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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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prahlen.“
    „Hätten ihn die Familien der Mädchen nicht zur Ehe zwingen können?“
    „Sie hätten es versuchen können, aber als Offizier hätte er eine hohe Kaution zahlen müssen, um zu heiraten, und die hat er nicht. Wenn er jetzt ernsthafte Absichten hat bzw. wenn sein Vater sie hat, dann muss es um eine gute Partie gehen; in diesem Fall zahlt die Familie der Braut die Kaution.“
    „Die Rosenbergs sind auf jeden Fall nicht vermögend. Außerdem ist Sophie  bereits verlobt und Isabelle lässt sich nicht so leicht verheiraten.“
    „Wem sagen Sie das, Hamilton? Sie können sich sicher denken, dass ich sie nicht vergessen habe, und solange sie frei ist, werde ich wohl nicht aufhören, darauf zu hoffen, dass sie doch noch irgendwann meine Frau wird. Aber es wird sehr bald andere Bewerber geben, das steht fest, und ich muss befürchten, dass ihr einer davon gefällt und sie sich in ihn verliebt.“
    „Haben Sie denn Hoffnung, dass Ihr Vater die Heirat mit Isabelle doch noch erlauben würde?“
    „Er wird mir seine Einwilligung nicht geben, das weiß ich. Aber da ich der einzige Sohn bin, würde er mir vielleicht doch verzeihen, wenn ich erst verheiratet wäre. Mit meinen Eltern werde ich aber vorerst nicht über dieses Thema sprechen. Meiner Schwester habe ich erzählt, dass Isabelle meinen Antrag ohne jede Erklärung abgewiesen hat. Und wissen Sie, was sie dazu gesagt hat? Sie ist davon überzeugt, dass sie weniger entschieden gewesen wäre, wenn sie nicht in einen Anderen verliebt wäre.“ Dabei sah er Hamilton von der Seite an.
    „Das war ja auch Ihre eigene Vermutung.“
    „Ja – aber ich bin nicht darauf gekommen, dass Sie der Auserwählte sein könnten“, sagte Zedwitz.
    Hamilton lachte.
    „Vielleicht wissen Sie es bereits?“, fragte Zedwitz irritiert.
    „Nein, wirklich nicht“, sagte Hamilton, dem es schwer fiel, ernst zu werden. „Ich lache nur über die Fantasie Ihrer Schwester. Isabelle kann mich nicht ausstehen, sie würde mir am liebsten die Augen auskratzen.“
    „Ich habe mit Agnes darüber gesprochen, aber sie ist davon überzeugt, dass Isabelle in Sie verliebt ist – auch wenn sie es vielleicht selbst nicht weiß.“
    „Das ist eine ganz neue Theorie – aber sie ist völlig abwegig. Sie hat mir mehrfach gesagt, dass sie mich hasst.“
    „Es freut mich, das zu hören“, bemerkte Zedwitz trocken und wechselte das Thema.
    Obwohl Hamilton die Überlegungen der jungen Gräfin Zedwitz als völlig abwegig bezeichnet hatte, setzte sich die Vorstellung, die schöne Isabelle könne trotz allem insgeheim in ihn verliebt sein und nur verzweifelt versuchen, ihre Gefühle vor ihm und auch vor ihrer Schwester zu verbergen, auf dem Heimweg in seinem Kopf fest. Er war nicht völlig frei von Eitelkeit, und die Vorstellung schmeichelte ihm, auch wenn er noch nicht wusste, welchen Einfluss sie auf sein zukünftiges Verhalten haben würde.
    Als er an der Wohnungstür klingelte, wurde er zu seiner Überraschung von Isabelle eingelassen.
    „Herr Hamilton“, sagte sie leise, „ich würde gerne ein paar Minuten mit Ihnen sprechen, wenn Sie Zeit haben.“
    „Selbstverständlich“, antwortete er und folgte ihr in den Salon. Sie ging direkt zum Fenster und blickte hinaus, statt ihn anzusehen. Er wartete einige Minuten, dass sie das Gespräch eröffnen würde, dann sagte er kühl: „Welchem außerordentlichem Ereignis oder auch welch ungewöhnlichem Glück habe ich diese Zusammenkunft zu verdanken, Mademoiselle?“
    Als sie sich umdrehte, bemerkte er, dass sie offenbar um Fassung rang und ihre Ruhe nur gespielt war. Nach einigem Zögern sagte sie schließlich mit unsicherer Stimme: „Glauben Sie mir, Herr Hamilton, dass ich Ihre Zeit nur aus Liebe zu meiner Schwester in Anspruch nehme. Sie wissen, dass die Gefühle meiner Schwester für Sie ...“
    „... das Gegenteil der Ihren sind?“, fragte er.
    „Ich habe nicht die Absicht, von meinen Gefühlen zu sprechen“, sagte sie und wurde blass. „Ich möchte Ihnen nur deutlich machen, wie unehrenhaft und grausam Ihr Benehmen gegenüber meiner arglosen Schwester ist. Sie wissen, dass sie sich gerade mit einem Anderen verlobt hat, mit einem Mann, den sie bis jetzt nicht liebt. Statt ihr dabei zu helfen, sich mit ihrem Schicksal auszusöhnen, und ihr die Vorteile dieser Verbindung vor Augen zu führen, machen Sie sich über den Major lustig und … und damit nicht genug, benutzten Sie jede Gelegenheit, um sie mit Aufmerksamkeiten zu überhäufen,

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