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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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und da steht Ihre Privatnummer und alles drin.«
    Ich bekam eine Gänsehaut, obwohl ich wusste, dass BB Nachforschungen über mich angestellt hatte - schließlich hatte er daraus am Freitag kein Hehl gemacht. Doch dass er die Informationen über mich mit sich herumschleppte, verschlimmerte die Sache in meinen Augen noch.
    »Schließt er seine Aktentasche denn nicht ab?«
    »Doch. Aber die kriegt man ganz leicht auf. Man muss bloß den Code für sein Schiff eingeben, das ist nämlich seine große Leidenschaft.«
    Ich musste lachen. Dann erklärte ich ihm, er sei schlau genug, es mit seinem Dad aufzunehmen, wenn er sich nur emotional nicht von ihm unterkriegen ließe. Für den Fall, dass ich selbst einmal Informationen aus BBs Aktentasche brauchte, fragte ich Robbie nach dem Code des Schiffes. Dann legten wir auf.
    Irgendwann schlief ich ein, doch in meinen Traumen schleppte Baladine Nicola Aguinaldos Leiche durch Frenadas Fabrik, während Lacey Dowell sich mit schweren Brüsten, ein Kruzifix dagegengepreßt, vorbeugte und flüsterte: »Ihre Hände sind schmutzig. Sag ihr nichts, sonst holt dich der Vampir.«
    Am Morgen erhielt ich einen Anruf von Continental United, dass ich mich in das Unternehmen begeben solle, um meinen Bericht durchzusprechen. Besonderen Dank erntete ich für meine klaren und verständlichen Formulierungen, denn viele Detekteien kleideten Dinge, die auf der Hand lagen, in bedeutungslose Fachausdrücke. Vielleicht gab mir Continental United weiterhin Auftrage, weil ich mich so klar ausdrückte, nicht, weil ich so gut kombinieren konnte.
    Continental wolle den Kurier nicht ohne handfeste Beweise entlassen, erklärte man mir weiterhin, beziehungsweise ohne zu wissen, ob der Leiter der Fabrik mit ihm unter einer Decke stecke.
    »Wenn Sie bereit sind, das Geld dafür auszugeben, würde ich vorschlagen, dass Sie zwei Leute hinschicken, die sich die Sache vor Ort ansehen«, sagte ich. »Der eine müsste einen Lastwagen lenken, der andere eine Kamera bedienen. Diese beiden Leute dürften nicht aus der Fabrik sein, weil uns nicht bekannt ist, wie viele Angestellte in die Sache verwickelt sind oder darüber Bescheid wissen.«
    Wie ich befürchtet hatte, beauftragten sie mich, die Arbeit mit der Kamera zu erledigen. Und ihr Fuhrparkleiter von Nebraska konnte sich als Lastwagenfahrer ausgeben, als Aushilfe für einen erkrankten Mitarbeiter. Die Strecke kostete sie so viel Geld - nicht nur wegen der ständig zu ersetzenden Reifen, sondern auch wegen der Zeit, die dabei verlorenging -, dass sie mich beauftragten, alles Nötige zu erledigen. Sie waren sicher, dass ich keine unrealistische Spesenabrechnung einreichen würde.
    En bisschen fühlte ich mich geschmeichelt, aber dann fiel mir Alex-Sandys Verachtung für meine niedrigen Gebühren wieder ein, und ich fragte mich, ob die Worte der Continental-Leute tatsächlich als Kompliment zu verstehen waren. Jedenfalls informierten sie den Fuhrparkleiter von Nebraska, der sich am folgenden Abend in Atlanta mit mir treffen sollte. Und wenn wir die Angelegenheit schnell zu Ende brachten, war eine hübsche Prämie für mich drin.
    Von Continental United aus ging ich zu Unblinking Eye, wo man Hilfsmittel zur Personenüberwachung sowie Kameras kaufen und ausleihen konnte. Sie hatten ein paar wunderbare Sachen, zum Beispiel eine Kamera, die in einen Knopf passte, eine, die in einer Armbanduhr verborgen war, und eine in einem Teddybären, mit der man Kindermädchen bei der Arbeit beobachten konnte. Schade, dass Eleanor Baladine die nicht auf Nicola Aguinaldo gerichtet hatte. Aber vielleicht hatte sie das ja sogar getan.
    Ich entschied mich für eine Videokamera, die man wie eine Brille trug und mit der man beim Fahren die Straße filmen konnte. Zu ihrer Bedienung waren zwei Leute nötig, weil man einen eigenen Batteriegürtel brauchte, aber das machte nichts, denn der Mann von Continental United würde die Brille tragen, während ich mich um die technische Seite kümmerte. Ich sah keinerlei Notwendigkeit, die Kamera für viertausend Dollar zu erwerben, sondern mietete sie für eine Woche.
    Das Unblinking Eye befindet sich am westlichen Rand des Loop, nur ungefähr vierzehn Häuserblocks vom Leichenschauhaus entfernt. Ich fuhr hin, um zu sehen, ob Nicola Aguinaldos Leiche mittlerweile aufgetaucht war. Vishnikov begann bereits um sieben Uhr früh zu arbeiten, also konnte ich nicht sicher sein, ihn noch dort anzutreffen. Doch ich hatte Glück: Als ich den Skylark auf den

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