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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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Bring mir eine Gemüsepizza mit, bitte.“ Sie grinst schelmisch und ich zögere nicht lang, bevor ich ihr den Schlüssel aus der Hand nehme. Das wiederum ist das Stichwort für Mike. Seine Bestellung ist allerdings so lang, dass ich mir letztendlich alles aufschreiben muss, um hinterher nicht die Hälfte zu vergessen.
     
    Ich fahre gern einkaufen und besonders gern fahre ich allein einkaufen. Ich mag es, in aller Ruhe durch die Regalreihen zu schlendern und am allerliebsten mag ich es, durch die mir so vertrauten Ortschaften wieder nach Hause zu fahren. Vom Supermarkt bis zu meinem Elternhaus muss ich eine Strecke von etwas mehr als zwanzig Kilometern zurücklegen und diese zwanzig Kilometer sind vollgestopft mit Erinnerungen. Mit beinah nostalgischer Wehmut betrachte ich die vorbeiziehenden Häuser, das einzige Kino weit und breit. Die Schlittschuhhalle, in der es nur im Winter eine Eisbahn gibt und in der Valerie und ich früher Dauergäste waren. Die Bibliothek, in der ich halbe Tage verbracht habe, die vertrauten Konstellationen von Bäumen und Gebäuden.
    Am Ortsausgang komme ich an der Fläche vorbei, auf der der jährliche Wintermarkt stattfindet und ich muss lächeln und an John denken.
    Mein John.
     
    Zurück zu Hause habe ich das Gefühl, Valerie und Mike bei irgendetwas zu stören. Zumindest benehmen sie sich wie zwei kleine Kinder, die man bei etwas Verbotenem ertappt hat, als ich in die Küche komme.
    „Geht’s euch beiden gut?“
    Statt einer vernünftigen Antwort folgt nur einvernehmliches Gekicher und ich schüttle lächelnd den Kopf, während ich meine Einkäufe verstaue. Die beiden scheinen sich wirklich gut zu verstehen, fast könnte ich ein klein wenig eifersüchtig werden. Aber wirklich nur fast.
    Als Val gegen Abend wieder verschwindet, ist Mike auf einmal ziemlich blass und geht zügig ins Bett. Vielleicht war der Nachmittag doch ein bisschen viel für ihn. Doch ich finde, das war es wert – denn er hat zumindest den halben Nachmittag lang gelacht.

 
Kapitel 20
     
    Ich stehe draußen in der Kälte vor den Proberäumen und warte auf John. Eigentlich müsste ich um diese Zeit in einer Vorlesung sitzen, aber man gewöhnt sich an viele Dinge, wenn man sie nur oft genug macht. Auch daran, blauzumachen.
    Zum Glück muss ich nicht sehr lang warten, bis John, gefolgt von ein paar Bandkollegen, ins Gespräch vertieft den Probenraum verlässt.
    Er sieht ein bisschen genervt aus. Und er wirkt ziemlich ernst. Zwischen seinen Augenbrauen hat sich eine steile Falte gebildet, sein Gang ist energisch und bestimmt. Er sagt kein Wort, schüttelt nur wegen irgendetwas stumm den Kopf.
    Mein einsamer Krieger!
    Er hat mich immer noch nicht entdeckt, also mache ich ein paar Schritte in seine Richtung, bis meine Bewegung seine Aufmerksamkeit erregt.
    Der Wandel, der sich auf seinem Gesicht vollzieht, als er mich entdeckt, sagt mir mehr, als es jedes Liebesgeständnis könnte. Er sieht mich und lächelt. Und während sein Gesicht vorher fest verschlossen war wie eine undurchdringbare Maske, öffnet es sich, als er mich erkennt. Er lächelt, strahlend und ehrlich, was dazu führt, dass meine Knie ganz weich werden, während mein Herzschlag sich überproportional beschleunigt.
    Im Gegensatz zu mir können seine Bandkollegen die Wandlung in seinem Gesicht nicht sehen, weil sie ein Stück hinter ihm gehen. Umso erstaunter schauen sie, als John kurz die Hand zum Gruß hebt, seine Schritte beschleunigt und die Jungs einfach stehen lässt, nur um möglichst schnell zu mir zu kommen.
    „Meine Schöne!“ Er strahlt, als er mich endlich erreicht hat und ich schlinge beide Arme fest um seinen Hals, während er mich hochhebt und küsst. „Was machst du denn hier?“
    „Ich wollte dich überraschen.“ Ich küsse ihn gleich noch einmal, während sich mein armes Herz anfühlt, als müsste es überschäumen vor lauter Glück. „Gibst du mir deine Autoschlüssel? Ich habe einen kleinen Ausflug für uns geplant.“
    Zugegeben: Es wäre schöner, hätte ich ein eigenes Auto und müsste ihn nicht um seins bitten. Aber was nicht ist, das ist nicht. Also muss es so gehen. Tatsächlich gibt John mir seine Autoschlüssel bereitwillig und ohne zu murren.
    „Ist das dein Rucksack?“ John deutet auf das monströse Ding, das neben mir steht und ich nicke. „Ich vermute mal, dass du mir nicht verraten wirst, was du damit vorhast? Überraschung und so?“ Er sieht mich fragend an und ich nicke abermals. Ohne weitere Fragen zu

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