ich packte sie am Halsband und ließ mich von ihr führen. Als wir an den Altarstufen ankamen, konnte ich mich an dem Geländer zu dem erhöhten Podium hochtasten, von dem aus
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