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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
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keine zwei Meter
entfernt und öffnete sie rasch. Er griff hinein und betätigte einen Schalter.
Binnen weniger Sekunden verwandelte sich der dunkle Wald in ein Feuerwerk aus
Lichtern. In jedem Baum schimmerten Laternen, wie die, die den Weg
erleuchteten. Diese nostalgischen Lichtspender zauberten eine einladende
Gemütlichkeit und erhellten den verlassen geglaubten Platz. Es war
atemberaubend, wie sich die Umgebung wandelte. Mit unglaublicher Schönheit
leuchteten die Lichter und gaben den Blick in das Dorf frei. Die Häuser waren
in die Bäume gebaut, sie schmiegten sich an jeden Ast und verschlungen die
Astlöcher. Gewundene Treppen aus Holz umschlungen die dicken Stämme der uralten
Bäume und führten in die hochgelegenen Hütten. Das Bild war nicht in Worte zu
fassen, so faszinierte es die Ropeys. Der Gedanke an die unterirdischen Kabel
für die Laternen ließ Jay auflachen. Kabel. Alles hier war so verdammt „Retro“,
dass es schon wieder herzlich gemütlich war. Nicht dieses klinische künstliche
Licht der blauen Energie, die strengen Linien der modernen kabellosen Technik.
Alles hier war so erfrischend anders. Das erinnerte ihn an sein Zuhause, seine
gemütliche Hütte am Waldrand. Der Bus stoppte auf dem Platz, in der Nähe des
Feuers. Lucas stand auf, behutsam schob er den kleinen Jungen auf seinen Sitz
und deckte ihn mit seiner Jacke zu. Die wachen Ropeys ermutigte er
auszusteigen, doch der Großteil schlief. Ceela kam wieder zu sich, setzte sich
langsam auf. Ihr Kopf brummte noch, aber sie durfte nicht wieder so in Panik
geraten. Auch wenn sie schreien könnte vor Angst, entschied sie sich zu
schweigen. Grace und Jay nahmen je eine Hand von Ceela und folgten Lucas immer
noch sprachlos. Jay fragte sich, wieso sie das Feuerzeug brauchten, wenn sie
doch über eine gewisse, wenn auch veraltete, Art von Strom verfügten. Es war
aber auch nicht so wichtig, dass er seine Energie darauf verwendete nach einer
Antwort zu suchen. Stattdessen genoss er lieber den Blick auf das kleine Dorf.
Die Antwort fand sich von selbst. Einer der Menschen, ein Mann, wie jetzt zu
erkennen war, zündete eine große reinweiße Kerze an mit der Aufschrift 2426-09-13 an. Jay überlegte einen Moment und kam dann zu dem logischen Schluss, dass es
sich um das heutige Datum handelte, den 13.September 2426. Sie waren schon so
lange unterwegs gewesen? Am 31.Juli, der letzte Tag des Monats, war die Resetta
gewesen, bei der die Ropeys aus seiner Stadt verlesen und eingesammelt wurden.
Ihm war nicht bewusst, dass sie mehr als einen ganzen Monat gereist waren. So
lange hatte er seine Schwester nicht mehr gesehen. Er dachte noch einmal nach,
bis ihm einfiel, dass er ja nur einen Monat gereist war und die Tage
davor in dem Allocation-Gebäude verbracht hatte und darauf warten musste, bis
alle Ropeys aus allen Städten eintrafen und man über die Verteilung in die
Reservate nachdachte. Wie bei einer spirituellen Zeremonie trug der Mann die
Kerze in die Mitte zu dem Feuer. Nicht, dass Jay je bei einer dieser
spirituellen Zeremonien dabei gewesen war, aber so stellte er sie sich vor. Der
Mann stellte die Kerze neben dem Lagerfeuer ab und Jay fiel erst jetzt auf, wie
groß sie war. Misstrauisch musterte Jay die finster gekleideten Männer. Fehlten
nur noch die Henkerskapuzen und ein Sektenschild, dachte Jay. Da fiel ihm etwas
auf. In der einen Hand einer der Personen blitzte für den Bruchteil einer
Sekunde etwas Silbriges auf. Ein Messer! Alarmiert hob Jay den Kopf und drückte
Ceelas Hand viel fester, als zuvor, als habe er Angst sie würde weglaufen, zu
dem Messer. Mit einer vagen Handbewegung machte er Grace auf das Messer
aufmerksam. Entsetzt hielt sie sich die Hand vor den Mund, um nicht
aufzuschreien. Auch sie krampfte ihre Finger um Ceelas Hand.
     
    Ceela spürte die Anspannung und roch das Metall. Sie war schlau genug,
um die Situation einzuschätzen und entschied sich dafür, zu schweigen und nicht
in Panik zu geraten, mal wieder. Sie hatte Jay und sie hatte Grace. Ihr würde
nichts passieren. Doch im Hinterkopf brannte noch ein Feuer, im Hinterkopf war
ein Mann, der sie mit dem Messer erstach, sie hatte so viele schreckliche
Vorstellungen, dass Tränen über ihr Gesicht liefen und sie sich auf die Lippe
biss, um nicht zu schreien vor Furcht.
    Vier Gestalten standen um das Feuer herum und erwarteten die Ankunft
von Lucas und seiner Truppe. Drei Männer, eine Frau. Die Frau stand stumm da
und beobachtete jeden der Schritte, den die Ropeys

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