Die verschwundene Frau
Stadt Aufträge vergab. Obwohl der Ermordete ziemlich oft in Cancun und in Begleitung von drei Damen im knappen Bikini zu sehen war, schaffte es Murray, siebenundfünfzig Sekunden darüber unterzubringen, wie die Sache mit den öffentlichen Aufträgen in Illinois funktionierte.
»Ein Teil davon war ganz passabel, aber er war zu feige, Poilevy beim Namen zu nennen«, brummte ich, als die Sendung zu Ende war.
»Man kann nicht alles haben«, meinte Sal.
»Hätte er sich als Thema doch das Frauengefängnis in Coolis ausgesucht. Da könnte er jede Menge Beispiele für halbkoschere Deals finden. Mich wundert's ja, dass der Ort nicht Baladine-City heißt.«
»Vic, ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Seit der dämlichen Party bei dir letzte Woche bewege ich mich im Kreis. Genau wie Mitch, wenn er seinem eigenen Schwanz hinter her jagt - kraftraubend und genauso sinnvoll.« Ich erzählte ihr, was ich gemacht hatte. »Und bitte sag mir jetzt nicht, dass mich das alles nichts angeht, denn es geht mich etwas an, auch wenn ich kein Geld dafür kriege.«
»Nun komm mal wieder runter von deinem hohen Ross, du heilige Johanna.« Sal schenkte mir noch einen Black Label ein. »Es ist deine Zeit und dein Geld. Mach damit, was du willst.«
Das munterte mich nicht sonderlich auf. Aufbauender war da schon das Abendessen bei Justin's im westlichen Loop - Sal kannte den Inhaber, der uns an all den erstaunt dreinblickenden Angehörigen der Chicagoer Hautevolee vorbeiwinkte.
Doch die gute Laune verging mir wieder, als ich beim Thunfisch in Putanesca-Sauce Alex Fischer entdeckte.
Ich starrte sie an. Alex saß an einem Tisch mit Teddy Trant und einem kahlköpfigen Mann mit glänzendem Gesicht - Jean-Claude Poilevy höchstpersönlich. Wenn Trant es vorzog, mit ihm und Alex zu essen statt mit der perfekten Abigail, dann litt er unter einer ernsten Geschmacksverirrung.
Als Sal und ich uns zum Gehen wandten, unterhielten Alex und ihre Begleiter sich immer noch beim Kaffee. Obwohl Sal mich davon abzuhalten versuchte, trat ich an ihren Tisch. Trant war genauso perfekt gepflegt und gekleidet wie seine Frau.
»Mr. Trant«, sagte ich, »mein Name ist V. I. Warshawski. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich Ihre Bereitschaft, mir Arbeit zukommen zu lassen, zu würdigen weiß. Allerdings tut es mir leid, dass ich den Auftrag nicht annehmen kann.«
Alex bedachte mich mit einem vernichtenden Blick, doch Trant schüttelte mir die Hand. »Global versucht, mit den örtlichen Firmen ins Geschäft zu kommen. Das hilft uns, Wurzeln in Städten zu schlagen, in denen wir etwas Neues aufbauen.«
»Haben Sie sich aus diesem Grund auch mit Lucian Frenada unterhalten?« Das war ein Schuss ins Blaue und gründete sich auf das Mad-Virgin-T-Shirt, das ich bei Frenada gesehen hatte, doch alle am Tisch erstarrten.
Poilevy stellte seine Kaffeetasse klappernd ab. »Ist das der Mann, mit dem Sie...«
Lucian Frenada ist der Mann, der Lacey belästigt«, fiel Alex ihm sofort ins Wort.
»Natürlich, Sandy, stimmt. Die Geschichte ist gar nicht so schlecht, auch wenn sie nicht ganz wasserdicht ist. Ich meine Alex. Sie hat sich nämlich seit damals vor zwanzig Jahren einen neuen Namen zugelegt«, fügte ich an Trant gewandt hinzu. »Als sie noch Sandy hieß, waren wir dicke Freunde, da vergesse ich immer wieder, dass sie jetzt Alex ist.«
»Was meinen Sie mit >nicht ganz wasserdicht?« fragte Poilevy.
»Ich habe mich ein bisschen umgesehen und mich mit Lucian Frenada unterhalten. Und mit dem Sicherheitschef von dem Hotel, in dem Ms. Dowell wohnt. Vielleicht reagiert Global ja einfach übertrieben auf die Szene zwischen Frenada und Ms. Dowell im Golden Glow letzte Woche - das ist bei einem so wichtigen Star natürlich verständlich -, aber ich kann einfach keinerlei Hinweise darauf finden, dass Frenada sie belästigt hätte.«
»Ich habe dich nicht gebeten, das zu recherchieren«, herrschte Alex mich an.
»Stimmt, aber ich habe dich auch nicht gebeten, mir was dafür zu zahlen.«
Sal trat zu mir und legte mir die Hand auf den Arm. »Lass uns gehen, Vic. Ich muss zurück ins Golden Glow - heute bin ich dran mit Zusperren.«
Ich erinnerte Alex und Trant daran, dass sie Sal von der Party in der vergangenen Woche kannten. Dann tauschten wir noch leere Floskeln über Murrays Debüt und Sals Lokal aus, aber viel mehr hätte mich interessiert, was sie sagten, nachdem Sal und ich außer Hörweite waren. An der Tür drehte ich mich noch einmal um; sie beugten sich
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