Die verschwundene Frau
Abwesenheit gekommen war.
Nachdem ich mit den Hunden in einem winzigen Park in der Gegend spazierengegangen war, sagte ich Mr. Contreras, er solle den Grill anwerfen, weil ich eine Stunde später wiederkommen würde und wir dann Hühnchen und Tomaten essen könnten. Ich nahm meine Aktentasche, in der immer noch die Kamera und die Videokassetten waren, und fuhr die etwas mehr als drei Kilometer in südlicher Richtung. Dabei summte ich leise Voi che sapete vor mich hin.
Doch die gute Laune verging mir, sobald ich mein Büro betrat: Überall auf dem Boden lag Papier herum; hier hatte offenbar jemand das Unterste zuoberst gekehrt, alle Unterlagen aus den Schubladen gerissen, die Überzüge von den Sofakissen gezogen und Kaffee über die Papiere auf dem Schreibtisch gegossen. Ich sah das Durcheinander eine ganze Weile mit offenem Mund an, ohne mich zu bewegen oder einen klaren Gedanken fassen zu können.
Vandalismus, Drogensüchtige von der Straße, die gesehen hatten, dass ich nicht da war, und das ausnutzten. Aber Computer und Drucker standen noch an Ort und Stelle. Jemand, der auf der Suche nach Geld oder Dingen gewesen war, die sich schnell zu Geld machen ließen, hätte sie mitgenommen, und außerdem waren Drogensüchtige im Regelfall nicht so clever, dass sie den Nummerncode an der Bürotür knacken konnten.
Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen, und es lief mir kalt den Rücken hinunter. Jemand war hier eingedrungen und hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Spuren zu beseitigen. Hatte dieser Jemand nach etwas Bestimmtem gesucht oder wollte er mir nur einen Schrecken einjagen?
Mein erster Impuls war, die Polizei zu rufen und so schnell wie möglich von dem ganzen Mist wegzukommen. Aber falls sich in dem Durcheinander irgendein Hinweis darauf verbarg, wer es angerichtet hatte, würde ich ihn nicht mehr finden, wenn die Spurensicherung erst einmal hiergewesen war. Also setzte ich mich auf die Armlehne des Sofas, bis meine Knie nicht mehr ganz so stark zitterten. Dann verriegelte ich die Tür zu meinem Büro von innen. Jemand -Baladine? - hatte bewiesen, dass er den Nummerncode knacken konnte, aber jetzt müsste er auch noch die innere Tür aufbrechen, um reinzukommen.
Ich steckte die Kissen wieder in ihre Hüllen. Vielleicht vernichtete ich damit Beweise, aber ich wollte mich ordentlich hinsetzen können. Außerdem hatte ich Durst, aber wenn ich Wasser holte, bedeutete das, dass ich über den Flur zum Kühlschrank musste, und ich wollte meine Tür erst öffnen, wenn ich mich wieder sicher fühlte.
Was befand sich in meinem Besitz, das ein anderer haben wollte? Abgesehen natürlich von meinem Computer. Das Gemälde von lsabel Bishop war der einzige Wertgegenstand in meinem Büro. Ich stand auf und warf einen Blick auf die Abtrennung gegenüber von meinem Schreibtisch. Das Bild lag auf dem Boden. Ich berührte es nicht, um die Fingerabdrücke, die sich vielleicht auf dem Glasrahmen befanden, nicht zu verwischen.
Die Eindringlinge hatten sicher einen Heidenlärm gemacht, und selbst wenn Tessa ganz in ihre Arbeit vertieft gewesen war, hätte sie den gehört. Hatten sie Tessa vielleicht verletzt? Wieder verspürte ich den Impuls, aus meinem Büro und über den Flur in ihr Atelier zu laufen, aber die Furcht hinderte mich daran.
Schließlich holte ich das Handy aus meiner Handtasche und wählte Tessas Privatnummer. Sie wohnte zusammen mit ihren Eltern in einem Zweifamilienhaus an der Gold Coast. Es meldete sich ihre Mutter mit jener volltönenden Altstimme, die in den Gerichtssälen im ganzen Land so viel Erfolg hatte.
»Victoria. Wie geht's Ihnen? Ich habe Ihre Stimme gar nicht erkannt.«
»Das kann ich verstehen. Ich stehe unter Schock. Ich bin gerade erst nach Chicago zurückgekommen und habe feststellen müssen, dass in mein Büro eingebrochen wurde. Es ist alles verwüstet. Ich wollte hören, ob mit Tessa alles in Ordnung ist.«
Mrs. Reynolds sprach mir ihr Mitgefühl aus, versicherte mir aber, mit Tessa sei alles in Ordnung. Sie hatte ihre Tochter gegen Mittag auf eine Tasse Kaffee von ihrem Atelier abgeholt. Jetzt war Tessa übers Wochenende mit Freunden beim Segeln.
»Wenn die Polizei kommt, dann bitten Sie die Beamten doch, sich auch Tessas Atelier anzusehen. Mir ist es nie recht gewesen, dass es so nahe bei Humboldt Park liegt. Ich glaube ihr gern, dass sie Muskeln hat und Sie sich bei einer handgreiflichen Auseinandersetzung ebenfalls durchaus zu wehren wüssten, aber zwei junge Frauen wie
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