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Die verschwundene Lady (German Edition)

Die verschwundene Lady (German Edition)

Titel: Die verschwundene Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Anne.
    »Nicht mehr. Sir Henry musste eine hohe Erbschaftssteuer bezahlen, als er Titel und Besitz übernahm. Das wäre zu umgehen gewesen. Doch der selige Lord Martin rechnete noch nicht mit seinem Ableben und hatte keine entsprechenden Verfügungen getroffen. Zudem wissen Sie ja, wie es mit der britischen Wirtschaft steht. Die Kensingtons sind wahrhaftig nicht arm, doch auch sie müssen wirtschaften. Instandhaltung und Betrieb von Kensington Castle, des Landsitzes und alles kosten eine Menge. Dazu zehren die hohen Steuern. Der Verschwendungssucht von Lady Kitty ist das Kensington-Vermögen nicht gewachsen.«
    »Hat Lord Henry Verwandte ?«, fragte Anne. »Jüngere Brüder, Neffen oder Schwestern?«
    »Sie wissen ja auch rein gar nichts! Nein, er ist der einzige, und zudem kinderlos. Seine Eltern leben auch nicht mehr. In Wales muss es noch eine steinalte Großtante geben. Aber sie spielt keine Rolle. Lord Henry, der übrigens Kunst und Jura studiert hat ...«
    »Das ist eine seltene Kombination. Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Mistress Cooper.«
    »Bitte. Lord Henry kam also weder dazu, einen Beruf auszuüben, noch sich konstant Geschäften zu widmen, oder in die Politik zu gehen, wo er gute Aussichten hätte. Seine Gattin hielt ihn vollkommen in Atem. Sie verlangte, dass er ihr jeden Wunsch von den Augen abliest und sein Leben vollkommen auf sie ausrichtet.«
    »Das ist wohl von einem Mann zuviel verlangt«, sagte Anne.
    Ein mitleidiger Blick traf sie.
    »Da werden Sie keinen finden, der das auf Dauer macht, und wenn Sie ihn mit der Laterne suchen. Sollte doch einer auftauchen, so ist es kein Mann. Nun ja. Lord Henry versuchte vergebens, die Ausgabe-, Reise-und Partywut seiner Gattin zu dämpfen. Es ist eine sehr unglückliche Geschichte zwischen den beiden. Sie passen überhaupt nicht zusammen.«
    »Ist schon von Scheidung die Rede gewesen?«
    »Das weiß ich nun wirklich nicht. Lady Kitty ist zu allem anderen auch noch äußerst eigensinnig und lässt sich von ihrem Gatten nichts sagen. Sie tut, was sie will, lebt mondän und auf großem Fuß und tummelt sich mit dem Jetset . In den drei letzten Jahren sieht man sie kaum noch im Schloss und in Walton. Wir vermissen sie auch nicht. Lord Henry lebt in dem Sinn nicht mehr mit seiner Frau. Es kursieren Gerüchte, dass sie ihn ständig betrügt. Irgendwas Wahres wird schon daran sein.«
    »Was sagt Lord Henry dazu? Und was treibt er? Vergräbt er sich in seinem Schloss , oder ist er viel unterwegs?«
    »Er hält sich viel bei Freunden in seinen Kreisen auf. Pferde und die Jagd sind seine große Leidenschaft, obwohl ich als lebenserfahrene Frau glaube, dass ihn die Frustration dazu treibt. Er muss schließlich etwas mit seiner Zeit anfangen. Er hängt noch immer an seiner Gattin, die ihn zugrunde richtet, und kommt nicht von ihr los. Es ist eine Tragödie. Er hätte eine junge Adlige heiraten sollen, die weiß, was sich in so einer Position gehört und die ihr gewachsen ist.«
    »Dazu muss man nicht unbedingt blaues Blut haben«, wagte es Anne zu widersprechen. »Liebe, guter Wille und Intelligenz genügen doch wohl?«
    »Eine Erziehung, wie sie die Töchter des Adels genießen, ist dafür von Vorteil. Die Tradition, all das spielt eine Rolle. Die Tochter eines Earls oder Duke ist vom Elternhaus her vorgeprägt. Ihr sind Ansichten und Verhaltensweisen von Kind auf in Fleisch und Blut übergegangen, die eine Bürgerliche erst mühsam erlernen müsste . Es gibt Ausnahmen, doch in der Regel verhält es sich so.«
    Anne mochte darüber nicht diskutieren.
    »Wo hält Lord Henry sich denn momentan auf ?«, fragte sie statt dessen.
    »Er wird morgen aus Schottland zurückerwartet. Die letzten Wochen hat er dort als Gast des Peers of Northumberland mit Reitsport und Jagd zugebracht.«
    »Ist das gewiss ?«, fragte Anne.
    »Nun, ich selbst habe ihn nicht dort gesehen. Das wurde jedoch dem Personal gesagt, und seine Post schickte man ihm dorthin nach. Wo sollte er denn sonst gewesen sein?«
    In seinem Schloss vielleicht, heimlich. Oder hatte ein anderes Domizil gewählt, um die Liebscha f t mit Annes Mutter geheim zu halten . Die Post konnte man von Schottland auch sonst wohin schicken. Und das Personal mochte durchaus bei einer Täuschung mitwirken, legte sich Anne zurecht.
    »Ich habe nun eine heikle Frage. Ich will sie nicht in unsere Wochenzeitung bringen. Doch mich persönlich interessiert es, um ein vollständiges Bild von Lord Henry zu gewinnen. Unterhält er

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