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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
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er.
    „Zwei…“ Sie atmete kräftig durch.
    „Drei…!“ Dann rannten sie los.
    Er preschte voraus, nahm einen Hasen ins Visier, der gut zwanzig Meter
von ihnen entfernt zwischen Baumwurzeln kauerte, und sie noch nicht bemerkt
hatte. War das eigentlich möglich? Wirklich leise waren sie ja nicht gerade.
Egal, er grinste und hob siegessicher seinen Speer. Dann spürte er einen
heftigen kurzen Luftzug neben sich und sah wie ein silberner Pfeil in winzigen
Abstand an seinem Gesicht vorbeischnellte. Er wich nach hinten und verlor fast
das Gleichgewicht, in diesem Moment huschte Ceela vorbei und griff sich ihre
Beute, die blutend mit einem Pfeil im Herz auf dem moderigen Boden lag. Sie
nahm das Seil und befestigte den Hasen an ihrem Gürtel. Außer Atem stützte sich
Jay an den Baum neben ihr.
    Sie lächelte.
    „Das wird leider nicht reichen für uns alle. Komm, wir müssen mehr
finden.“ Dann drehte sie sich um und schlich geräuschlos ins Unterholz.  Er
lachte und schnaufte, dann hetzte er ihr nach. Wie konnte sie so schnell, aber
so leise gleichzeitig laufen? Egal wie er sich bemühte, es knackte immer ein
Ast, oder er stampfte in eine Pfütze.
    Nach fast einer Stunde, kamen sie mit drei Hasen, einem Rebhuhn und
einem Wildschwein zurück. Die kleinen Tiere baumelten leblos an den Gürteln der
beiden und das Wildschwein trug Jay über der Schulter, stolz es selbst erlegt
zu haben.
    Sieben Uhr dreißig. Nun waren alle aus der Gruppe wach und sie saßen
beisammen, aßen Beeren und Wurzeln. Ceela hatte sich ein Jagdmesser eingesteckt
und zerlegte vorsichtig das Rebhuhn. Sie orientierte sich mit ihren Händen, in
dem sie über das Fleisch fuhr und abschätzte, wo Knochen und wo zartes Fleisch
war. Sie fühlte es. Sie schnitt dünne Streifen und packte diese in kleine
Beutel zum Mitnehmen. Genau so tat sie das nun mit den Hasen, während Jay sich
am Zerlegen und Verpacken des Wildschweinfleisches versuchte. Nach einer guten
Stunde waren alle Mägen gefüllt, alle Rucksäcke wieder gepackt, das Lager
abgebaut und die Gruppe wieder zum Aufbruch bereit.

Kapitel 40
     
    Sie schrie innerlich. Sie weinte, sie kochte vor Wut, alle Gefühle
drohten sie zu überwältigen.
    Neeeeein!
    Warum? Warum gerade jetzt? Die Tränen hatten einen feuchten Film über
ihre Augen gelegt, welcher alles verschwimmen ließ.
    Die Männer trugen sie in den kleinen Käfig, der sich im Großen befand.
    Nein! Bitte lass das nicht wahr sein!
    Sie hoffte verbittert, sie würde sich täuschen, doch sie konnte sich
nichts vormachen.
    So war es nicht, alles was sie sah, passierte wirklich, egal wie sehr
sie hoffte es wäre nicht so, so wusste sie doch, dass es sehr wohl echt war.
Gebannt vor Angst starrte sie in die toten Augen ihrer Schwester, die gerade
von einem der Männer getragen wurde. Unbarmherzig warf er ihren leblosen Körper
auf den Berg der anderen Leichen. Ein Bild des Grauens, erfüllt von toten
Augen, schlaffen Gliedmaßen und mit getrocknetem Blut überlaufenen Körpern. Ihr
Atem stoppte, ihr Gesicht erstarrte, als alle Männer verschwunden waren und
sich ein weiteres Tor öffnete.
    Neeeeein!
    Wann würde dieser Albtraum enden? Sie dachte, es könnte nicht schlimmer
werden, doch das konnte es, das wurde es gerade!
     Durch das Tor schlichen schwarze Kreaturen, anmutig und
furchteinflößend zugleich. Riesige Bestien mit bernsteinfarbenen, leuchtenden
Augen und schattenhaftem Fell. Dann rochen sie das Blut, rochen den Tod und
wurden auf einmal ganz wild. Sie stürmten unter animalischem Geschrei in den
kleinen Käfig und stürzten sich hungernd auf das menschliche Fleisch. Ihre
Pranken bohrten sich in die Leichen und ihre Reißzähne rissen sie auseinander.
Hautlappen hingen aus ihren feuchten blutroten Mündern und einzelne Gliedmaßen
wurden durch die Luft gewirbelt, wie das Herbstlaub vom Wind.
    Sie konnte nicht mehr, sie konnte nicht mehr hinsehen und sie wollte
nicht mehr, doch es war unmöglich den Blick davon zu nehmen. Warum, wusste sie
nicht, doch es ging nicht. Unmöglich. Unumgänglich. Sie verlor den Blickkontakt
zu ihrer Schwester als sich die schwarzen Schatten auf sie stürzten.
Augenblicklich schrie sie auf, egal, ob man sie hören würde, egal, was für
Strafen auf sie warteten, sie konnte nicht anders. Ein schriller, angstvoller,
schmerzerfüllter Schrei durchschnitt das Gejaule der Bestien. Sie schrie und
weinte und musste sich mehrmals übergeben und alles gleichzeitig, sie zitterte
am ganzen Leib und schrie immer

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