Die verschwundene Frau
Tisches ab.
»Was wollen Sie hier?« fragte er.
»Sie haben am Dienstag abend erwähnt, dass in Ihrer Fabrik etwas Merkwürdiges vor sich geht.«
»Bieten Sie Ihre Dienste immer so an, von Tür zu Tür?"
Vor Verlegenheit wurde ich rot, aber ich musste auch lächeln. »Sie meinen wie ein Staubsaugervertreter? Ein Journalist, den ich kenne, hat sich über Ihr Unternehmen erkundigt. Da ist mir eingefallen, was Sie gesagt haben, und ich wollte mir Special-T selber anschauen.«
»Was für ein Journalist? Und was wollte er wissen?«
»Welche Geheimnisse Sie hier in Ihrem Betrieb haben.« Ich ließ ihn nicht aus den Augen, aber er wirkte nur erstaunt, aber auch ein bisschen verächtlich.
Hinter dem Gebäude donnerte ein weiterer Güterzug vorbei, so dass ich das, was Frenada sagte, nicht verstand. Während ich wartete, dass der Zug vorbeifuhr, sah ich mich in dem Büro um. Auf dem Tisch, unter einem Stoffmuster, entdeckte ich einen Slogan, den ich bereits von Emily Messengers Garderobe kannte: The Mad Virgin Bites.
Als der Zug vorüber war, sagte Frenada: »Geheimnisse? So etwas kann ich mir nicht leisten. Ich dachte, Sie meinen - aber egal. Das Geschäft hier ist ziemlich knapp kalkuliert; wenn etwas Merkwürdiges passiert, muss ich das als Gottes Willen akzeptieren.«
»Lacey hat Ihnen Mut gemacht, als Sie sie am Donnerstag getroffen haben?«
»Hat sie... Wer hat Ihnen gesagt...?«
»Niemand. Das war eine logische Schlussfolgerung. Genau das tue ich: Ich versuche, Fakten herauszufinden, und ziehe dann meine Schlüsse daraus. Das lernt man in der Detektivschule.« Mein Gott, was für einen Quatsch redete ich da. Wahrscheinlich lag das an dem Mad-Virgin-T-Shirt.
Frenadas Blick fiel auf das T-Shirt mit dem Slogan. Er erhob sich und schob mich in Richtung Tür.
»Meine Arbeit hat nichts mit Lacey zu tun. Nicht das geringste. Also behalten Sie Ihre Schlussfolgerungen für sich, Miss Detective. Und jetzt muss ich mich wieder um eine große Bestellung kümmern, die Gott mir dankenswerterweise hat zukommen lassen. Es ist der größte Auftrag, den ich je erhalten habe - die Trikots für eine Fußball-Liga in New Jersey. Nur deshalb haben Sie mich noch so spät hier angetroffen.« Dann dirigierte er mich durch den Zuschneideraum über die Metallbrücke, wartete, bis ich den Treppenabsatz erreicht hatte, und ging selbst wieder hinein.
Ich startete meine Rostlaube und machte mich auf den Weg nach Hause, der mich an der Kirche und Schule von St. Remigio vorbeiführte, wo Lacey Dowell und Frenada zwanzig Jahre zuvor gemeinsam die Schulbank gedrückt hatten. Lacey hatte dort Schauspielkurse besucht, und Frenada war ins Geschäft gekommen, indem er die Trikots für die Fußballmannschaft der Schule herstellte. Ich fuhr ein bisschen langsamer, um lesen zu können, wann die tägliche Messe stattfand. Vielleicht, so dachte ich, sollte ich am Morgen einfach in die Kirche gehen, mich mit dem Pfarrer unterhalten und so vielleicht etwas über Frenada erfahren. Aber selbst wenn Frenada seinem Beichtvater gesagt hatte, warum er ein Mad-Virgin-T-Shirt unter seinen Stoffmustern versteckte, würde der mir das wahrscheinlich nicht verraten. War dies das Geheimnis, das ich für Trant aufdecken sollte? Fertigte Frenada in seiner kleinen Fabrik Raubkopien von Virginwear und verkaufte diese dann in seinem alten Viertel? In dem Fall war die Sorge von Trant legitim, obwohl Trant seine Produkte vermutlich von Billigstarbeitern in Burma oder Honduras herstellen ließ und es mir da schon lieber war, wenn Leute aus der Gegend zu einem reellen Lohn Frenadas Raubkopien produzierten.
Während ich in der Fabrik gewesen war, hatte Sal angerufen, um zu fragen, ob ich Murrays zweite Sendung sehen und einen Happen bei ihr essen wolle. Ich fuhr mit der Hochbahn zum Golden Glow, damit ich Alkohol trinken konnte. Es war ein langer Tag gewesen, und ich hatte auch keine Lust mehr, Auto zu fahren. In dem Lokal waren wieder die üblichen Leute, die sich nicht groß beschwerten, als ich von einem Spiel der Sox auf Global umschaltete, denn die Sox lagen ohnehin im Rückstand.
Nach seinem Einstand mit Lacey Dowell fragte ich mich, was Murray noch finden konnte, um seinen Zuschauern etwas zu bieten, aber ich musste Sal recht geben: Seine zweite Sendung hatte wenigstens entfernt etwas mit seriösem Journalismus zu tun. Er hatte als Ausgangspunkt den sensationellen Mord an einem bekannten Bauunternehmer gewählt und beschäftigte sich dann mit der Frage, wie die
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