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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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verabredet und ich muss mich vorher noch umziehen. Und eine heiße Dusche wäre auch nicht schlecht.
     
    Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig. Nach einigen Grübeleien habe ich mich für mein schwarzes Jerseykleid mit dem Wickelausschnitt, schwarze Strümpfe und schwarze Stiefel entschieden. Und weil es immer noch ziemlich kalt draußen ist, habe ich einen schwarzen Strickbolero drübergezogen und das Ganze mit der Perlenkette meiner Großmutter aufgemotzt. Falls es nicht ganz so schick sein sollte, kann ich die zur Not immer noch in die Tasche stecken. Damit sollte ich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, bis auf Oper oder Bowling passt das zu fast allen Gelegenheiten. Ich wickle mich in meinen Schal und ziehe meinen Mantel über, dann gehe ich schnell los.
    Punkt 19:30 Uhr stehe ich vor Johns Wohnung. Ich will gerade anklopfen, als ich den Zettel an der Tür sehe:
     
    Komm aufs Dach! John
     
    Ich hoffe doch sehr für ihn, dass es sich lohnt, bis aufs Dach hinaufzuklettern, denn es sind immerhin zwölf Stockwerke von hier aus und der Aufzug ist wie immer außer Betrieb.
    Seufzend stecke ich seine Nachricht in meine Manteltasche und laufe los. Gleich auf dem ersten Treppenansatz liegt eine cremeweiße, langstielige Rose. Und auf jedem weiteren auch. Da es viele Treppenstufen und somit viele Absätze sind, sind es eine Menge Rosen, die ich eingesammelt habe, bis ich oben ankomme.
     
    +++
    Während John auf dem Dach steht und wartet, ist er ein bisschen nervös. Bis die Tür sich endlich öffnet und Hope hindurchkommt, scheinen Stunden vergangen zu sein.
    Sie sieht einfach wunderschön aus!
    Ihr leicht gewelltes Haar hebt sich hell von ihrem dunklen Mantel ab. Genau wie die hellen Rosen, die sie in den Armen hält. In dem Moment, in dem sie die Tür öffnet und wieder hinter sich schließt, nimmt wie auf Kommando der Wind ein bisschen zu, greift in ihr Haar und umspielt damit ihr Gesicht.
    Wie in einem kitschigen Film.
    Ein bisschen unsicher lächelnd kommt sie auf ihn zu. Er küsst sie vorsichtig, bevor er ihr die Rosen aus der Hand nimmt und sie in eine Vase stellt, die er extra zu diesem Zweck mit heraufgebracht hat.
    Hope schmeckt nach einer Mischung aus Kirschen, Zimt und Vanille und er küsst sie gleich noch einmal.
    „Hi“, flüstert sie an seinem Mund. „Und danke für die Rosen!“ Bevor sie sich ein wenig von ihm löst und sich umschaut, küsst er sie ein drittes Mal. „Es ist wunderschön hier!“ Den Kopf in den Nacken gelegt, betrachtet sie den klaren Himmel; die Sterne erscheinen heute Abend so gestochen scharf, als könne man sie greifen. „Wolltest du mir die Sterne zeigen?“
    Johns Herz schlägt deutlich schneller, noch schneller, als sie ihn wieder ansieht.
    „Ich habe mir zumindest gedacht, dass sie dir gefallen werden. Aber zeigen wollte ich dir etwas anderes.“
    Langsam zieht er eine kleine Schachtel aus seiner Tasche und sinkt auf die Knie.
    „Hope, du bist schöner für mich als jeder dieser Sterne.“ Er grinst schief, weil er selbst kaum glauben kann, dass er den unglaublichen Kitsch, den er da gerade von sich gibt, auch tatsächlich so empfindet. Hope selbst steht jetzt ganz ruhig und sieht nicht nur wunderschön, sondern vor allem verwundert aus.
    John wird plötzlich verlegen. Kurz reibt er sich über das Brustbein, als wolle er sichergehen, dass sich sein Herz immer noch in seinem Körper befindet. Dann beschließt er, es einfach kurz zu machen, statt lang drum herumzureden.
    „Ich liebe dich von ganzen Herzen. Mehr als ich mir je vorgestellt hätte, einen Menschen lieben zu können. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als dich für den Rest meines Lebens als meine Frau an meiner Seite zu haben. Du hast mir mal vorgeworfen, ich würde nicht wirklich zu dir stehen. Was nicht stimmt. Ich möchte, dass jeder weiß, dass ich genauso zu dir gehöre, wie du zu mir. Und aus diesem Grund möchte ich dich heiraten. Hier und jetzt.“ Er holt tief Luft. „Heiratest du mich, Hope? Bitte?“
    Völlig entgeistert schaut die Frau seines Herzens ihn an und sagt nichts. Eigentlich hatte er ja gehofft, dass sie vor Rührung halb außer sich wäre, aber sie sieht nach wie vor vor allem verwundert aus.
    Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
    John macht sich schon mal auf das Schlimmste gefasst, während er immer noch vor ihr am Boden kniet.
    +++
     
    „War das jetzt ein ernst gemeinter Antrag?“ Ich kann gar nicht richtig glauben, was ich da gerade gehört

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