Die Versuchung der Hoffnung
Friedensrichter zu richten, sonst hätte ich das Ehegelübde, das ich nachsprechen muss, von ihm wiederholen lassen müssen. Was mir unglaublich peinlich gewesen wäre.
Anschließend steckt John mir den wunderschönen Ring an den Finger, zieht mich an sich, um mich zu küssen, wir unterschreiben ein paar Dokumente und dann ist es vorbei.
Ich bin eine verheiratete Frau!
Einen Moment lang frage ich mich, ob ich mich jetzt irgendwie anders fühlen müsste. Aber ich fühle mich immer noch genauso wie vorher, ich bin immer noch ich selbst.
Wer solltest du auch sonst sein, du dummes Ding?
Obwohl heute mein Hochzeitstag ist, scheint ein Teil von mir, wie so oft, nicht sonderlich nett zu mir zu sein. Aber zum Glück sind alle anderen nett zu mir, wenn ich es schon selbst nicht bin.
Valerie fällt mir um den Hals und quietscht vor lauter Freude. Frank gratuliert mir strahlend und auch der Friedensrichter scheint irgendwie sehr gerührt zu sein, auch wenn er sich schnell wieder von uns verabschiedet.
Nur zu viert bleiben wir eine Weile auf dem Dach stehen, stoßen mit Champagner an, den Valerie mitgebracht hat und ich bin so glücklich, dass ich mich beinah schwerelos fühle. Niemand von uns redet viel, aber wir alle lächeln. Es fühlt sich schön und feierlich an. Aber trotz aller Romantik ist die Nacht trotzdem irgendwann zu kalt, um noch länger draußen zu bleiben. Frank und Valerie verabschieden sich ziemlich zügig, um sich wieder ins Warme zurückzuziehen.
John und ich bleiben allein zurück und zum hundertsten Male an diesem Abend zieht er mich in seine Arme, um mich zu küssen.
„Wollen wir auch rein ins Warme gehen?“ In seiner Stimme schwingt etwas mit, das mir sagt, dass er wohl eher Dinge vorhat, bei denen mir nicht nur warm, sondern ziemlich heiß werden wird.
Sein nächster Kuss ist deutlich fordernder als der vorherige und die feinen Härchen an meinem Körper stellen sich auf, als er mir anschließend in die Augen blickt. Sein Lächeln ist wölfisch und auf seiner rechten Wange bildet sich das kleine Grübchen, das ich so sehr mag.
„Ja, lass uns reingehen“, flüstere ich, während ich kleine Küsse auf seinem Hals verteile und mich an seinem Kragen festhalte, weil ich mich gerade nicht von ihm lösen mag. Seine Nähe fühlt sich einfach zu gut an. Beim nächsten Kuss dränge ich mich enger gegen ihn, was ihm zu gefallen scheint und ihm ein raues Lachen entlockt. Trotzdem löst er meine Finger von seinem Kragen und nimmt meine Hand.
„Nicht, Hope. Du weißt doch, was passiert, wenn du das machst. Und was wäre ich denn für ein Ehemann, wenn ich meine Frau in unserer Hochzeitsnacht irgendwo in der Kälte vögeln würde, als wäre ich ein notgeiler Teenager ohne Zuhause? Es ist unsere Hochzeitsnacht! Ich will dich in meinem Bett. In unserem Bett! Und ich will mir Zeit lassen.“
Sanft und gleichzeitig bestimmt zieht er mich zur Tür, um mich anschließend durch das Treppenhaus zu seiner Wohnung zu bringen. Zwischendrin müssen wir immer wieder stehen bleiben, um uns zu küssen. Nach der halben Strecke durchs Treppenhaus hebt er mich auf seine Arme und trägt mich, so mühelos, als würde ich nicht mehr als eine Puppe wiegen. An seiner Wohnung angekommen, schafft er es tatsächlich, die Tür aufzuschließen, ohne mich abzusetzen.
Mit dem Fuß gibt er der Tür einen Tritt, als wir es irgendwie in seine kleine Wohnung geschafft haben. Bei der Tür zum Schlafzimmer machen wir uns diese Mühe nicht mehr. Warum auch? Wir sind schließlich allein hier.
Er beginnt Küsse auf meinem Hals zu verteilen, die dafür sorgen, dass ich mich auf nichts mehr sonst konzentrieren kann. Außerdem will ich das gar nicht mehr. Ich will nur John. Ich will ihn spüren, küssen und halten, ihn lieben.
Vorsichtig legt er mich auf seinem Bett ab, zieht erst mich aus, langsam und feierlich, nur die Perlenkette lässt er um meinen Hals. Dann zieht er sich selbst aus und ich genieße den Anblick, den er mir dabei bietet.
Als er zu mir aufs Bett kommt, ziehe ich ihn in meine Arme, küsse ihn, dränge mich gegen ihn und ihm wird ziemlich schnell klar, was ich von ihm will. Nämlich ihn spüren, so nah und so intensiv wie nur irgend möglich. Wir lieben uns, ehrfurchtsvoll und andächtig und mit dem Gefühl der ultimativen Nähe.
Draußen hat der Wind deutlich aufgefrischt und es braut sich ein Sturm zusammen, der um das Haus herum pfeift. Aber ich fühle mich sicher und geborgen in Jonathans Armen, als wir später eng
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