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Die verschwundene Lady (German Edition)

Die verschwundene Lady (German Edition)

Titel: Die verschwundene Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Studentin war beunruhigt und nervös. In der Nacht schlief sie schlecht und wachte ein paar Mal auf. Anne träumte, dass ihre Mutter in großer Not sein.
    Sie sah sie im Traum mit Ketten gefesselt in einem, unterirdischen Verließ angeschlossen, von Ratten umringt. Mrs. Carmichael, eine gepflegte, recht hübsche Brünette sonst, wirkte elend und ausgezehrt, leichenblass und verzweifelt.
    Sie streckte Anne die Hand entgegen und rief immer wieder: »Hilf mir, Tochter! Bitte, hilf mir!«
    Der Traum beunruhigte Anne noch mehr. Es war, als ob sie eine Botschaft erhalten hätte.
     
    *
     
     
    Peter Stanwell erschien mit seinem uralten Bentley, einem Liebhaberstück, in Walton und holte Anne vorm Hotel ab. Es war Nachmittag, als sie den Schlossberg hinauffuhren. Stanwell hielt mit dem Oldtimer an. Das Schlo ss tor stand an diesem Tag offen.
    »Dann fahren wir doch gleich hinein«, sagte Anne. »Oder läßt sich das mit deinen Grundsätzen als Anwalt nicht vereinbaren, Onkel Peter?«
    »Wo es offen ist und kein Verbotsschild steht, ist der Zugang erlaubt«, erklärte Stanwell.
    Er trug einen karierten Anzug, ebensolche Mütze und eine Schleife am Hals. Er sah aus wie ein Automobilist vergangener Zeiten, der eine Landpartie unternahm. Nur die Lederkappe fehlte noch. Der Anwalt hatte Anne gesagt, dass er von ihrer Mutter nichts Neues gehört hätte.
    Die finanziellen Transaktionen liefen und waren nicht aufzuhalten. Die Anwälte Mayhawr, Fishbret & Shuster hatten sich, als Stanwell um Auskünfte ersucht hatte, so verschlossen wie die Austern gezeigt.
    Stanwell fuhr an einem Schlo ss trakt vorbei, bog zweimal um die Ecke und gelangte durch eine Durchfahrt in den Innenhof, wo der Rolls-Royce mit dem Kensington-Wappen stand. Der Butler, den Anne schon einmal gesehen hatte, überwachte das Ausladendes Fahrzeugs. Kofferraum und Fond waren mit Lederkoffe rn , Reisetaschen sowie Jagdgewehren und einem Golfset vollgestopft. Wie es ausschaute, kehrte Seine Lordschaft tatsächlich von einer längeren Reise zurück.
    Stanwell hielt. Bedienstete, unter ihnen auch der grobschlächtige Gärtner, trugen das Gepäck ins Schloss . Als Anne und Peter Stanwell ausstiegen, näherte sich der Butler mit seinem Backenbart altväterlich anzusehen, obwohl er noch nicht so alt sein konnte.
    »Wer sind Sie und wer hat Ihnen die Zufahrt ins Schloss gestattet ?«, fragte er.
    Er hielt sich so steif, als ob er einen Ladestock verschluckt hätte. Anne fragte sich, wie er seine Schuhe zuband. Wie es aussah, schien er sich überhaupt nicht bücken zu können.
    Stanwell zückte seine Karte und gab sie dem Butler.
    »Melden Sie bitte Miss Anne Carmichael und mich bei Lord Kensington an«, verlangte der Anwalt in einem Ton, der jede weitere Debatte ausschloss . »In einer wichtigen und persönlichen Angelegenheit.«
    Der Butler betrachtete die Karte und die beiden Besucher. Anne trug ein schickes Wildlederkostüm und hatte ihre blonden Locken zu einer Windstoßfrisur aufgetürmt. Sie bemühte sich, möglichst gut auszusehen. Schließlich besuchte man nicht alle Tage das Schloss eines waschechten Lords.
    »Bitte, warten Sie hier«, sagte der Butler und schritt steif davon.
    Anne und Stanwell standen bei den Rabatten mit den beschnittenen Rosenbüschen, die sich rechts und links im Innenhof hinzogen. An der einen Seite des hochherrschaftlichen Schlosses mit den vielen Fenstern rankte sich wilder Wein empor. Ein Dienstmädchen in dunkler Tracht und mit weißem Häubchen trat aus einer Tür des Westflügels und schüttelte eine Matte aus.
    Es war immerhin tröstlich zu sehen, dass hier ganz normale Handlungen stattfanden. Anne überlegte sich, wie Sir Henry und Lady Kitty wohl in dem Schloss gelebt hatten, bevor sie sich völlig entzweiten. Und was für ein Mensch Seine Lordschaft war. Sollte ihre - Annes - Mutter nach erfolgter Scheidung des Lords tatsächlich die Herrin von Kensington Castle werden?
    Die Studentin konnte sich das kaum vorstellen. Damit wäre auch sie als die Tochter in den Hochadel aufgerückt. Annes Kommilitonen hätten sich gekringelt, wenn sie ihnen plötzlich als eine angeheiratete Lordstochter entgegengetreten wäre. Und wie musste der Professor im Hörsaal sie dann anreden?
    Mit Highness und Lady? Der Butler erschien wieder.
    »Lord Kensington lädt bitten«, sagte er mit undurchdringlicher Miene. »Folgen Sie mir.«
    Er schritt vorneweg und führte die Besucher durch den Haupteingang in das Schloss , durch eine große Halle mit

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