Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
Vom Netzwerk:
der fast vollkommen von dem wilden Gestrüpp bedeckt war. Ein Tor an der
Mauer öffnete sich. Es war weniger bewachsen und so löste sich die Überwucherung
leichter und gab schließlich dem kräftigen Druck des elektronischen Tores nach.
Die Einfahrt stand offen und die Gruppe fuhr hindurch. Nahe dem Gebäude
stoppten die Motoren. Kurze Zeit später kamen die rollenden Riesen zum Stand.
Jason sprang von seinem Platz in der ersten Reihe auf und machte eine Ansage:
    „Hier zieht ihr nun bitte eure ausgeteilte Kleidung an. Es ist eine
Auswahl, ihr könnt selbst entscheiden, was ihr davon anziehen wollt. Bitte
beeilt euch. Dann steigt wieder in den Bus ein und wartet auf die nächste
Anweisung. Vielen Dank.“
    Langsam ging er wieder zu seinem Platz und setzte sich, während die
Massen ungeduldig an ihm vorbei, aus dem Bus, strömten. Auch Jay stand von
seinem Platz auf und begab sich aus dem Bus, dicht gefolgt von Ceela. Sie
tastete sich vorsichtig nach vorne und übersah die Stufen. Mit einem Schrei
stolperte sie vorwärts und fiel aus der Tür. Jay fuhr erschrocken herum und
sprang zu ihr. Er fing sie nicht wirklich auf, aber dennoch bewahrte er sie mit
seinem Körper davor, dass sie unkontrolliert auf den Boden aufschlug. Er
stellte sie auf den Boden, hielt sie noch einen Moment fest, bis sie langsam
nicht mehr taumelte und ließ sie dann los. Ohne ein Wort ließ er sie stehen,
entfernte sich von ihr. Mit schnellem Schritt marschierte er auf das Gebäude zu,
er kämpfte gegen den Drang nicht zurückzublicken. Vergeblich. Mit einem kurzen
Blick vergewisserte er sich, dass sie klarkam. Dann drehte er sich um und ging
mit gesenktem Kopf nach vorne.

Kapitel 6
     
    Sie wusste nicht wohin, wusste weder wo sie war, noch war sie sich
sicher, was sie hier eigentlich wollte. In ihrer Hand hielt sie einen lumpigen
Jutesack. Die Kleidung, es fiel ihr wieder ein. Sie musste sich umziehen. Woher
sollte sie wissen, was sie da eigentlich in der Hand hielt? Sie kam schon klar.
Sie hatte sich schon immer durchgeschlagen. Sie atmete tief ein und wagte es
einfach. Sie begann, sie lief, immer noch geschockt von ihrem Sturz, immer noch
beschäftigt damit, die Gefühle zu verarbeiten. Er hatte sie gefangen und dann
verlassen. So wollte sie es doch, dennoch war sie traurig, enttäuscht. Aber es
war ihre Schuld und sie war sich dessen bewusst. Sie musste den Kontakt zu
anderen Menschen meiden, musste sich isolieren, nur so würde sie klarkommen.
Vielleicht nicht ganz isolieren, doch nie dürfte mehr als flüchtige
Bekanntschaft entstehen, keine Freundschaft und vor allem nicht Liebe.
Menschen, die man liebte, konnten einen enttäuschen, im Stich lassen. Sie
schluckte den Klos in ihrem Hals runter, versuchte die ganzen Gefühle mit zu
schlucken, zu verbannen. Sie lief tapfer weiter, blindlings ins Leere. Sie
konnte nur hoffen, dass sie richtig lief. Doch sie war sich relativ sicher. Sie
hörte Stimmen durch die dicken Mauern des Gebäudes. Sie konzentrierte sich und
versuchte zu unterscheiden welche männlich waren und welche weiblich. Links
Männer, rechts Frauen. Sie musste sich rechts halten, um einem peinlichen
Auftreten in den Männerumkleideräumen zu vermeiden. Sie verlangsamte ihr
Lauftempo, als die Stimmen lauter wurden. Die Wand kam näher, das machte ihr
normal keine Probleme, ihre Gabe war so weit ausgeprägt, dass sie in der Lage
war, sich, durch die anderen Sinne, ein räumliches Bild in ihrem Kopf zu
erschaffen. Doch, wenn sie unter Stress stand, oder zu viele Gedanken und
Gefühle in ihr waren, die sie nicht kontrollieren konnte, dann war dieses
räumliche Denken so blockiert, dass sie lieber auf Nummer sicher ging. Sie
wollte nicht gerade – wie in einem schlechten Film, wenn Leute gegen Glastüren
laufen – gegen diese Mauer knallen. Die Arme nach vorne gestreckt, bewegte sie
sich behutsam darauf hin zu. Ihre Finger trafen auf Widerstand.  An der Wand
war sie nun angelangt, nun musste sie die Tür finden. Eine einfache Aufgabe,
dachte sie. Was sie nicht sehen konnte, war, dass die Buttons zum Öffnen der
Tür, höher waren, als sie vermutete. Sie irrte hin und her, tastete alles ab.
Sie verzweifelte, Panik übermannte sie. Es war ja so lächerlich, und so
vorhersehbar. Ihre Knie wurden weich, so enttäuscht war sie von sich selbst.
    Wenn ich noch nicht einmal eine Tür öffnen kann, wie soll ich dann
in den Reservaten überleben? dachte sie.
    Jay hatte Recht, er hatte doch so Recht gehabt. Er war der einzige, der
sich

Weitere Kostenlose Bücher