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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Einzelheiten über Nicola Aguinaldos Flucht verschweigen.
    Wir fuhren zum Smallpox Creek hinüber, damit die Hunde sich vor der Heimreise noch einmal abkühlen konnten. Mr. Contreras, der Nicola Aguinaldo nun plötzlich als Menschen, nicht mehr als illegale Einwanderin oder Kriminelle sah, war während der Fahrt ziemlich schweigsam. Wir kamen kurz vor sechs zu Hause an. Mary Louise hatte mir ein Packchen sowie einen Bericht über die Arbeit, die sie in meiner Abwesenheit erledigt hatte, unter der verschlossenen inneren Tür durchgeschoben. Sie hatte unseren Bericht an Continental United weitergeleitet; der stellvertretende Leiter der Personalabteilung hatte angerufen, um uns mitzuteilen, wie zufrieden er mit unserer Arbeit sei, dass sie aber wahrscheinlich trotzdem jemanden nach Georgia schicken müssten, der sich die Situation dort persönlich ansah. Und dieser Jemand wäre aller Wahrscheinlichkeit nach ich - es sei denn natürlich, Baladine überredete das Unternehmen, fortan sämtliche Aufträge an Carnifice zu geben.
    Ich hatte keine Lust, mich auf den Nebenstraßen von Georgia herumzutreiben, wo mir vielleicht jemand mit einem Wagenheber auflauerte. Doch wenn ich in Chicago blieb, würde ich möglicherweise so wenig lukrative Dinge anfangen wie die Beschattung von Morrell, denn es interessierte mich doch, ob der Mann, der so große Skrupel hatte, vertrauliche Informationen übers Telefon preiszugeben, die Mutter von Nicola Aguinaldo persönlich aufsuchen würde.
    Ein gewisser Rieff von den Cheviot-Labors hat um elf angerufen, hatte Mary Louise mir in ihrer runden Schulmädchenschrift notiert. Er sagt, er kann einen Ausdruck der Substanzen liefern, die sich auf Nicola Aguinaldos Kleid befinden, aber nicht beurteilen, wie wichtig das ist. Es ist ein langes T-Shirt mit Lacey Dowell als Mad Virgin drauf. Auf dem Etikett steht leider nicht, wo das T-Shirt hergestellt wurde. Es sind Schweißspuren dran, wahrscheinlich die von Nicola, aber ohne eine DNS-Probe kann er das nicht sagen. An der Innenseite des Kragens befindet sich außerdem ein bisschen Zigarettenasche. Er berechnet nichts für diese Informationen, weil sie die Analyse schon letzte Woche gemacht haben, als sie sich das Kleid angesehen haben, aber wenn Du wissen möchtest, welche Zigarettenmarke es ist, kostet dich das noch mal ungefähr zweihundert Dollar extra.
    Zigarettenasche an der Innenseite des Kragens? Hatte Nicola geraucht? Und wie schwierig war es, Asche in den eigenen Ausschnitt fallen zu lassen, wenn man rauchte?
    Ich wandte mich wieder Mary Louises Notizen zu. Um zwei hat Alex Fisher angerufen. Sie wollte wissen, ob Du Dir ihr Angebot noch mal durch den Kopf hast gehen lassen. Ich hab' ihr gesagt, dass Du heute nicht in der Stadt bist und sie morgen früh anrufst. Sie hat mich gedrängt, Dich zu überreden, dass Du den Job annimmst. Egal, wie Du Dich entscheidest, sagt sie - es wird auf jeden Fall Auswirkungen auf Dein Geschäft haben. Vic, was will diese Frau bloß?
    Die letzte Frage hatte sie mehrfach unterstrichen. Tja, da konnte ich ihr nur beipflichten. Was wollte die Frau bloß? Was würde Teddy Trant mit mir machen, wenn ich mich weigerte, in Frenadas Leben herumzuschnüffeln? Einen Chip in meinen Fernseher montieren, damit ich nur noch Global-TV-Programme empfangen konnte? Oder erklärte sich sein Eingeschnapptsein über meine Weigerung, sein Angebot anzunehmen, allein durch die Tatsache, dass Abigail Trant ihren Mann überredet hatte, mir diesen Job anzutragen?
    Die andere Verbindung zu Global war natürlich Lacey Dowell. Sie oder zumindest ihr Gesicht tauchte immer wieder auf. Jetzt war es sogar auf dem T-Shirt, das Nicola Aguinaldo zum Zeitpunkt ihres Todes getragen hatte. War der große Star von Global in eine so hässliche Angelegenheit verwickelt, dass der Sender sie unbedingt Frenada anhängen wollte? Aber es bestand keinerlei Verbindung zwischen Lacey und Nicola Aguinaldo, jedenfalls sah ich keine.
    Vielleicht sollte ich mich mit Lucian Frenada treffen. Ich hatte die Telefonnummern, die Alex Fisher mir gegeben hatte, in mein elektronisches Notizbuch eingetragen. Als ich seine Privatnummer wählte, erklärte mir der Anrufbeantworter in spanischer und englischer Sprache, Frenada bedauere es, meinen Anruf nicht persönlich entgegennehmen zu können, halte sich aber wahrscheinlich in der Fabrik auf und werde zurückrufen, wenn ich eine Nachricht hinterließe.
    Ich spielte mit dem Gedanken, ihn dort anzurufen, doch dann erhob ich

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