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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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herabfuhr, Bentheim, der hinaufstieg? Lächerlich. Trotzdem hatte Till die Decke abgesucht. Sie war gleichmäßig verputzt. Weiß. Schmutzig. Und ohne Luke. Hatte er sich doch einfach abhängen lassen? Auch wenn Till das nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen konnte, hielt er es für unwahrscheinlich. Nein, es gab nur eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit, die ihm von Anfang an durch den Kopf gespukt war, seitdem er den Gang betreten hatte.
     
    Unauffällig schlenderte er an dem China-Imbiss vorbei. Die Bude war direkt an die Wand gesetzt, vielleicht sechs Meter breit, keine zwei Meter tief. Ihre rechte Außenwand war massiv, links befand sich eine Tür, durch die man hineinkam. Die Vorderfront war in voller Breite verglast. Dahinter konnte Till den China-Mann sehen, der am Herd stand und mit einigen großen, gusseisernen Töpfen hantierte. Woks? Till war sich nicht sicher. Wer auch immer das Angebot wahrnehmen wollte, konnte im Stehen an einem Brett essen, das unterhalb der Glasscheibe angebracht war. Zur Zeit stand dort nur ein Kunde, über eine Schale gebeugt, in sich hineinschlürfend.
    Till warf einen Blick auf den Teller des Kunden. Dunkelbraune Brocken ertranken in einer orange glänzenden Sauce. Das Brett, auf das der Gast seine Schale gestellt hatte, war verklebt und dreckig. Hinter dem Herd, an dem der Koch in seinen Woks rührte, breitete sich eine bräunliche Schicht vertrockneter, fettiger Spitzer aus - bis zu einer Tür, die in die Rückwand der Bude eingelassen war.
    Till war sich sofort sicher: Es musste die Tür sein, hinter der Max‘ Vater verschwunden war. Aber was sollte er tun? Sich ein Süppchen bestellen und fragen, ob er auch mal da rein dürfte?
    Die nächsten zwei Stunden verbrachte er damit, in der Nähe der Bude herumzulungern. Nachdem der Kunde gegangen war, bezog er Stellung hinter der Seitenwand, wo der Koch ihn nicht sehen konnte, Till aber die Tür, die aus der Bude herausführte, im Auge hatte. Nicht zu nah dran, um Gäste, die bei dem Imbiss etwas essen wollten, nicht zu stören, aber auch nicht zu weit weg, um nicht mitten im Gang herumzuhängen und umso mehr Aufsehen zu erregen.
    Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen. Was macht der Koch, wenn er mal aufs Klo muss, fragte sich Till. Wahrscheinlich führte die Tür in der Rückwand zu einer Toilette und er hatte Bentheim vorhin eben doch einfach aus den Augen verloren …
    Längst war Till hungrig geworden. Sich bei dem Imbiss etwas zu bestellen, kam jedoch nicht in Frage. Der süßliche Geruch, der von der Bude ausging, war ihm inzwischen so sehr in die Nase gekrochen, dass er noch dafür bezahlt hätte, nichts von dem Zeug essen zu müssen, das der Chinese dort zusammenkochte.
    Nach und nach wurde es in dem Gang ruhiger. Noch immer vibrierten die Wände in regemäßigen Abständen, wenn in einem der umliegenden Bahnsteige ein Zug einfuhr. Aber die Züge waren nicht mehr so voll besetzt. Es vergingen ganze Minuten, in denen niemand den Tunnel betrat. Dann wieder kamen vielleicht ein gutes Dutzend Leute aus einem frisch eingefahrenen Zug und liefen vorbei.
    Schon begann Till sich zu fragen, ob es nicht höchste Zeit war, zurück nach Hause zu fahren - da legte sich plötzlich noch ein anderer Geruch über den des Imbisses. Till hob den Kopf, um zu der Bude zu sehen - und blickte genau in die toten Augen des Hundes.
     
    Das Tier war zwar mager, aber mindestens so groß wie er. Und es roch nach faulem Fleisch aus dem Mund. Es kam Till so vor, als würden seine Nerven auf einer Drehspule gespannt. Er hatte Hunde noch nie besonders gemocht, dieser aber war regelrecht abstoßend. Als Till zusammengezuckt war, hatte er zu knurren begonnen, jetzt zog er die weiche Haut seiner Schnauze über die Zähne zurück.
    ‚Ich muss hier weg, aber wenn ich mich bewege, schnappt er zu. Er reißt mir den Arm auf. Vielleicht beißt er mir in den Bauch? Wenn ich renne, ist er mit zwei Sätzen an meinem Hals.‘
    Till lief der Schweiß den Rücken hinunter. ‚Hunde riechen, wenn du Angst hast. Das macht sie misstrauisch.‘
    Seiner Kehle entsprang ein Schrei. Er hatte es nicht zu verhindern vermocht. Till schrie einfach – und sah, wie sich die Sehnen des Köters spannten, wie das Tier die Hinterpfoten in den Zementboden rammte, die Vorderpfoten nach vorn streckte, seinen mageren Körper, der jetzt ein einziger Muskel zu sein schien, nach vorne warf, direkt auf Till zu. Till riss den Arm hoch, unfähig zu laufen, unfähig zu denken, als

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