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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Lichtschein hervor. Er krabbelte zu dem Karton und stieß ihn zur Seite. Matt fiel Licht, das durch einen Stollen von oben kam, in den Raum.
    Ungeduldig riss Max den Karton auf, den er von dem Lichtschacht weggerückt hatte. Kleine Blechbüchsen befanden sich darin und ein altmodisches Gerät, das ihn an einen Apparat erinnerte, den ihm seine Mutter einmal gezeigt hatte. Ein handbetriebener Filmprojektor, auf dem sie ihm verwackelte Bilder von vor hundert Jahren vorgeführt hatte, die ihr Großvater von seiner Familie gemacht hatte. Genau hier, auf diesem Grundstück, das er zu Beginn des letzten Jahrhunderts erworben hatte.
    Minuten später durchschnitt ein Lichtkegel den Kellerraum. Mit dem Fuß stieß Max den leeren Karton zurück vor den Lichtschacht, um das Bild, das der Projektor auf die andere Seite des Raums warf, besser erkennen zu können. Es sah aus wie eine uralte Fotografie. Max konnte einen gar nicht so alten Mann mit Spitzbart und einem altmodisch geschnittenen Anzug erkennen. Je nachdem wie schnell er an der Kurbel des Projektors drehte, bewegte sich der Mann wie ein überdrehter Roboter oder wie eine schlaftrunkene Puppe. Nach einer Weile hatte Max zwar den richtigen Rhythmus gefunden, aber die Bewegungen des Mannes blieben etwas ruckartig und merkwürdig gespreizt. Dennoch war es eindeutig zu erkennen: Es war der gleiche Mann, der auch auf den Tierfotos zu sehen gewesen war, die Max und Till in dem anderen Kellerraum entdeckt hatten.
    Aber wer ist die Frau?, fragte sich Max. Nachdem der spitzbärtige Mann zunächst allein in einer Art Labor zu sehen gewesen war, war bald darauf eine Frau hinzugekommen. Sie trug ein weit ausladendes, hochgeschlossenes Kleid, das bis zum Boden reichte. Ihre Haare waren zu einem gewaltigen Knoten hinten am Kopf zusammengebunden, ihre Füße steckten in zierlichen Schuhen. Sie hatte dem Mann nur kurz zugenickt und auf einem Stuhl mit hoher Lehne und weichen Armstützen Platz genommen.
    Gebannt starrte Max auf die Projektion, deren schwarz-weißer Kontrast sich auf dem unregelmäßigen Untergrund nur schwach abzeichnete. Der Mann schien auf die Frau einzureden, hob immer wieder die Hand, wie um seine Worte zu unterstreichen. Was er sagte, war nicht zu hören, der Projektor war für eine Tonspur nicht ausgerüstet. Die dunklen Augen der Frau waren unverwandt auf den Redner gerichtet, ihren Kopf hatte sie gegen die Stuhllehne sinken lassen. Der Mann wandte sich kurz zu einem langgezogenen, gekachelten Tisch, der die gesamte Rückwand des Raumes einnahm, hob etwas auf und ging dann langsamen Schritts auf die Frau zu. In der Hand hielt er etwas. Eine Spritze? Ein Hörgerät? Eine Lampe?
    Max schluckte. Aber er hörte nicht auf, an der Kurbel zu drehen. Der Projektor neben ihm surrte gleichmäßig, das Licht flackerte leicht.
    Der Mann beugte sich über die Frau. Ihr Kopf war ganz nach hinten gesunken, sie hatte die Augen geschlossen, ihre Brust hob und senkte sich langsam und schwer. Jetzt schob sich der Körper des Mannes zwischen die Frau und die Kamera, sodass er die Sicht auf sie versperrte.
    Während er weiter über sie gebeugt stand, schnellte sein Blick immer wieder zum Gesicht der jungen Frau, und Max konnte das Profil des Mannes sehen. Die Anspannung hatte sich in seine Züge gegraben. Plötzlich wirkte der Mann nicht länger wie ein seltsamer Kauz aus Urgroßvaters Zeiten, plötzlich kam es Max so vor, als wäre das Gesicht des Mannes in all seiner Ausdruckskraft deutlich zu erkennen, als wäre unter der dicken Schminke eines Schauspielers der Mensch zum Vorschein gekommen, als würden Moden und Verkleidungen abgefallen sein, und er einen Mann vor sich haben, der vollkommen auf sein Vorhaben konzentriert war.
    Da trat der Mann wieder einen Schritt zurück, gab die Sicht auf die Frau frei - das kleine, spitze, schwarze Gerät noch immer in der Hand. Auf den ersten Blick schien ihre Haltung unverändert, nur ein Ärmel ihres Kleides war hochgeschoben. Doch dann kam es Max so vor, als würde sich ihr Atmen verlangsamen, ihr Kopf noch weiter nach hinten verdrehen. Der Blick des Mannes hing an ihrem Gesicht, ernst verfolgte er, wie sie reagierte. Max sah, wie sich seine Lippen bewegten, er glaubte sogar von ihnen ablesen zu können, was er sagte. Der Mann schien ihren Namen auszusprechen. Katharina? Matt nickte sie, ihr Kopf bewegte sich nur um Millimeter.
    Erleichterung zeichnete sich auf den Zügen des Mannes ab, er nahm ihre Hand, legte sie auf den entblößten Arm,

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