Die Versuchung der Hoffnung
habe.
John schaut zu mir hoch. „Natürlich. Was soll das denn sonst gewesen sein? Glaubst du, ich bereite das alles vor, kaufe einen Ring und Hunderte von Rosen, sinke vor dir auf die Knie nur um dann „verarscht“ zu schreien und mich kaputtzulachen? Dafür wäre mir der Aufwand dann doch ein bisschen zu groß gewesen. So gern ich dich auch ärgere.“ Er kniet noch immer vor mir und schaut mich mit schief gelegtem Kopf erwartungsvoll an. Energisch ziehe ich ihn zu mir hoch.
„Ich … Ach John … Wir sind doch aber erst so kurz zusammen und wir sind so jung. Wir haben doch nicht einmal eine gemeinsame Wohnung … Irgendwie erscheint mir das so … unvernünftig!“
Wenn ich mich so selbst reden höre, habe ich das Gefühl, dass hier gerade etwas gehörig falsch läuft.
Hope, du hast gerade einen Antrag bekommen. John Petterson hat dir gerade einen Heiratsantrag gemacht!
Meine Reaktion auf einen Heiratsantrag hatte ich mir in meinen Kleinmädchenträumen doch immer ein bisschen anders vorgestellt. In meinen Träumen gab es hinreißende Küsse, dahingehauchte „Jas“ und ein paar Tränen der Rührung. Keine vernünftigen Argumente.
Zum Glück ist Johns Selbstbewusstsein unerschütterlich genug, um das aushalten zu können.
„Klar sind wir das. Und natürlich ist es ein Risiko. Aber ist es das nicht immer? Jede Liebe beginnt mit einem allerersten Blick, einem ersten Kuss. Und was danach kommt, kann man nicht wissen. Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um sich enger aneinander zu binden? Ich kenne Paare, die haben sich nach über zwanzig Ehejahren wieder voneinander getrennt. Ich liebe dich. Und ich fühle mich besser, wenn du bei mir bist, vollständig, komplett. Ich bin mir so sicher, wie man sich nur sein kann, dass ich das auch an jedem anderen Tag meines Lebens so empfinden werde. Also, sag mir noch mal, warum sollten wir jetzt nicht heiraten?“
Ich beiße mir auf die Lippen. „Du willst doch nur Sex ohne Kondom mit mir haben …“
Ein breites Grinsen stiehlt sich auf Johns Gesicht. „Das natürlich auch!“ Er küsst meine Stirn. „Bekomme ich eine Antwort von dir, meine Schöne?“
Bevor ich antworten kann, muss ich mich räuspern, meine Stimme gehorcht mir plötzlich nicht mehr.
„Was hast du mich noch mal gefragt?“
„Es gefällt dir also doch, wenn ich vor dir im Schmutz knie, kann das sein?“
„Ein bisschen vielleicht.“ Ich muss schmunzeln.
„Also gut.“ Lächelnd fällt John wieder vor mir auf die Knie. Dann wird er erneut ernst und greift nach meinen Händen.
„Hope Elizabeth Marshall, du bist die Frau, die mich glücklich macht und mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
Dieses Mal lasse ich mich auch auf die Knie fallen. Ich küsse ihn, sanft und zärtlich. Anschließend sage ich: „Ja!“ Und sonst nichts.
Und dann kommen sie doch noch, die großen Gefühle und die Tränen aus meinen Träumen.
Kapitel 22
John und ich sitzen auf einer kleinen Bank, die er extra aufs Dach geschafft haben muss. Überall um uns herum stehen, in allen möglichen und unmöglichen Behältern, diese wunderschönen, cremefarbenen Rosen.
Mein Verlobter (ich finde das Wort so altmodisch albern, dass ich das Gesicht verziehen muss, als ich daran denke) holt unter der Bank eine Thermoskanne hervor und gießt mir einen Becher heißen Tee ein. Ich lege meine kalten Finger um die warme Tasse und schnuppere an dem heißen Dampf, der daraus emporsteigt.
„Fenchel, Minze und Süßholz?“
John zuckt lächelnd mit den Schultern.
„Ich dachte, das beruhigt vielleicht deinen Magen. Du trinkst das Gebräu doch sonst immer, wenn du nervös bist …“
„Du hattest Sorge, dein Heiratsantrag würde mir auf den Magen schlagen?“
„Angeblich sollen manche Frauen ja am Tag ihrer Hochzeit schrecklich nervös sein …“
Ich puste in die heiße Flüssigkeit und schaue nachdenklich auf die Wellen, die sich dabei im Tee bilden.
„Hast du dir schon überlegt, wann die Hochzeit stattfinden soll? Und in welchem Rahmen?“ Es gibt ja unbegrenzte Möglichkeiten zu heiraten. Hoffentlich will er keine Hochzeit mit viel Bier, lauten Gitarren und Ledermontur in der Garage bei einem seiner Freunde … Ansonsten bin ich guter Dinge, dass wir einen Kompromiss finden werden. John sagt irgendetwas und reißt mich damit aus meinen Gedanken. „Wie bitte?“, frage ich nach und nehme einen Schluck Tee.
„Ich habe gesagt: in
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