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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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noch nie eine solche Mischung aus Überheblichkeit und Stolz erlebt. Wie kommt er mit der Stiefmutter aus?“
    „Oh, sehr gut. Sie hält ihm zuweilen Vorträge über seine verschwenderischen Gewohnheiten, die er aber stets mit Humor nimmt. Ich glaube, seine Eltern sind sehr reich, obwohl er nicht darüber spricht“, antwortete Isabelle. „Ich muss zugeben, dass ich ihn anfangs selbst auch für ungemein eingebildet hielt. Aber wenn man ihn näher kennt, stellt sich das sehr bald als Irrtum heraus. Er ist im Umgang sehr angenehm, höflich und völlig frei von jeder Überheblichkeit.“
    „Wenn Sie weiter so über ihn sprechen, dann werden wir am Ende noch glauben, Sie haben sich in ihn verliebt“, sagte Fräulein von Hoffmann lachend.
    „Sie tun ihr sicher Unrecht“, antwortete Raimund lächelnd. „Ich vermute eher, dass dieser Engländer eine gewisse Schwäche für Isabelles Schwester hat – geben Sie es ruhig zu!“
    „Es mag sein, dass er eine – gewisse Schwäche für sie hatte, ehe sie sich mit Major Stutzenbacher verlobt hat. Jetzt behandelt er sie mit freundlicher Höflichkeit, er spricht mit ihr nicht mehr als mit mir.“
    „So mag es aussehen“, lachte Raimund. „Beim Jupiter, ich beneide ihn um seine gegenwärtige Lage. Es muss ein Vergnügen sein, jemanden wie den farblosen Major zu … verdrängen.“
    „Das hat er ganz bestimmt nicht vor“, sagte Isabelle mit Nachdruck. „Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er nicht heiraten kann.“
    „Es wird immer besser“, sagte Raimund mit sarkastischem Lachen. „Er scheint ganz genau zu wissen, was er vorhat.“
    „Ich verstehe nicht, was Sie meinen“, sagte Isabelle, aber schon begann das nächste Pferderennen, und das Gespräch erstarb.
    Hamilton verfolgte die Rennen auf dem Rücken seines Pferdes, aber noch vor dem Ende des letzten machte er sich wieder auf den Heimweg. Die Begegnung mit Raimund und der Gedanke daran, dass er sich als Isabelles Cousin wohl bald gewisse Vertraulichkeiten ihr gegenüber herausnehmen würde, hatten ihm die Laune verdorben.
     
    Nach dem Abendessen verließ Herr Rosenberg wie üblich sehr bald das Haus, der Major setzte sich mit Sophie in den Salon, Madame Rosenberg breitete ihr Kartenspiel vor sich auf dem Tisch aus und Isabelle war von den Hoffmanns für den Abend eingeladen worden. So musste Hamilton sich damit begnügen, lustlos in einer Zeitung zu blättern.
    „Sehr sonderbar“, sagte Madame Rosenberg nachdenklich, „wirklich sehr sonderbar – die Heirat liegt nicht in den Karten.“
    „Ich dachte, sie legen eine Patience“, sagte Hamilton.
    „Nein, ich lege die Karten für Isabelle“, antwortete sie leise, „und eine Heirat ist nicht zu sehen. – Ich werde noch einmal legen.“
    Hamilton setzte sich neben sie an den Tisch und sah zu, wie sie langsam und mit Bedacht die Karten offen in regelmäßigen Reihen vor sich legte, während sie murmelte: „Das ist Sophie – und das ist der Major – aber sie sind weit auseinander! Und die Heirats- und Liebeskarten sind alle bei ihm, während Sophies Gedanken sich um ein Geschenk drehen. Oh, hier kommt ein Brief mit Geld in unser Haus – aber wahrscheinlich kommt er wieder wie gewöhnlich aus England und ist für Sie bestimmt, Herr Hamilton. – Ich sehe, Sie lächeln. Sie glauben wohl nicht an die Karten?“
    „Oh, ich habe keinerlei Erfahrung damit. Aber ich gebe zu, dass ich sehr erstaunt wäre, wenn die Karten irgendetwas anzeigen würden, was tatsächlich eintrifft. Es müsste schon ein bisschen Außergewöhnlicher sein als dass ein Brief mit Geld ankommt. Das ist sehr wahrscheinlich, da mein Vater großzügig ist und ich in meinem letzten Brief davon sprach, dass ich einen Schlitten kaufen will.“
    „Aber was, wenn Sophies Heirat nicht zustande kommt, was der Himmel verhüten möge! Was würden Sie dann sagen?“
    „Sie wird sicher stattfinden, aber es könnte sein, dass sie verschoben wird. Sie haben gestern selbst gesagt, dass Sie mit der Aussteuer wohl nicht rechtzeitig fertig werden. Und dass Sophie an Geschenke zur Hochzeit denkt, kann man ihr sicher nicht übel nehmen.“
    „Oh, ich sehe, Sie können die Karten perfekt deuten“, lachte Frau Rosenberg. „Hier ist zum Beispiel eine falsche Person in unserem Haus – eine sehr falsche Person. Hinter ihr kommen noch etliche schlechte Karten. Wer könnte das sein?“
    „Ich hoffe, ihr Verdacht fällt nicht auf mich“, sagte Hamilton.
    „Natürlich nicht. Ich bin mir sicher, dass

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