Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
treffen sie mich in drei Tagen wieder hier. Dann habe ich
die Formulare zugeschickt bekommen und wir können sie mit Ruhe ausfüllen.
Vielen Dank.“
„Ich bedanke mich. Auf Wiedersehen.“ Freundlich und überzeugt.
„Auf Wiedersehen.“
Schweigen.
Das Gespräch war zu Ende. Was hatte sie da nur gehört? Bestimmt nichts,
was für ihre Ohren bestimmt war. Sie durfte keinem erzählen, was sie da gehört
hatte. Sie musste sich erst im Klaren darüber werden, worum es bei dieser
Konversation eigentlich ging.
Was war das Projekt ? Warum war es ihnen egal, dass Ropeys
sterben würden und vor Allem, warum sollten überhaupt Ropeys sterben…?
„Ich konnte sie nicht verstehen und jetzt sind sie verstummt. Konntest
du etwas hören?“ Jay klang enttäuscht.
Ceela musste stark bleiben, erst herausfinden, wie groß die Gefahr eigentlich
war, dann würde sie sich jemandem anvertrauen. Also antwortete sie:
„Nicht mehr als du.“ Sie konnte nicht besonders gut lügen, doch sie gab
sich alle Mühe einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten.
„Schade, ich weiß nicht wieso, aber das schien mir unglaublich wichtig.
Ich weiß ja auch nicht…Ich konnte irgendwie nicht anders, ich musste es mir
anhören. Aber wenn du auch nichts anderes als verschwommene Stimmen
wahrgenommen hast, dann war es wohl einfach nicht so wichtig.“ Jay seufzte
enttäuscht, dann drehte er sich von der Tür weg und streckte seine Hand aus, um
Ceela hoch zu helfen, er griff nach ihr und zog sie auf die Beine.
„Ich denke wir sollten wieder zu den anderen zurück.“ Dann schlenderten
die beiden den langen Flur zurück zur Gruppe, die nervös tuschelte. Ceela war
immer noch fasziniert von Jays Gabe, Situationen als wichtig oder unwichtig zu
erachten Wie er immer auf sein Bauchgefühl vertraute und auch jedes Mal mit
seiner Annahme richtig lag. Sie bewunderte die Gabe, sie bewunderte ihn .
Grace empfing sie mit den Worten:
„Was sollte das, ihr beiden?“
Sie hatte beide Arme in ihre Hüfte gestemmt, doch der Schmerz
durchzuckte den verwundeten Arm. Sie löste eine Hand und deutete mit mahnendem
Finger auf Jay und Ceela, die ihr nun gegenübertraten. Jay ließ nur den Kopf
hängen und winkte die Frage mit der Hand ab. Sie gesellten sich zu den Ropeys
und warteten auf Lucas.
Nach totgeschlagenen fünf Minuten, in denen alle nur wartend in der
Gegend standen und sinnlos daherredeten, passierte endlich wieder etwas. Die
Tür öffnete sich, aber nicht Lucas, sondern die Frau, die vorhin bei dem
Lagerfeuer gestanden hatte, trat heraus.
„Hallo.“ Sie winkte freundlich mit ihrer Hand, dann fuhr sie fort:
„Mein Name ist Miranda Nurris, ich arbeite hier auf der Krankenstation
und werde euch hier im Basislager ein wenig rumführen.“ Ihre Stimme war hoch
und feminin, ihr langes glattes Haar reichte ihr fas bist an die Hüfte, es war
schwarz wie die Nacht außerhalb des Lichts der Laternen. Ihre Figur war schmal
und ihre Haut ebenso blass wie Ceelas. Sie lächelte freundlich und ihre weißen
Zähne blitzten auf.
„Okay, dann folgt mir bitte.“
Sie deutete auf die Treppe und lief langsam los. Die Ropeys setzten
sich in Bewegung und folgten ihr. Sie durchquerten den verlassenen Korridor und
gelangten zur aufwendig gestalteten Treppe. Ceela hielt sich an dem Geländer
fest, ließ ihre Finger, beim Hinaufsteigen der Treppe, über das Holz gleiten,
Verzierungen, Schnörkel, gewundene Partien, das Holz war angenehm
glattgeschliffen. So viel Aufwand für eine Treppe, die im Gebäude der Ropeys
liegt? Sie mochten doch die Ropeys nicht, dachte Ceela verwundert. Egal, sie
hatte keine Zeit sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, sie wusste zu wenig
über dieses Volk und ihre Geschichte, dass sie hätte eine schlüssige Antwort
auf ihre Frage finden können, also beließ sie es bei der Ungewissheit und
konzentrierte sich darauf nicht auf der Treppe hinzufallen und alle mit sich herunter
zu reißen. Oben angekommen atmete sie erleichtert auf.
Grace stand neben ihr und sah sich neugierig im Obergeschoss um. Es sah
so ziemlich genauso aus wie der untere Durchgang. Dunkles Holz, graue
verwaschene heruntergekommene Wände und ein dunkelroter Läufer auf dem Boden.
Auch am Ende stand wieder eine Treppe, dieselbe wie die, die sie eben
hochgekommen waren. An den Seiten des Ganges waren Türen. Was war das
Basislager eigentlich? Wohnten die Ropeys hier oder was? Grace musterte
Miranda, die immer noch wie ein Honigkuchenpferd grinste. Sie war stehen
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