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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
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war von der
Fürsorge, die Lucas für den Jungen aufbrachte, mehr als begeistert, aber auch
überrascht. Wo war der strenge Lucas, der sich wegen zwei Minuten Verspätung
aufregt, als hätten sie gerade die größte Dummheit ihres Lebens begangen? Egal.
Dieser Lucas war ihr wesentlich sympathischer. Ein Lächeln spielte sich auf
ihre roten Lippen.
    „Ein Dorf?“, fragte Grace verwundert, als sie im Kopf noch einmal die
Informationen durchging, die Lucas preisgegeben hatte.
    „Ja, in dem Reservat gibt es ein Dorf. Silverdeen ist ein kleines Dorf
am Cape Fear River. Dort liegt das Basislager. Dort leben wir, also die, die
nicht verbannt wurden“, erklärte Lucas leise. Sie nickte, wobei sie sich nicht
sicher war, ob sie das gut finden sollte oder nicht. Ein Dorf? Eigentlich klang
das mehr nach Land-Idylle , als nach einem Ort, an dem es ums nackte
Überleben gehen sollte. Vielleicht waren die Reservate überhaupt nicht so
grausam. Sie waren vielleicht von der Regierung nur als solche schlimmen Orte
dargestellt worden, um deren Skrupellosigkeit  zu zeigen und  ihre Macht zu
demonstrieren. Vielleicht war das Venus-Reservat wirklich einfach ein Start in
ein neues Leben. Sie fand langsam Gefallen an dem Wald und der Ruhe, fernab der
ständigen Überwachung der Großstädte. Dennoch hämmerte eine leise Stimme in
ihrem Kopf:
    So schön kann das hier nicht sein! Das darfst du nicht glauben! Sei
nicht naiv! Sie werden dich hier fertigmachen, wenn du alles gleich glaubst!
Sei nicht so dumm!
    Solche Sätze eben.
    Sie kämpfte innerlich mit sich selbst und als sie zu keinem klaren
Ergebnis kam, entschloss sie sich, es auf sich beruhen zu lassen.
    Ich hab es noch gar nicht gesehen. Ich bin noch nicht wirklich hier.
Ich kann mir das immer noch überlegen, wenn wir erst einmal in Silverdeen sind.
    Genau, das sollte sie tun. Sie war sich sicher, sich für das Richtige
entschieden zu haben.
    Nach einer guten Viertelstunde - die Luft war immer noch überfüllt mit
Anspannung und Angst – erreichte die Gruppe den Cape Fear River. Sie folgten
dem Fluss, bis sich der Wald noch enger verdichtete und die Sicht vor lauter
Ästen und Blättern fast unmöglich war. Der Fluss wurde breiter, die Strömung
schneller. Mit gewaltiger Geschwindigkeit prallten die tosenden Wellen gegen
das nackte Gestein am Ufer. Der Weg führte parallel zum Fluss entlang. Die
Laternen waren ihre unvermeidbaren Begleiter, die ihnen treu die Stellung
hielten. Ceela lauschte dem Rauschen des Gewässers und gab sich dem Gesang der
Wellen völlig hin. Ein See würde sich blad auftun, da war sich Ceela sicher.
Sie konnte schon das Rufen eines Wasserfalls hören, der das Wasser in
gefährliche Tiefen warf und dann mit offenen Armen am Fuße mit einem See empfing.
Sie behielt Recht. Das Rauschen wurde lauter. Verstreut fanden sich große
Gesteinsblöcke, raue Felsen im reißenden Gewässer wieder, die die Strömung ein
wenig abbremsten.
    „Da vorne!“ Die Sicht hatte sich geweitet, da die Baumkronen deutlich
höher lagen, als vor ein paar Minuten. Der Wald hatte sich verändert, größere
Bäume, höhergelegene Kronen waren die Folge. Grace blickte mit großem Augen aus
dem Bus und deutete wild auf die Stelle, wo das Wasser sich im Nichts verlor,
wie vom Erdboden verschluckt wurde. Sie kamen näher und konnten nun deutlich
erkennen, wie das Wasser mit rasendem Tempo in die Tiefe schnellte und alles
unter sich begrub. Die nasse Masse klatschte gegen die spröden Gesteinswände.
Das Geräusch war ein dauerhaftes Schlagen in den Ohren jener, die schon wach
und erwartungsvoll hinausblickten. Der Boden wurde steiler, der Weg schlängelte
sich den Abhang hinab und ein paar Mal glaubte Grace, der Bus würde gleich den
letzten Halt verlieren und ungebändigt in den Abgrund stürzen. Nun gut, der Abgrund
war glücklicherweise mit Wasser gefüllt, eine letzte Hoffnung, die den
schmerzhaften Aufprall um Einiges gemildert hätte. Doch dazu kam es erst gar
nicht. Der Bus blieb treu und vertraut auf dem Weg und zeigte keine Zeichen von
Altersschwäche. Sie kamen unversehrt unten an und ihr Blick wanderte auf die
anmutige Schönheit des nächtlichen Sees. Bleich schimmerte das Spiegelbild des
sichelförmigen Mondes auf dem Wasser. Wie dunkelblauer Samt schimmerte der See
in voller Pracht und verzauberte die Ropeys mit seiner eleganten Stimmung. Das
Wasser wurde immer  ruhiger, je weiter sie den Wasserfall hinter sich ließen.
    „So, was ihr da gerade gesehen habt, sind die

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