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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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aus zu jeder der zig Plattformen einen direkten Zugang zu schaffen, egal wie verwinkelt, schräg oder umständlich der Weg auch verlaufen musste. Ein vieldimensionales Labyrinth, das x Ebenen miteinander verband und in dem Fließbänder, Fahrstühle, Rolltreppen und Durchgänge einander durchkreuzten. Ein Puzzle, in dem man nicht nur Richtungen, sondern auch Geschwindigkeiten wählen konnte, ein Knoten, dessen Komplexität in krassem Widerspruch stand zu der erschreckenden Leere des Platzes darüber, ein Gewirr von Möglichkeiten, das aus einer anderen Zeit stammte, als auch die Oberfläche der Alexanderplatzes noch ein schlagendes Herz aus Straßenzügen, Häusern, Winkeln und Gassen gewesen war – und nicht eine Wüste, dominiert von einem aberwitzigen Turm. Oben war der Platz jetzt eine unbebaute Fläche, in die eine ganze Stadt hineinzupassen schien, eine Leere, die der Krieg gerissen hatte und die nie wieder zugebaut worden war - hier unten aber hasteten die Menschen noch immer wie in einem Ameisenhaufen durch Gänge und Hallen, die aus der Zeit von vor dem Krieg stammten.
    Till wirbelte um seine Achse. In den verschiedenen Armen des Ungeheuers, in dem er sich befand, hallten die Schritte und das Gemurmel der Menschen wider, das Knirschen der Züge und das Rattern der Treppen vermischten sich zu einem flirrenden Surren.
    Da sah er ihn wieder. Bentheim. Am Eingang zu einem Tunnel, der aus der Halle herausführte.
    Till rannte. Er stieß mit einer Frau zusammen, die er um ein Haar von ihren Stöckelabsätzen gerissen hätte - und hetzte weiter. In den Tunnel hinein, in dem Bentheim verschwunden war. Nach wenigen Metern öffnete sich der Tunnel in eine zweite Halle, die zwar nicht ganz so zentral lag wie die erste, dafür aber erfüllt war von dem ranzigen Gestank zahlloser Imbissbuden, die hier ihren Platz gefunden hatten und ihren Dampf, ihren Wrasen und ihr Fett direkt in die Luft zu leiten schienen. Bentheim schritt bereits eine weitere Treppe hinab, in einen Gang, der sich noch einmal tiefer hinein in den Berliner Untergrund bohrte.
    Till hinterher. Als er den Gang erreichte, sah er, dass Bentheim gut dreißig Meter weiter um eine Ecke bog. Till sprintete los. Erreichte die Ecke – und blieb mitten im Lauf stehen, als hätte man das Fließband, über das er hinweggerast war, mit einem Mal zum Stoppen gebracht.
    Der Gang, der vor ihm lag, war leer.
     


     
    Till konnte die nächsten hundert Meter, die sich der grün gekachelte Gang weit erstreckte, problemlos überblicken. Der Fußgänger-Tunnel verlief erst ein wenig nach unten, stieg an seinem anderen Ende aber wieder etwas an, so dass Till von den Leuten, die auf der anderen Seite gerade hineinbogen, zwar nur die Füße und die Beine bis zu den Knien sehen konnte. Als er sich jedoch auf den Boden legte, sah er sie ganz – und Bentheim war nicht darunter.
    Till stand wieder auf und rannte den Gang hinunter, an einem China-Imbiss vorbei, der wirkte, als sei er vor den anderen Buden der Halle bis hierher geflüchtet, um die nächste Ecke herum, hinter der sich der Gang gabelte. Kurz entschlossen sprintete Till in die linke Abzweigung hinein, die nur wenige Meter weiter jedoch auf einem Bahnsteig mündete, auf dem Bentheim nicht zu sehen war. Zurück zu der Gabelung, in die andere Abzweigung hinein. Sie endete an einer Treppe, die nach oben führte, sodass Till in einiger Entfernung am Ende der Treppe das Tageslicht sehen konnte. Das machte keinen Sinn. Wenn Bentheim nach draußen gewollt hätte, wäre er nicht erst durch dieses Labyrinth geirrt. Dennoch raste Till die Treppe hoch. Oben fegte ein kühler Wind über den Platz. Wie ein Mast ragte der Turm bis in die Wolken. Von Bentheim jedoch nichts zu sehen. Also kletterte Till die Treppe wieder herunter und beeilte sich, dass er zurück in den Gang kam, in dem er ihn verloren hatte.
    Der Mann konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Langsam schritt Till den grün gekachelten Tunnel entlang, hinter dessen Ecke er Bentheim zuletzt gesehen hatte. Fast einhundert Meter. Vier oder fünf Meter breit. An den Wänden klebten auf beiden Seiten in regelmäßigen Abständen Plakate. Till suchte die Wände ab. Konnte es sein, dass es eine Tür gab, die ihm entgangen war? Aber warum sollte Bentheim hier unten hinter einer Tür verschwinden?
    Nach zehn Minuten stand er wieder dort, wo er zuerst in den Tunnel eingebogen war. Keine Tür. Kein Abzweig. Keine Klappe im Boden. Eine Luke, eine Leiter, die

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