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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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    Ich hatte Mr. Contreras in der Mittagspause vorbereitet, so gut ich konnte, aber ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen. Er war nicht mehr zu bremsen. Ms. Paxton versuchte mehrmals, ihn zu unterbrechen, und wurde bei jedem missglückten Versuch verärgerter.
    »Ganz ruhig«, sagte ich. »Schließlich wissen wir nicht mal, ob sie sie operiert haben, Sir. Könnten Sie die Krankenakte von Ms. Aguinaldo konsultieren und uns mitteilen, welche therapeutischen Maßnahmen Sie tatsächlich ergriffen haben?«
    Ms. Paxton hackte etwas in ihren Computer. Natürlich durfte sie uns ohne richterlichen Beschluss überhaupt nichts sagen, aber ich hoffte, dass ihr Zorn groß genug war, um sie diesen Teil ihrer Ausbildung vergessen zu lassen. Das, was sie auf dem Bildschirm ihres Computers las, sorgte dafür, dass sie sehr still wurde. Als sie schließlich etwas sagte, klang sie ganz ruhig, überhaupt nicht mehr zornig.
    »Wer, sagten Sie, sind Sie?« fragte sie.
    »Ich bin Anwältin und Privatdetektivin.« Ich warf meine Visitenkarte auf ihren Schreibtisch. »Und das hier ist mein Mandant. Wieso haben Sie Ms. Aguinaldo aus dem Krankenhaus entlassen?«
    »Sie ist weggelaufen. Offenbar hat sie nur so getan, als wäre sie krank, um.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass meine Kleine eine Lügnerin war?« fragte Mr. Contreras voller Entrüstung. »Das ist doch das Höchste! Sie war arm und musste ins Gefängnis, weil sie sich um ihre eigene kleine Tochter Sorgen gemacht hat, ja, aber...«
    Ms. Paxtons Lächeln wurde eisig. »Die meisten Gefangenen, die sich medizinisch versorgen lassen müssen, haben sich bei der Arbeit oder während einer körperlichen Auseinandersetzung verletzt oder simulieren. Die Krankengeschichte Ihrer Enkelin kann ich Ihnen ohne die Erlaubnis des zuständigen Arztes nicht geben. Aber ich versichere Ihnen, dass sie dieses Krankenhaus aus freien Stücken verlassen hat.«
    »Wie mein Mandant bereits gesagt hat: Wenn jeder dieses Krankenhaus aus freien Stücken verlassen kann, reißen die Insassinnen des Gefängnisses sich sicher darum, hierher verlegt zu werden.«
    »Wir haben strenge Sicherheitsbestimmungen«, presste sie zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor.
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte Mr. Contreras. »Sehen Sie sich ruhig mal an, was Ihr Computer sagt: Sie war ziemlich klein und zierlich. Die Leute vom Gefängnis haben sie in Ketten hierhergebracht. Wollen Sie mir vielleicht erzählen, dass sie die einfach durchgesägt hat?«
    Schließlich schaffte er es doch noch, sie so wütend zu machen, dass sie eine Frau namens Daisy anrief und dieser erklärte, sie habe eine Anwältin in ihrem Büro, die Beweise dafür haben wolle, dass man die Gefangenenabteilung des Krankenhauses nicht so ohne weiteres verlassen könne. Dann marschierte sie so schnell aus ihrem Büro, dass wir fast laufen mussten, um mit ihr Schritt zu halten. Ihre Stöckelschuhe klapperten über den Fliesenboden wie bei einer Steptänzerin, aber sie bewegte die Hüften immer noch nicht. Wir passierten die Rezeption und gingen einen Flur hinunter, wo mehrere Angestellte Ms. Paxton mit der eifrigen Ehrerbietung grüßten, die Menschen normalerweise nur übellaunigen Vorgesetzten entgegenbringen. Sie verlangsamte ihre klappernden Schritte nicht, sondern nickte nur wie die Königin von England, die ihre Untertanen im Vorbeigehen grüßt.
    Sie führte uns zu einem abgeschlossenen Teil des Krankenhauses, der vom Haupttrakt durch drei Türen abgetrennt war. Jede wurde von einem Mann hinter einer dicken Glaswand einzeln geöffnet, nachdem die vorhergehende sich wieder geschlossen hatte. Es war, als stiegen wir in Dantes Inferno hinab. Als wir schließlich im Gefangenentrakt ankamen, hatte ich fast alle Hoffnung aufgegeben.
    Wie alle anderen Teile von Coolis General war auch dieser weiß und glänzend, aber ganz auf die Erfordernisse eines Gefängnisses abgestimmt. Auch hier waren die Fenster nur kleine Schlitze in den Wänden. Tja, mein Gedanke, Nicola könnte einfach aus einem Fenster gesprungen sein, sobald die Aufsicht ihr den Rücken kehrte, war also nicht sonderlich realistisch gewesen.
    Ein Wachmann durchsuchte die Taschen von Mr. Contreras und meine Handtasche und wies uns an, uns ins Besucherbuch einzutragen. Mr. Contreras warf mir einen verärgerten Blick zu, schrieb aber seinen Namen in das Buch. Allerdings bezweifelte ich, dass seine Unterschrift jemals einen Beamten auf seine Spur führen wurde, denn sie war völlig

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