Die verschwundene Frau
dir, ich hab's überprüft. Erst danach habe ich Sandys Angebot ausgeschlagen.«
»Sie heißt Alex. Warum du sie nicht leiden kannst...«
»Lassen wir das mal aus dem Spiel. Lass dich von ihr nicht blenden, Murray. Und glaub ja nicht, dass du dich in deinem Artikel über mich lustig machen kannst. Ich fahre zwar morgen früh weg, aber sobald ich wieder da bin, faxe ich dir den Bericht von LifeStory. Ich an deiner Stelle würde mit dem Artikel noch warten, bis du den Bericht gesehen hast.«
Dann legte ich auf und wandte mich wieder meiner Waffe zu. Eigentlich hatte ich keine rechte Lust gehabt, nach Georgia zu fahren, aber allmählich erschien mir die Aussicht, mich mit ein paar Typen anzulegen, die Nägel unter die Reifen von Lastwagen streuten, fast schon als wohltuend im Vergleich zu dem, womit ich mich hier in Chicago auseinandersetzen musste.
Ich war zu müde und zu wütend auf Murray, um mich auf das zu konzentrieren, was da vor sich ging. Wenn Frenada tatsächlich das T-Shirt-Kleid hergestellt hatte, das Nicola zum Zeitpunkt ihres Todes getragen hatte, wie war sie dann an das Shirt gekommen? Hatte er es jemandem bei Carnifice gegeben? Oder Nicola selbst? Oder vielleicht sogar Alex Fisher?
Und dann war da noch die Sache mit Global. Die Leute da hatten gewollt, dass ich Frenada etwas anhängte, aber als ich mich geweigert hatte, den Auftrag anzunehmen, war ihnen wunderbarerweise die Geschichte mit dem Kokain eingefallen. Hätte ich das doch bloß schon gewusst, als ich am Vorabend Trant und Poilevy begegnet war! Das hätte vielleicht etwas Pep in die Unterhaltung gebracht. Aber wahrscheinlich hätte Alex die beiden ohnehin daran gehindert, viel zu sagen.
Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum. Mit den wenigen Dingen, die ich wusste, kam ich nicht weit. Ich klappte den Deckel des Kästchens mit der Waffe zu und füllte die Formulare für den Flug aus. Dann steckte ich die Waffe zusammen mit meinem Kulturbeutel, einer Jeans und ein paar Sweatshirts in eine Reisetasche. Die Überwachungskamera, ein paar leere Videokassetten und das Ladegerät sowie die Batterien legte ich zu meinen Straßenkarten in eine Aktentasche. Für ein paar Tage mussten die Sachen eigentlich reichen. Außerdem nahm ich ein Buch für den Flug mit. Ich las gerade eine historische Abhandlung über die Juden in Italien, um die Vergangenheit meiner Mutter besser zu verstehen. Vielleicht würde ich es während der Reise bis zu dem Kapitel über Napoleon schaffen.
Unser Motto: Wir dienen und wir schützen
Die nächsten paar Nächte verbrachte ich auf den Nebenstraßen von Georgia, genauer gesagt auf dem Beifahrersitz eines vollbeladenen Dreißigtonners. Der Fuhrparkmanager aus Nebraska, der ziemlich glaubwürdig aussah mit seinem Bierbauch über der ölverschmierten Jeans, war als Aushilfe für einen erkrankten Fahrer eingesprungen; ich war seine Freundin, die schnell noch in den Laster kletterte, als der den Hof verließ - natürlich vor einer ausreichenden Menge von Zeugen, um uns einen gewissen Anstrich von Korrumpierbarkeit zu geben. Es gelang uns, den für die Verluste verantwortlichen Fahrer sowie drei seiner Freunde und den Leiter des Werks zu überführen. Alles war ganz einfach und auf Film gebannt, was die Sache klar und eindeutig machte. Continental United versprach, sich für diesen Dienst erkenntlich zu zeigen -vielleicht war die Prämie nicht ganz so hoch wie die, die Alex Fisher mir geboten hätte, aber sie würde für die Reparatur meines Trans Am und die nächsten paar Hypothekenzahlungen reichen.
Als ich am Samstag nachmittag nach Hause kam, fühlte ich mich frisch, wie so oft, wenn ich eine Aufgabe gut erledigt hatte. Und diese Aufgabe war klar umrissen gewesen, nicht so wirr und ausufernd wie die Geschichte mit Baladine und Frenada und Global Entertainment.
Obwohl ich so froh gewesen war, diesem Problem eine Weile entkommen zu sein, überprüfte ich sofort, nachdem ich Mr. Contreras und die Hunde begrüßt hatte, ob Murrays Artikel über Frenada und den Drogenring tatsächlich erschienen war. Zu meiner Erleichterung war das nicht der Fall. Offenbar steckte in Murray doch noch so viel von einem ernsthaften Journalisten, dass er auf belegbare Fakten wartete. Ich würde ihn für sein kooperatives Verhalten belohnen - und es mir auch für die Zukunft sichern -, indem ich sofort in mein Büro fuhr und ihm den LifeStory-Bericht über Frenada faxte. Irgendwann musste ich sowieso die Post durchgehen, die in meiner
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