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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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dröhnte die Stimme aus dem Gerät. »Es tut mir leid, das mit der Verwü…-«, flüsterte sie und hielt inne. Über sich glaubte sie Schritte zu hören.
    »Du kannst ja zum … zum Aufräumen kommen.« Silvia schniefte. »Aber deswegen ist es nicht.«
    Carina legte beide Hände um ihr Ohr und ihren Mund, um den Ton zu dämpfen. »Deine Nase, ist es wieder schlimmer geworden?« Ihr Blick fiel auf einen Malkasten, der in einer Ecke lag. Die meisten Farbnäpfe fehlten.
    »Die Nase ist mir egal.« Silvias Stimme klang wieder fester. »Nein, meine ganze Arbeit steht auf dem Spiel, wegen diesem … diesem … « Sie rang mit sich, wollte wohl ein Schimpfwort vermeiden. »Ein Vater hat sich während der Geburt seines Sohnes so aufgeführt, dass ich ihn rausschmeißen musste. Er wollte eine Tochter, keinen Sohn, schrie er die ganze Zeit. Der kleine Junge ist in Steißlage mit den Füßen zuerst zur Welt gekommen. Am liebsten hätte er ihn zurückgestopft oder umgetauscht. Ich hab ihn rausgeschmissen, und als ich wieder ins Gebärzimmer kam, ist seine Frau unter das hydraulische Geburtsbett gekrochen und hat da das Kind gekriegt. Der kleine Junge war so zwischen dem Gestänge eingezwängt, dass es beinahe zu spät war. Er hat sich das Nasenbein gebrochen. Und so was passiert mir! Jetzt soll ich Schmerzensgeld zahlen, oder der Vater zeigt mich an! Er behauptet, ich hätte schon mehrere Totgeburten auf dem Gewissen und … « Silvia redete und redete.
    Was sie erzählte, erinnerte Carina an etwas, aber es wollte ihr nicht einfallen. »Können wir nachher reden?«, unterbrach sie flüsternd und hasste sich dafür. Sie würde wie ihr Vater werden, nur noch die Arbeit, sonst nichts. Nicht mal ein paar Minuten ertrug sie die Sorgen ihrer Adoptivmutter. »Ich bin gerade … Also wenn Papa heimkommt, soll er mich sofort anrufen, ja?«
    »Geht klar.« Silvia klang eingeschnappt. »Es ist nur, wenn ich nicht binnen zehn Tagen zahle, droht dieser Loos mit einer Klage.«
    »Wer?« Carina war plötzlich wie elektrisiert.
    »Na der, der mich angezeigt hat. Richard Loos. Warum flüsterst du eigentlich? Und wie geht’s deiner Beule?«
    »Die Beule? Äh ja, die ist weg, danke. Du sprichst von Richard Loos aus der Rabenkopfstraße? Und seinem Sohn Fabian?«
    »Das stand bei der Geburt noch nicht fest. Sie hatten eine Liste mit Mädchennamen, aber bei den Bubennamen konnten sie sich nicht einigen. Er wollte irgendwas Altmodisches, Sixtus oder so ähnlich, das wollte seine Frau nicht.«
    »Severin.« Carina tippte auf den Namen von Richards Onkel, bei dem er als Kind oft gewesen war.
    »Kann sein, woher weißt du das? Matte ist an dem Fall dran. Du etwa auch? Sein Bruder und seine Schwägerin wurden doch ermordet und jetzt ist seine Nichte verschwunden. Deshalb wundere ich mich, dass er für meine Sache noch Energie hat.«
    »Ich komme am besten gleich vorbei, ja?« Sie beendeten das Gespräch. Carina beschloss, gleich zu Silvia zu fahren. Dort konnte sie auch auf ihren Vater warten. Wenigstens redete ihre Adoptivmutter noch mit ihr. Nasenbeinbruch eines Neugeborenen. Wie winzig klein war so ein Nasenbeinknöchel, und wie verzwickt musste der kleine Fabian auf die Welt gerutscht sein, dass so etwas passierte. Obendrein noch eine Steißgeburt. Und nun kämpfte er wieder mit dem Leben, weil er geschüttelt worden war. Sie stand vom Bett auf, wollte die Decke zurückklappen, damit alles wie vorher aussah, und spürte eine Erhebung. Sie schlug die Bettdecke ganz zurück. Darunter lag Olivias Brautschuh.
    Sie starrte den Schuh an. Über sich hörte sie Gepolter, als wäre etwas zu Boden gefallen. Dann wurde eine Tür aufgerissen. Jemand rannte die Treppe herunter. Carina schwang sich durch den Rahmen zurück zur Lampe, stürzte zum Schalter und schlug fast das Licht aus. Schnell schlüpfte sie hinter den Samtvorhang, tastete hektisch umher. Verflixt, wo war die Verbindungstür? Zu spät. Die Schritte kamen näher. Carina wagte kaum zu atmen, presste sich an die Wand, stellte sich auf die Zehenspitzen und zupfte vorsichtig den Stoff gerade. Sie hoffte, dass sich der Vorhang nicht allzu sehr ausbeulte und im Dämmerlicht bewegte.

67.
    Jemand trug sie ins Helle, doch sie wollte noch nichts sehen. Sie spürte Papas Arme um sich wie ein Nest und kuschelte sich an ihn. Er flößte ihr etwas zu trinken ein. Wellen in allen Farben trieben in ihrem Inneren vorbei. Rot und Grüngefranst, Hellblau und Dunkelrand, Tropfensilber und Glitzergelb. Alle waren

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