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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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Helden, wenn auch mit blutdurchtränkten Westen.
    Außer Calimero und Salamander, die als GSG 9-Kollegen ihre Freizeit oft gemeinsam verbrachten, sollten alle nacheinander eintreffen. Sie hatten abgesprochen, dass sie, selbst wenn sie sich auf dem Weg begegneten, einander einen Vorsprung ließen, damit sie nie zusammen gesehen wurden. Ihre Wagen parkten weit außerhalb, kein eifriger Förster oder Spaziergänger, der das Häuschen mieten wollte, sollte die Autonummern registrieren. Sie war diesmal mit der S-Bahn aus München gekommen und dann ein langes Stück zu Fuß hergewandert; trotzdem war sie als Erste beim Schwedenhäuschen eingetroffen. Sie öffnete die Fenster, ließ den Wintermief hinaus, sog den Duft des Frühlings ein und tauchte ihre Augen in das leuchtende Grün. Dann holte sie Brennholz aus dem Schuppen, die Nächte konnten noch kalt werden. Plötzlich bewegte sich etwas hinter ihr. Sie fuhr herum. Calimero hatte sich angeschlichen und umfasste sie.
    »Der ganze Wald riecht nach dir, ich hab dich vermisst.« Er küsste sie in den Nacken, schubste sie in den Scheiterhaufen und legte sich auf sie. Seit sie ihn kannte, machte er ihr Avancen, was ihr als einziger Frau in der Gruppe hin und wieder den nötigen Schutz verlieh, aber dass er sie so überfiel, verwunderte sie.
    »Na, du bist wohl zu lange im Krieg gewesen.« Mit einem Lachen drückte sie ihn weg, rollte unter ihm hervor und packte den Brennholzkorb. Calimeros erster Einsatz, 1977 bei der Operation Feuerzauber, als Elitesoldat der Grenzpolizei, lag sechzehn Jahre zurück. Damals tötete er einen der palästinensischen Geiselnehmer, die die Lufthansamaschine »Landshut« entführt hatten, und half so bei der Befreiung der Geiseln in Mogadischu mit. Vor ein paar Jahren war er zu einem der Truppführer der weltweit anerkannten GSG 9 aufgestiegen und hatte auch ihre geheime Fünfergruppe zusammengestellt.
    In der Wohnküche packte Salamander Schnapsflaschen aus und stellte sie auf den Tisch.
    »Hast du auch an was zu futtern gedacht?« Iris öffnete den Eisenofen und schob mit dem Schürhaken die Asche nach unten durch das Gitter. Salamander wedelte mit ein paar Packungen Salzstangen und Chips. Worte waren nicht seine Stärke, und ihr gefiel das, dann konnte sie sich bei einem Einsatz mehr auf sich selbst konzentrieren. Er sprach durch seine Waffen. Präzise zielen, schießen und die lebenswichtigen Organe zerstören wie bei Rohwedder, ihrem letzten Einsatz. Der zweite Schuss auf seine Frau und Iris’ dritter ins Bücherregal sollten, laut Calimeros Anweisung, die Ermittler lediglich verwirren. In der RAF hatte es niemals Scharfschützen gegeben, diese Hirnwichser ballerten nur wild um sich, mit Waffen, die ihnen irgendwelche V-Leute des Bundeskriminalamts zugeschanzt hatten. Das Bekennerschreiben, das Salamander auf dem Gartenstuhl platzierte, war aus Floskeln von alten Flugblättern der Baader-Meinhof-Gruppe, wie die RAF in Polizeikreisen genannt wurde, zusammengesetzt.
    WER NICHT KÄMPFT , STIRBT AUF RATEN – FREIHEIT IST NUR MÖGLICH IM KAMPF UM BEFREIUNG .
    Wer das verfasst hatte, wusste Iris nicht. Die Fünf witzelten, dass der Flugblattbastler Rohwedder, den Chef der Treuhand, der sich um die Privatisierung der ehemaligen DDR -Betriebe gekümmert hatte, in dem Bekennerschreiben deshalb nicht namentlich erwähnte, weil er dessen Namen nicht schreiben konnte.
    Aber es funktionierte auch so. Die Ermittler hielten das Bekennerschreiben für echt und hofften auf eine längere Erklärung der Rote Armee Fraktion, die nie erfolgen würde. Wer sollte die auch verfassen? Ulrike Meinhof war lange tot, und der Rest der Stadtguerilla, wie sie sich einst selbst bezeichnet hatten, war, wenn nicht auch unter der Erde, inhaftiert oder im Ausland abgetaucht.
    Mundtot gemacht. Eigentlich hatte Das Geld damit erreicht, was es wollte: Die Aufmüpfigen schwiegen. Nur fingen dann auf einmal öffentliche Personen wie Herrhausen und Rohwedder an, unbequem zu werden.
    In weiser Voraussicht hatte Iris ein paar Dosen mitgeschleppt; wie sie die Meute kannte, musste sie aufpassen, überhaupt was davon abzukriegen. Immerhin hatten sie mit der Zeit eingesehen, dass sie, nur weil sie eine Frau war, weder für den Proviant sorgte, noch hinter ihnen herräumte. Auch wenn es ihr schwerfiel, sich in dem Saustall aus Zigarettenkippen und leeren Flaschen wohlzufühlen. Ansonsten wurde sie in der Runde akzeptiert, und die anzüglichen Witze und Betatschungen häuften sich nur zu

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