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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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vor seiner Werkstatt verbracht, eine Gruppe von Teenagern erwischt, die Jungs so erschreckt, dass sie sich nicht mehr trauten wiederzukommen, und Luke schließlich in der Hoffnung, irgendwann einmal eine verbilligte Reparatur von ihm zu bekommen, einen ordentlichen Nachlass gegeben.
    Zweitausendneunhundert Dollar Reparaturkosten plus einen weiteren Tausender für die Begutachtung bei Cheviot. Und noch mal ein- oder zweitausend für einen Ersatzwagen? Vielleicht war es besser, wenn ich mir wochenweise ein Auto mietete. Natürlich konnte ich auch den Trans Am zum Schrottwert verkaufen und mir einen besseren Gebrauchtwagen leisten als die, mit denen Mr. Contreras sich gerade beschäftigte, aber ich liebte meinen kleinen Sportflitzer einfach.
    Frustriert schlug ich mit der Faust auf den Tisch. Warum nur bekam ich die Sache mit dem Geld nie in den Griff? Schließlich arbeite ich hart und kümmere mich ordentlich um meine Klienten. Jetzt bin ich über vierzig und muss am Monatsende immer noch jeden Cent umdrehen. Angewidert betrachtete ich die geschmolzenen Joghurtreste in dem Becher. Durchweichte Waffel- und Fruchtstückchen schwammen in einer beigefarbenen Sauce. Das Ganze sah aus wie die künstlerische Darstellung meines Lebens. Ich stopfte den Becher in einen überquellenden Abfalleimer neben der Tür und ging hinaus, um mit der Blue Line zu meinem Büro zurückzufahren.
    Da gerade Rushhour war, kam fast sofort ein Zug, sogar einer von den neuen, schnellen mit funktionierender Klimaanlage. Zwar war das kein Ausgleich für alles, was an diesem Tag schon schiefgegangen war, aber es tat trotzdem gut. Schon zehn Minuten später war ich an der Damen Avenue und wieder draußen in der feuchten Hitze.
    Ich sah, dass ein neues Cafe eröffnet hatte, und blieb stehen, um mir einen Espresso zu gönnen und mir ein Streetwise-Heft von Elton zu kaufen, der diese Kreuzung bediente. Seit ich mein Büro in der Gegend hatte, waren wir uns soweit nähergekommen, dass wir uns grüßten und uns gegenseitig fragten, wie es so ging.
    Als ich das Büro zwei Jahre zuvor nach Bucktown verlegt hatte, war das einzige Flüssige, das man in der Gegend glasweise bekommen konnte, ein Bier und ein Schnaps. Inzwischen machen die Kneipen und Handleser von Humboldt Park Cafes und Fitness-Studios Platz, weil immer mehr Angehörige der Generation X dorthin ziehen. Das kann ich ihnen nicht verdenken, schließlich hatte ich damals als eine der ersten den Impuls zu der Sanierungswelle gegeben.
    Das Gebäude im Loop, in dem mein Büro seit den Anfängen untergebracht gewesen war, war vor über einem Jahr der Abrissbirne zum Opfer gefallen, die nicht nur Mosaikboden und Messingaufzugtüren mit Ornamenten, sondern auch die kaum je funktionierenden Toiletten und elektrischen Leitungen zerstört hatte, welche dafür sorgten, dass die Miete erschwinglich blieb. Nach dem Ende des Pulteney-Gebäudes hatte ich in der Stadtmitte nichts mehr finden können, was meinen preislichen Vorstellungen auch nur annähernd entsprochen hätte. Eine Bildhauerfreundin hatte mich daraufhin überredet, mit ihr zusammen Raum in einem umgewandelten Lagerhaus in der Leavitt Street gleich Ecke North und Damen Avenue zu mieten. Ich hatte den Vertrag unterzeichnet, bevor die Gegend in wurde, und war ausnahmsweise einmal schlau genug gewesen, mir die Bedingungen für sieben Jahre zu sichern.
    Die Stadtmitte fehlt mir, denn dort habe ich beruflich meist zu tun, aber mit der Hochbahn oder dem Wagen brauche ich bloß zehn Minuten dorthin. Immerhin hat das Lagerhaus einen Parkplatz, den ich meinen Klienten zuvor nicht bieten konnte. Und viele von den Nachforschungen, die ich früher zu Fuß erledigen musste - von der Autozulassung über die Sozialversicherung bis zum Grundbuchamt -, mache ich nun übers Internet Nur am Telefon melde ich mich immer noch persönlich, denn Menschen, die Probleme haben, unterhalten sich nicht gern mit dem Anrufbeantworter.
    Als ich im Büro ankam, zeigte ich dem Futon hinter meinem Fotokopierer die kalte Schulter und fuhr den Computer hoch. Dann ging ich ins Internet, loggte mich bei LifeStory ein und gab Namen und Sozialversicherungsnummer des Mannes ein, dem Darraugh die Leitung seiner Papierabteilung übertragen wollte.
    Die meisten Privatdetektive nutzen einen Dienst wie LifeStory. Daten, die die meisten Normalsterblichen für vertraulich halten - das Einkommen zum Beispiel oder die Steuer oder die Ausbildungsbeihilfe oder die Kredite oder die

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