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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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lebt, aber wir hoffen es jetzt einfach mal.«
    »Dann sag ich nur kurz Bescheid, dass … « Peter wollte in Mattes Büro.
    »Das übernehme ich, fahren Sie gleich los. Der da drin ist wütend, weil er nicht weiß, wie er der Presse beibringen soll, dass in dem Familiendrama noch eine Neunjährige mit drinsteckt und dass ihr Bruder doch nicht der Täter war.«
    »Enrico ist nicht mehr verdächtig?« Carina staunte.
    Schirmer nickte. »Es gibt neue Indizien. Ihr Vater hat sich da in was verrannt, wir alle wissen, dass er viel zu früh wieder zu arbeiten angefangen hat. Aber keine Angst, er beruhigt sich schon wieder. Darum kümmere ich mich. Herr Schuster wird Ihnen alles erklären.« Schirmer kippte den Kaffee in den Schirmständer. Augenblicklich spritzte die braune Brühe wie bei einem großlöchrigen Sieb unten wieder heraus. »Ein Präsidium mit einem anständigen Kaffee muss erst noch entworfen werden. Dieser Jakob Loos war Architekt, nicht? Schade, wieder ein Talent weniger.« Er bückte sich, zog ein Stofftaschentuch aus der Westentasche und polierte seine Schuhe.

32.
    Neumaising, Mai 1992
    Irgendwann ließen sie Iris allein. Sie rollte vom Bett und übergab sich, kauerte in einer Pfütze aus Kotze und Blut. Im Finstern suchte sie nach ihrer Hose, fand sie nicht. Vielleicht hatten sie sie mitgenommen, damit sie nackt blieb. Sie musste hier raus, bevor sie zurückkehrten und sie erschlugen. Ihre Tasche mit Geld, Ausweis und ihren Sachen lag noch in der Küche.
    Alles vibrierte. Erst da fiel ihr auf, wie stark sie zitterte. Sie tastete nach dem Bettlaken, riss es von der Matratze, wickelte sich darin ein und verknotete es im Nacken wie ein Sommerkleid. Der Geruch nach Schweiß und Sperma brachte sie erneut zum Würgen. Danach zog sie sich am Fenster hoch und starrte hinaus. Das Mondlicht griff mit weißen Fingern in den Wald und erhellte ihn an einzelnen Stellen. Vor ihrem Fenster war es abschüssig; wenn sie sprang, würde sie auf dem Pflaster landen, das rings ums Haus führte, und sich alles brechen. Sie schob sich an der Wand entlang, kroch unter der Dachschräge weiter, bis zu Hofis altem Waschtisch. Dahinter war ein kleiner Verschlag, in den sie noch nie hineingesehen hatte. Vorsichtig, möglichst ohne Geräusch, ruckte sie den Waschtisch zur Seite und tastete nach dem übermalten Metallriegel. Er ließ sich nur millimeterweise aufschieben. Was sie dahinter erwartete, wusste sie nicht. Vorsichtig langte sie ins Dunkel, wischte sich Spinnweben vom Gesicht. Der Mond schien durch die Ritzen der Dachplatten und erhellte einen Bretterstapel. Wie sie gehofft hatte, war der Verschlag nicht verschalt. Sie kroch hinein, zog von innen den Waschtisch so weit es ging zurück an die Wand und schloss die Verschlagtür. Sollten die Vier ruhig erst spekulieren, wie sie entkommen war. Sie hob ein paar Dachplatten an, legte sie im Verschlag ab, kniete sich dann auf den Bretterstapel und kletterte aufs Dach. Von außen waren die Dachziegel vermoost und rutschig, aber sie fand Halt in der Regenrinne. Von dort hangelte sie sich aufs Schuppendach und sprang. Sie schrammte sich die Ellbogen am rohen Holz der Schuppenwand auf, landete im Gebüsch, hangelte sich zwischen den spitzen Ästen nach draußen und spürte endlich Waldboden unter den Fußsohlen. Dann rannte sie los.
    Mehrmals stolperte sie, versank in Löchern. Sie musste schräg gelaufen sein, denn es dauerte viel zu lange, bis sie die Fahrstraße erreichte. Doch endlich leuchtete im Scheinwerferlicht der geteerte Kiesweg auf. Mit letzter Kraft stürmte sie vor, hob den nackten Arm und winkte. Dann sank sie auf der Straße zusammen, gerade als ein Reifen auf sie zugerast kam.

33.
    »Erst ein Müsli, dann ein Team.« Carina folgte Peter in sein Büro.
    »So ändern sich die Zeiten, früher hieß es, eine Zigarette geteilt und dann … « Er legte sein Netbook auf den Schreibtisch und schaltete es ein.
    »Den Spruch kenne ich nicht, ich hab nie geraucht. Du etwa?«
    »Einmal, eine Havanna-Zigarre, ich wurde so hundselend krank danach, das hat mich kuriert.« Er klickte auf ein paar Dateien.
    »Hier, die Fotos von der Blitzampel, die wolltest du doch sehen.« Er kippte den Bildschirm in ihre Richtung, und Carina erkannte Enrico; konzentriert und ernst umklammerte er das Lenkrad des Mini Coopers.
    »Und der Wagen dahinter?«, fragte Carina. Dicht hinter Enrico fuhr ein BMW mit verdunkelten Scheiben, genau wie der, der Carina abgedrängt hatte. Das Autokennzeichen war

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