Die verschwundene Frau
immer: »Streetwise, Miss. Lesen Sie, was die besten Bands von Chicago dieses Wochenende zu bieten haben, und suchen Sie sich 'ne hübsche Kneipe für hinterher aus - ach, guten Abend, Vic. Warst du weg?«
Ich gab ihm einen Fünfer und nahm eine Zeitung. »Ja. Und während ich weg war, ist jemand in mein Büro eingebrochen. Ist dir an den letzten Abenden irgendwas Merkwürdiges aufgefallen? Sind hier seltsame Typen herumgelungert?«
Elton runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern. Dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Aber ab jetzt passe ich auf, Vic, darauf kannst du dich verlassen. Gott segne dich, Vic... Streetwise, Sir. Wie wär's mit 'ner Liste von den besten Bands hier in der Gegend? Führen Sie Ihre Freundin in 'ne hübsche Kneipe aus... «
Blaues Licht tanzte mir auf der North Avenue entgegen. Ich hastete die Leavitt Street hinauf und erreichte mein Büro gerade in dem Augenblick, als ein Streifenwagen vorfuhr. Zwei Leute stiegen aus, eine schwarze Frau und ein weißer Mann. Das Fernsehvorzeigepaar. Ich zeigte den beiden mein Büro.
»Sie haben doch nichts angefasst, oder, Ma'am?« erkundigte sich die junge Frau sofort.
»Nun, ich habe die Kissen wieder aufs Sofa gelegt.« Irgendwie hörte sich das ziemlich schlimm an. »Ich habe versucht, keine Papiere zu berühren, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir das geglückt ist. Außerdem sind meine Fingerabdrücke sowieso überall drauf. Die von mir und die von meiner Mitarbeiterin.«
Inzwischen hatte sich der junge Mann bereits an sein Funkgerät gehängt und forderte Verstärkung an. Das machen Polizisten immer gern. Ihre Arbeit ist normalerweise so langweilig, dass sie die Kollegen gern teilhaben lassen, wenn sie einmal etwas Interessantes finden. Zehn Minuten später hatte sich ein ganzes Bataillon in meinem Büro versammelt.
Ich beantwortete gerade die Fragen der beiden, die als erste eingetroffen waren - fehlte irgend etwas, war das Schloss aufgebrochen worden, wie lange war ich nicht in der Stadt gewesen -, als Beamte in Zivil kamen. Eine dünne, triumphierende Stimme fragte, ob das Team das Gebäude durchsucht habe.
»Ich glaube nicht, dass der Eindringling sich noch in dem Gebäude befindet, Sergeant«, sagte die junge Frau.
»Sie sollen auch nicht nach dem Eindringling suchen, sondern nach Drogen. Wir haben Informationen, dass Warshki mit Drogen handelt.«
Als ich den Hals ein wenig reckte, entdeckte ich Detective Lemour. Er hatte denselben braunen Polyester-Anzug an, den er bei unserem ersten Treffen getragen hatte - es sei denn, er besaß einen ganzen Sonderposten von den Dingern.
Ich erhob mich. »Sergeant Lummox. Was für ein Zufall. Ich wusste gar nicht, dass Sie im Einbruchsdezernat arbeiten.«
»Ich heiße Lemour, und ich bin auch nicht im Einbruchsdezernat, sondern in der Abteilung für Schwerverbrecher Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Ihnen nicht mehr von der Pelle gehe, aber Sie haben ja nicht auf mich gehört, Warshki, und jetzt haben wir Sie.«
»Wovon reden Sie, Lemming? Seit wann ist es in dieser Stadt ein Verbrechen, das Opfer eines Einbruchs zu werden?«
Die Beamtin hüstelte, um ein Lachen zu kaschieren, während ihr Partner bewegungslos wie eine Mumie neben ihr stand.
»Es ist kein Verbrechen - vorausgesetzt der Einbruch, von dem Sie sprechen, ist tatsächlich passiert.« Er lächelte, und dabei entblößte er seine kleinen Hechtzähne.
»Vorausgesetzt, er ist tatsächlich passiert? Sergeant, ich gehe davon aus, dass Sie ein Spurensicherungsteam dabei haben, das Fingerabdrücke nehmen kann, denn wenn das nicht der Fall ist, muss ich leider eine Beschwerde über Sie einreichen. Und wenn Sie mich vor Zeugen des Drogenhandels bezichtigen, werde ich Sie als Privatperson wegen Verleumdung verklagen.«
»Machen Sie das ruhig, Warshki, aber ich habe einen heißen Tip gekriegt, dass Sie ein ganzes Pfund Kokain hier im Büro versteckt haben. Und ihr Trottel könnt aufhören, hinter vorgehaltener Hand zu grinsen. Fangt lieber an, das Büro zu durchsuchen. Und zwar ein bisschen plötzlich.«
In den folgenden zwanzig Minuten stellten sieben uniformierte Polizisten mein Büro auf den Kopf. Die Papiere, die die Eindringlinge noch nicht aus den Schubladen gerissen hatten, landeten jetzt in der Mitte des Raumes auf dem Boden. Ich saß mit verschränkten Armen da, die Lippen zornig zusammengepresst, das Herz vor Furcht hämmernd. Was war, wenn ich eine Nische übersehen hatte? Schließlich war ich nicht auf eine Leiter
Weitere Kostenlose Bücher