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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
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Gebäudes. Die Wände waren ebenso farblos und kalt
wie das Äußere, alte dunkle Dielen auf dem Boden, die bei jedem Schritt unter
dem Fuß krachten und knarrten. Der Lärm, den die Füße der Ropeys also bei dem
Betreten der Eingangshalle von sich gaben, war unüberhörbar. Genervt drehte
sich Lucas um, als müsste er kleinen Kindern die Benimm-Regeln erklären. An den
kargen Wänden hingen Gemälde des Dorfes und verschiedener Personen in dicken
Bilderrahmen, die schön und aufwendig in Szene gesetzt waren. Jays Blick
schweifte durch den langen Korridor, der sich vor ihnen eröffnete. Vereinzelt
waren Türen, die aus dem schmalen Gang in andere Räume seitlich führten,
vorhanden. Über den gesamten Gang erstreckte sich ein dicker purpurroter
Teppich, fein und klassisch gewebt. Am Ende des verwaschenen Korridors wand
sich eine verlassene Holztreppe nach oben, mit breiten Stufen und kunstvoll
geschwungenem Geländer. Lucas drehte sich zu den Ropeys um, die noch damit
beschäftigt waren, sich alles anzugucken, und begann zu sprechen:
    „Alle herhören! Wie befinden uns im Eingangsbereich des Basislagers.
Dort drüben geht es zum Speiseabteil...“ Er deutete auf eine unscheinbare Tür
auf der linken Seite.
    „…und da ist der Verwaltungsraum.“ Eine Tür auf der rechten Seite.
    „…oben befinden sich alle möglichen Schlafsäle und Waschräume. Ich
werde euch kurz anmelden gehen, ihr bleibt hier und wartet, bis ich wieder
komme, verstanden?“
    Die Masse nickte einheitlich mit dem Kopf und bewunderte dann wieder
die Gestaltung der Eingangshalle. Lucas verschwand in der rechten Tür, die mit
einem lauten Knallen hinter ihm ins Schloss fiel. Stille. Die Ropeys waren
alleine.
    Jay vernahm Stimmen, aus einer Tür weiter hinten.
    „Hört ihr das  auch?“ er stupste Grace und Ceela sanft an den Arm.
    „Ja.“ Ceelas Stimme klang leise und zart.
    Grace stimmte ebenfalls zu.
    „Ich gehe kurz gucken, was da ist.“
    Grace holte aus, um Jay am Arm zu packen und ihm eine Rede zu halten,
dass er das nicht dürfe und er bestimmt nur in Ärger verwickelt werden würde,
doch da war es schon zu spät und Jay stürmte bereits auf die Tür am Ende des
Korridors zu. Besorgt, aber auch genervt, schüttelte Grace den Kopf.
    Er stand vor der Tür, atmete tief ein. Was war da drin? Er drehte den
Türknauf in beide Richtungen, soweit es ging. Verschlossen. In ihm brannte die
Neugier, ein flammendes Verlangen nach der Antwort auf seine Frage. Was oder
wer befand sich hinter der Tür? Er presste sein Ohr gegen das dicke Holz. Er
hörte dieselben Stimmen, sie waren aufgebracht, wütend, doch er verstand nicht,
was sie sagten, dafür hörte er sie viel zu leise. Er versuchte Wörter
herauszuhören, um das Gespräch in einen Kontext setzten zu können, doch es
gelang ihm nicht. Jede noch so große Anstrengung und Konzentration führte zum
selben Ergebnis, ein wütender Schwall unverständlicher Worte. Vergeblich.
    Ceela ließ Grace Hand los, löste sich von der Person, die ihr Halt und
Sicherheit gab, Vertrauen. Sie lief los, zu Jay, zu der Tür, zu den Stimmen.
Wie magisch zog sie die alte Tür an. Was war so interessant? Es waren doch nur
irgendwelche Stimmen, fremde Leute, die über ein uninteressantes Thema
diskutierten. Doch sie spürte, dass es anders war. Sie kauerte sich neben Jay
auf den Boden und presste ebenfalls ihr Ohr an das anschmiegsame Holz.
    „Ich bin nicht sicher, ob ich das gut finden sollte…“ besorgt.
    „Wir können das Projekt nicht abweisen! Wir sind auf das Geld
angewiesen!“
    „Alles Geld ist gut und schön, aber wollen wir wirklich diese
Risiken auf uns nehmen?“
    „Auf uns?“ Die Stimme wurde schrill.
    „Ja! Auf uns!“
    „Das hat auf uns überhaupt keine Auswirkung, es werden lediglich ein
paar Ropeys beeinflusst, vielleicht ein paar dutzend Todesfälle. Mehr nicht.“ Die
Stimme war gepresst und zynisch.
    „Was ist, wenn das Projekt außer Kontrolle gerät? Was ist, wenn wir
nicht mehr mit den Folgen klarkommen?!“ Ängstlich.
    „Es wird keine Folgen geben. Alles wird geplant und kontrolliert
ablaufen, die Regierung trägt die volle Verantwortung. Sie wollen doch, dass
wir annehmen. Wir müssen.“
    „Und die Schäden?“
    „Die Schäden sind nur die geschädigten Ropeys, das ist nicht
wichtig.“ Ernst und kalt.
    „Sie haben Recht, wir müssen den Vertrag unterschreiben. Diese Woche
noch. Dann kann das Projekt schon bald starten und wir empfangen das
Startkapital.“
    „Am besten

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