Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
Ceela in den
Armen. Grace hielt ihre Hand. Sie konnte den Blick einfach nicht von ihrem Arm
gleiten lassen, wie gebannt starrte sie die Zahlen an, egal was passieren
würde, diese Zahlen waren für immer, für die ganze verdammte Ewigkeit ihres
Lebens. Sie konnte nie wieder vergessen. Selbst, wenn sie eine Flucht von
diesem Ort schaffen würde, irgendwann, sie würde dadurch immer daran erinnert
werden. Es war hoffnungslos. Als der Mann mit dem Messer losgelegt hatte, hatte
sie nicht geschrien. Sie hatte den Schmerz nicht einmal gespürt, sie saß nur
stumm da und hatte es über sich ergehen lassen. Sie war mit den Gedanken bei
ihrer Schwester und hatte nur wegen ihr Tränen vergossen. Doch wenn sie
jetzt auf ihren blutverschmierten Arm blickte, kam auch der Wundschmerz wieder.
Das Stechen in ihrem Arm, es brannte. Die Schmerzen waren schrecklich und sie
quälte sich weiter zu gehen. Am liebsten hätte sie sich hier ins Gras fallen
lassen und wäre nie wieder aufgestanden. Doch das konnte sie nicht. Stumm hielt
sie Ceelas Hand weiterhin fest und folgte Jay. Wo auch immer der Weg sie
hinführen mochte…
Sie kamen oben an, auf einer Art Plattform mit Blick über gesamt
Silverdeen. Alle Bewohner schliefen noch, bis auf die vier, die sie bereits
gesehen hatten. Ceela spürte, wie allen der Atem wegblieb. Irgendetwas war so
außergewöhnlich, dass alle Ropeys die Aussicht genossen und schwiegen und
wahrscheinlich versuchten mit den Schmerzen klarzukommen. Sie wusste nicht was
man ihr auf den Arm geritzt hatte, sie spürte nur die nicht enden wollenden
Schmerzen. Blind fuhr sie mit ihrem Finger über die Wunde. Zahlen. 2426-09-13 .
Das war heute. Das war doch abartig. Musste man wirklich so festhalten, wer
wann hier ankam? Ab und an vernahm man noch die Schreie der Ropeys aus dem Tal,
dann schleppte sich eine weitere von Schmerzen geplagte Person den Weg hinauf,
kraftlos und fertig. Ihr Blick war tot, ihre Augen leer und verweint. Blut rann
über die Arme aller, sodass sich auf der Plattform ebenso, wie in der Hütte,
eine große Lache auf dem Boden ausbreitete. Keine Schreie mehr, keine neuen
Ropeys mehr. Alle waren nun anwesend, auch der kleine Junge mit den
haselnussbraunen Augen, verloren saß er am Rand und weinte stumm vor sich hin.
Auch aus seinem Arm rann das Blut. Aus der matten Dunkelheit auf dem
Aussichtspunkt löste sich eine Gestalt, Lucas. Der einzige, der außer den
Ropeys noch hier oben war. Seine Stimme ertönte:
„Gut, wir sind vollzählig. Ihr seid nun registriert. Ein erster
Eindruck der Reservate dürfte stehen, und ich fürchte es ist kein besonders
Guter. Ihr müsst verstehen, dass die Dinge hier nun mal so ablaufen. Ich werde
euch nun in das Basislager führen. Folgt mir, bitte.“
Seine Stimme war kühl und stark. Lucas nahm eine Treppe auf der
gegenüberliegenden Seite. Die Ropeys folgten ihm stumm. Sie durchquerten das
Dorf mit den Häusern auf den Bäumen, in denen die Menschen lebten. Silverdeen
war größer, als Jay es vermutet hatte. Die Menschen hier lebten spartanisch und
arm.
„Ich kann wieder selbst laufen, ist schon gut. Es tut mir leid“, flüsterte
Ceela müde.
„Wirklich? Es ist alles okay, dir geht es nicht gut, ich kann dich
gerne weiterhin tragen“, erwiderte Jay freundlich, aber auch besorgt.
„Wirklich, das geht schon.“
Sie stütze sich an ihm ab und stemmte sich hoch. Sie setzte ihre Füße
vorsichtig auf dem Waldboden ab. Ceela blickte nach oben und warf Jay ein
flüchtiges Lächeln zu, dann gingen sie weiter. Grace hielt ihre Hand, wie immer
eigentlich, es hatte sich gezeigt, dass das die beste Variante war, Ceela den
Weg zu weisen.
Nach einem etwas längeren Fußmarsch durch den Wald, lag das dicht besiedelte
Dorf nun hinter ihnen und es waren nur noch vereinzelte einsame Hütten in den
Bäumen auszumachen. Schweigend lief die Gruppe unter dem dunklen Blätterwerk
hindurch. Die Steigung des Bodens nahm leicht zu, während alle gedankenverloren
Lucas nachliefen. Jay blickte auf und konnte in der Ferne ein Gebäude erkennen.
Ein riesiges Gebäude, aus Stein, mit vielen kleinen Fenstern an der Vorderseite
und einer alten einladenden Holztür.
Lucas sagte, noch während dem Laufen:
„Das ist das Basislager!“
Dann steuerte er auf die gewaltige dunkle Tür zu. Mit eisernem Griff
packte er den Metalltürknauf. Er riss mit voller Kraft daran und die Tür
schwang elegant zu beiden Seiten auf und öffnete den Durchgang. Die Gruppe
betrat das Innere des grauen
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