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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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Mom zu denken.
    Ich fuhr zur Sporthalle, wo ich mir im Pool ein wenig Frieden erhoffte.
    Die Wirkung von Wasser hatte ich bereits als Kleinkind entdeckt. Meine Mom war jeden Tag mit mir schwimmen gegangen, bei Regen und Sonnenschein, bei Hitze oder Kälte. Als wir nach Ivy Springs zogen, bestand sie darauf, dass auf dem Grundstück ein Pool gebaut wurde.
    Seit Jack sie ins Koma versetzt hatte, mochte ich nicht mehr darin schwimmen.
    Wegen meiner angeschlagenen Rippen ging ich über die Treppe ins Wasser, statt hineinzuspringen. Während ich auf den Boden des Pools sank und beim Ausatmen Blasen um mich aufsteigen ließ, gestattete ich mir, an sie zu denken. Keinerlei fremde Gefühle verwirrten meinen Geist und lenkten mich von meiner Traurigkeit ab.
    Sie hatte alles für mich aufgegeben. Eine lukrative Karriere, ein Dasein im Rampenlicht, jegliche Chancen auf ein normales Leben. Sie wusste nicht einmal, dass sie eine Zeitreisende war, bevor sie mit mir schwanger wurde. Als sie anfing, die Zeitlosen zu sehen, half mein Dad ihr, damit fertigzuwerden.
    Dann kam ich zur Welt, und sie wurde die Mutter eines kleinen Jungen, der unablässig von sämtlichen Emotionen in seiner Nähe bombardiert wurde. Als sie und Dad merkten, was mit mir los war und welche Bedürfnisse ich hatte, ließ sie ihr altes Leben hinter sich, um mir das Gefühl von Sicherheit zu geben. Sie machte ihre Sache so gut, dass ich, bis ich in die Schule kam, kein anderes Gefühl als Liebe kannte. Sie hüllte mich darin ein wie in einen schützenden Kokon.
    Ich stieß mich am Boden ab und schoss an die Oberfläche. Die kühle Luft stand im krassen Kontrast zu dem warmen Poolwasser. Ich atmete tief ein.
    Diesmal drückte ich mich am Rand ab und kraulte wild drauflos. Meine Arme und Beine wühlten das Wasser auf und besänftigten gleichzeitig meine Gefühle.
    Wir wussten immer noch nicht genau, was Jack Landers meiner Mutter angetan hatte. Er hatte Emerson gegenüber behauptet, er habe ihr all die Erinnerungen geraubt, um sie in den Selbstmord zu treiben. Ich wusste nicht, ob er ihr auch die Erinnerungen an mich genommen hatte.
    Meine Mom hätte ihr Leben nicht für mich gelebt, um dann alles wegzuwerfen. Niemals hatte ich bei ihr den Wunsch gespürt, irgendwo anders zu sein als bei uns.
    Die Tatsache, dass sie immer noch atmete, obwohl sie seit fast zwei Monaten bewusstlos war, fasste ich als Bestätigung meiner Überzeugung auf.
    Es war mein Ernst gewesen, als ich mit dem Schwert auf Jack losgegangen war.
    Wie hätte es ein Fehler sein können, ihn zu töten?
    Jetzt waren meine Gefühle und Ziele so gradlinig wie die blaue Bahnmarkierung auf dem Grund des Pools. Ich stieß mich ab und tauchte ein letztes Mal bis zum Beckenrand, bevor ich zum Luftholen hochkommen musste.
    Football am Sonntagabend.
    Das umgebaute Poolhaus mit den riesigen Fenstern hatte einen cremefarbenen Anstrich und war mit dunkelbraunen Ledersofas möbliert. An diesem Abend roch es nach Nachos und Chili. Wie es später riechen würde, mochte ich mir nicht vorstellen.
    »Boom!«, kicherte Nate und schleuderte die Fernbedienung so heftig von sich, dass sie vom Couchpolster hochsprang. »Ich hab dir gesagt, er würde drei Touchdowns schaffen. Du musst eine Woche lang meinen Mülldienst übernehmen.«
    »Ach ja?« Dune sah Nate herausfordernd an. »Muss ich das? Das wollen wir ja mal sehen.«
    Nate stöhnte.
    Keiner von beiden bemerkte mich.
    Ich ging zurück zu Michaels Zimmer, doch als ich die Hand am Türknauf hatte, hielt ich inne, denn die Flurlampen fingen plötzlich zu flackern an, und der Fernseher ging aus.
    Meine Eltern hatten die gleichen Fähigkeiten wie Michael und Em und verfügten über dieselbe elektrisch aufgeladene Verbindung. Solange ich denken konnte, war die Elektrizität zwischen ihnen gemäßigt, und ihre Liebe war so konstant, dass sie wie ein emotionales Hintergrundrauschen schien. Es wurde mir erst bewusst, als sie beide fort waren.
    Michaels und Ems Liebe erzeugte die Art von Elektrizität, die von den Leuten wahrgenommen wurde.
    Ich hatte schon den Knauf losgelassen und wollte mich diskret zurückziehen, als Em Michaels Tür aufriss. »Kaleb! Hey, wolltest du zu uns?«
    Michael lag in Jeans und T-Shirt auf dem Bett und lächelte verträumt. Die Tagesdecke war zerknautscht, und eine Sweatshirtjacke lag auf dem Boden neben Ems schwarzen Converse-Sneakern. Ich spürte ein kummervolles Ziehen in der Brust.
    Zumindest hatte ich nichts allzu Ernstes unterbrochen. Michael

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