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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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täuschte sie sich nicht und er lauerte ihr auf, würde sie gleich packen, wenn sie hinter dem Vorhang herauskam. Einer der Ordner rutschte herab, wäre um ein Haar zu Boden geknallt. Mit verschwitzten Händen fing sie ihn auf, umkrallte ihn fest, zog sich samt Ordner Stück für Stück an der Wand bis zum Vorhangende zurück und schlich zur Treppe. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete sie hoch. Oben drückte sie die Klinke der Kellertür und spähte in die Wohnung. Saß Anja etwa hier irgendwo? Carina lauschte und schluckte gegen das laute Pochen ihres Herzschlags an. Langsam versuchte sie die Tür ganz zu öffnen. Sie spürte einen Widerstand. Was lauerte dahinter? Anja? Als sie nichts hörte und sich nichts bewegte, drückte Carina sich durch die Tür und sprang dahinter rasch zur Seite. Auf dem Boden vor einem Bücherregal lag nur ein aufgeschlagener Duden, der die Tür blockiert hatte. Carina schlich weiter, spähte um die Ecke ins Wohnzimmer. Dort saß niemand. Auch hinter der Durchreiche zur Küche, von der aus man in die Couchecke sehen konnte, war niemand. Anja schien noch nicht da zu sein. Aber was, wenn Richard von außen in sein eigenes Haus zurückging? Nein, das ging nicht. Der Schlüssel steckte von innen, er musste also durch den Keller zurück. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen – womöglich tauchte er gleich hinter ihr auf und griff nach ihr – , stattdessen presste sie den Ordner noch fester an sich und hechtete mit ein paar Sätzen den Flur entlang bis zur Haustür und riss sie auf. Endlich draußen, rannte sie so schnell sie konnte auf die andere Straßenseite zu Frau Mayerhofer. Fast hätte sie losgeheult, so erleichtert war sie, als sie schwer atmend den Spruch auf dem Fußabstreifer las. Das Bier ist im Kühlschrank .
    Noch immer zitternd hockte sie sich auf das Pflaster, drücktedie Notrufnummer, legte den Daumen auf die grüne Tasteund hielt inne. Was sollte sie sagen? Matthias Kyreleis undPeter Schuster mussten so schnell wie möglich an den Tatort Loos kommen, weil sie, Carina Kyreleis, Rechtsmedizinerin, Spuren von der vermissten Flora gefunden hatte? Plötzlich kamen ihr Zweifel. Spuren? Sie hatte nicht mal eine Faserprobe des Bluts genommen. Was, wenn es doch nur ein für Fabian eingerichtetes Mädchenzimmer war, mit Nasenbluten am Laken, oder wenn Richard das Bettzeug wechselte, bevor die Polizei eintraf? Sie schreckte auf, als sie etwasansprang, und ihr Finger rutschte vom Handy. Bingo war ihr auf den Rücken gesprungen, legte sich ihr um die Schultern und stupste mit seiner Nase an ihre. Sie behielt das Haus gegenüber, in die Einfahrt geduckt, im Blick. Dabei kraulte sie den lebendigen Pelzkragen, bis sich langsam ihr Atem beruhigte. Was sollte sie tun? Am besten fuhr sie zu Silvia wie geplant und wartete dort auf ihren Vater. Allerdings war das keine gute Idee, wenn Richard Flora tatsächlich versteckt hatte. Sie schlug den Ordner auf. Richards Patientenakten. Die Buchstaben K bis P. Befunde, psychologische Gutachten, Sitzungsprotokolle. Ähnlich mager wie seine Klarsichthüllen in der feuerfesten Kiste, mehr Ordnung als Inhalt. Die Diagnosen lagen über zehn Jahre zurück und waren alle mit Richard Loos unterzeichnet, wobei die schwungvolle Unterschrift fast eine Zeile ausfüllte. Nur eine Patientenakte erstreckte sich über mehrere Seiten: Anja Loos .
    Carinas Handy vibrierte in ihrer Hosentasche. Haschpapi. Endlich. Sie ging dran.
    Matte platzte gleich damit heraus, dass Enrico aus dem Koma erwacht war und behauptete, die Mörder seiner Eltern gesehen zu haben. »Er wollte sich am Freitagvormittag Sachen aus seinem Zimmer holen und fand seine Eltern im Schlafzimmer tot vor. Neben seinem Vater lag die Waffe, er dachte zuerst, sie hätten sich selbst umgebracht, da hörte er im Keller Geräusche.«
    »Papa, ich…«, versuchte sie ihn zu unterbrechen. Ihre Lippen zitterten. Jetzt, da sie seine Stimme hörte, machte sich die Erleichterung breit, entkommen zu sein. Tränen tropften auf das Pflaster. Carina wischte sich übers Gesicht. Aber ihr Vater redete weiter.
    »Zwei Männer haben dort das Büro durchsucht. Enrico hat auf sie geschossen, einen der beiden am Bein getroffen und sich den Laptop seiner Mutter aus der Küche geschnappt. Den hat sie immer zu den Backblechen in die Schublade unter dem Ofen gelegt. Er wusste, dass sie an einem wichtigen Artikel schrieb. Aus Angst, sie würden ihn ebenfalls töten, ist Enrico mit dem Auto seines Vaters geflohen. Die beiden haben

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